Mein Fuß versinkt so tief, dass mir etwas vom Wüstensand in den Schuh rieselt. Seit ich den gekennzeichneten Weg verlassen habe, versinken meine rostroten Wanderstiefel immer tiefer und inzwischen ist er sogar durch meine Wollsocken gedrungen. Erschöpft setze ich mich auf einen Sandhügel und nehme einen Schluck aus meiner Flasche, von dem Liter ist inzwischen nicht mehr viel übrig, ich muss also bald umkehren. Meine Hoffnung, außerhalb der ausgelatschten Touristenwege irgendetwas aus alter Zeit zu finden, ist bis jetzt unerfüllt geblieben. Ich streiche meine dunkelblonden Locken hinter meine Ohren. Jeder Muskel in meinem Hintern schmerzt als ich aufstehe und mich auf meine Schaufel stütze, die ich als Wanderstecken missbrauche. Ich fange wieder an zu laufen und haue meine Schaufel bei jedem Schritt in den Sand, bis ich unerwartet auf etwas hartes stoße. Realistisch wäre ein kleiner Stein oder ein Stückchen Holz, aber in meinem Kopf male ich mir schon eine Grabkammer mit Bergen von Gold aus. Mein Rucksack landet im Sand und ich beginne zu graben. Nach kurzer Zeit habe ich den oberen Rand eines steinernen Türrahmens freigeschaufelt. Es dauert auch nicht mehr lange, bis ich eine steinerne Platte freigeschaufelt habe. Ein Brett ist vor einer eingerissenen Ecke platziert, gerade groß genug, dass ein kleiner Mensch durchpasst. Mit den Füßen voran quetsche ich mich in die Höhle dahinter, es ist stickig und dunkel. Um den Ausgang nicht zu verlieren, binde ich einen dünnen Bindfaden um ein Stöckchen und schmeiße es durch das Loch nach draußen.
Das Licht meiner Taschenlampe wandert über die Wände, gefurcht von den Arbeitern, die vor zweitausend Jahren den Gang in den Stein gehauen haben. Fünf Stufen runter und der Gang öffnet sich zu einer Grabkammer, grob gemessen zwei mal drei Meter. In der Mitte steht ein schlichter Sarg, sonst nichts, hier waren Grabräuber. Ein kleiner Skorpion flieht aus dem Licht meiner Taschenlampe. Beeindruckend schöne Spinnennetze spannen sich unter der Decke und durch den Raum. Auch hinter dem Sarg kein Körnchen Gold. Enttäuscht und frustriert lehne ich mich gegen den Sarg. „Der Sarg!", rufe ich. Der Deckel sitzt fest, lässt sich kaum bewegen, aber gerade genug, dass ich mit meiner Taschenlampe reinleuchten kann. In dem Moment, in dem ich schon fast aufgebe, blitzt etwas neben dem Schädel auf. Ich muss blind mit meiner Hand danach suchen und schreie auf, als meine Hand etwas Schuppiges berührt, eine tote Schlange. Ich greife wieder rein und ziehe eine goldene kleine Statue raus, etwa zehn Zentimeter hoch, geformt wie ein nackter Mann, mit kantigen Gesichtszügen. Etwas spitzes bohrt sich in meine Hand, ein steifer Penis, der in einem 90° Winkel absteht. Ich muss grinsen.
Das Sonnenlicht brennt in meinen Augen, nach der Stunde Dunkelheit. Ich verschließe das Loch mit dem Brett und schaufle das Grab wieder zu. Der Penis der Statue sticht mir ins Bein. Wer hätte gedacht, dass die alten Ägypter nackte Goldstatuen in Gräber legten. Was das wohl über die tote Person aussagt? Die Sonne ist weitergewandert, viel Zeit habe ich nicht mehr. Mein Rucksack fühlt sich leichter an als vorher, ich habe das Gefühl zu schweben.
In meinem Hotelzimmer stelle ich die Statue in den Tresor und verschwinde unter der Dusche. Sobald das warme Wasser über meinen Körper läuft, spüre ich, wie müde mich die Wanderung gemacht hat. Ich streife das Wasser von meinen Haaren, meinem Gesicht, über den Hals, meine kleinen festen Brüste, meinen Rücken und über meinen Hintern ab. Das Handtuch habe ich an einen Hacken neben die Dusche gehängt. Immer wieder erstaunlich, wie weich die Handtücher im Hotel sind. So weich und flauschig, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Eingekuschelt im weichen Bademantel liege ich auf dem Bett und fahre mit meinem Finger die Kanten und Kurven der Statue nach, in seinen Händen hält er zwei Flaschen und in seinen Haaren stecken irgendwelche Kräuter. Der Penis sieht groß aus, im Verhältnis zum Körper, aber nachdem ich keine Vergleiche habe, weiß ich nicht, ob das durchschnittlich ist. Ob es dazu wohl ein Gegenstück gibt? Oder kann es die akkurate Abbildung des Toten sein? Die ganzen Fragen machen mich noch müder, ich lege die Statue neben mir aufs Bett und rolle mich zusammen.
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Der Fluch der Mumie
Short StoryDont like it, dont read it. Ich würde das Buch erst ab 18+ empfehlen und jünger abraten. Emilia findet eine Statue, die einen dauergeilen jungen Adligen beherbergt, dessen Lust und Anziehungskraft schwer standzuhalten ist. Keine Geschichtlichen Nach...