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Als ich aufwache, schmerzt mein Unterleib und ich krümme mich. Niheb sitzt am gedeckten Tisch. „Der Schmerz geht vorbei.“, versucht er mich zu beruhigen. Vorsichtig hebt er mich hoch und setzt mich ihm gegenüber an den Tisch. In der Mitte steht ein großer Teller mit verschiedenen Fleischsorten und am Rand zur Wand hin eine Schüssel mit Reis. Niheb häuft mir Reis auf den Teller und legt mir gegrillte Zwiebeln zusammen mit einer Hähnchenbrust daneben. Ich spüre, wie hungrig mich die zwei Tage ohne Essen gemacht haben und vergesse fast meine Tischmanieren. Niheb lächelt und wischt mir immer mal wieder den Mund ab. Vor ihm steht kein Teller. „hast du keinen Hunger?“, frage ich und deute mit meiner Gabel auf das Fleisch. „Ich bin tot. Ich verspüre keinen Hunger mehr.“, erklärt er und füllt Reis und gegrillte Aubergine nach.

Satt schiebe ich den Teller von mir. Vom Essen ist ein kläglicher Rest übrig. „Ich muss packen, heute Abend geht mein Schiff!“, sage ich und stehe auf. Eine warme Brise streicht vom Fenster her über meine Haut. Niheb selber steht auf und holt meinen Koffer vom Schrank. Schweigend lege ich meine Kleidung zusammen und lege sie in meinen Koffer. „Was machen wir jetzt mit dir?“, frage ich. „Ich komme mit.“ „Das geht nicht. Jetzt brauchst du einen Pass und vor allem Kleidung.“, erkläre ich. Frustriert setzt Niheb sich neben meinen Koffer. „Und als Statue?“, fragt er hoffnungsvoll. „Sie durchsuchen vielleicht das Gepäck und eine alte, goldene Statue sieht nach Diebstahl aus.“, nehme ich sie ihm wieder. „Du musst da bleiben.“, spreche ich aus, was im Raum steht. Eigentlich will ich ihn auch loswerden. Die Fragen meiner Freunde und Nachbarn kann ich nicht gebrauchen. Er müsste den ganzen Tag bis abends im Haus oder in der Statue sein. Das würde ihm wahrscheinlich nicht passen. Es klingelt an der Tür und eine Frau vom Zimmerpersonal trägt eine große Tasche ins Zimmer und legt sie ab. Dann geht sie wieder. In Tasche ist eine Hose und ein Hemd, dazu auch eine Unterhose, Socken und Schuhe. „Jetzt habe ich Kleidung.“, erklärt er. Er zieht sich an. Die Beule in seiner Hose ist riesig und ich ziehe noch eine luftige Weste aus der Tasche, die ihm bis Mitte Oberschenkel reicht. Sie verdeckt seine Beule etwas. Ich nehme meinen Koffer und zusammen verlassen wir das Hotel, in Richtung Kai. Auf dem weg muss ich ihm viel erklären. Ampeln, Telefone und Zebrastreifen. Es war anstrengend. Am Kai kaufte ich auch für ihn ein Ticket und wir betraten das Schiff. Unser Raum hatte ein Doppelbett, ein Bad mit Dusche und einen kleinen Balkon. Ich packte meine Sachen in den Schrank. Niheb war im Bad verschwunden und ich hörte ihn stöhnen. Irgendwie tat es weh, dass er es selber tat und nicht mich um Hilfe bat. Sobald er fertig war gingen wir im Bordrestaurant essen. Das schief legte gerade ab, als wir mit je einer Hähnchenbrust und Brot am Fenster saßen. Neben uns zogen die Häuser vorbei. Kleine Kinder winkten vom Kai aus. Je weiter wir fuhren, desto weniger Boote waren auf dem Meer. Die Fahrt dauerte ein paar Tage bis nach Italien, wo wir in einen Bus nach Deutschland stiegen. Niheb wurde immer stiller, je weiter weg wir von Ägypten waren. Ich versuchte ihn aufzuheitern, aber es endete damit, dass Niheb in seiner Statue verschwand. Zuhause wollte er immer noch nicht wieder auftauchen, also stellte ich ihn auf den Kaminsims und benutzte seinen Penis nach einiger Zeit zum Schlüsselaufhängen. Bis er eines Nachts wieder vor mir stand.

Der Fluch der MumieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt