Kapitel 27 - Generis

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Generis rannte, tollte herum und kugelte sich um Gras herum. Er war ausgelassen, auch wenn offensichtlich irgendeine Sache zwischen Ethonis, Laskina und Emevra vonstatten ging. Aber daran wollte er im Moment nicht denken. 

Er genoss das Gras unter seinen Füßen und sie Sonne auf seiner Haut. Es war einfach nur schön, draußen sein zu können und so der weißen Hölle im Innern des Hauses zumindest für diesen Moment entfliehen zu können. 

Doch schon nach wenigen Minuten wanderten seine Gedanken wieder zu Laskina. Er wollte dieses Mädchen beschützen, wusste aber auch, dass er wenig ausrichten konnte, wenn Ethonis sich bereits dieser Aufgabe verschrieben hatte. Und das hatte er zweifelsfrei. Noch immer hallte in ihm das Geräusch wider, als Emevra die Tür hinter sich zugeschlagen und das Haus verlassen hatte. 

Bisher war sie nicht wieder aufgetaucht, aber Generis wusste, dass ihr Ausflug nur von kurzer Dauer sein würde. Immerhin war sie ohne Ethonis nicht in der Lage zu überleben. Rein physisch natürlich schon, aber sie konnte weder arbeiten noch sonst irgendwie Gold beschaffen, mit welchem sie ihren extravaganten Lebensstil weiterführen konnte. Sie würde noch nicht einmal ein Dach über den Kopf haben. Auch wenn Generis diese Vorstellung von Emevra, wie sie wie ein Häufchen Elend vor den Toren der Slums endete, ziemlich zufriedenstellte, verdrängte er sie. Es würde ohnehin nicht geschehen. 

Er versuchte, die Gedanken wieder zu verdrängen, wusste aber, dass es ihm nicht wirklich gelingen würde. Laskina bohrte sich in ihn hinein und auch wenn er sie noch nicht lange kannte, hatte sie bereits einen Weg in sein Herz gefunden. 

Er schlenderte durch den Garten, bis er schließlich an dem neu angelegten Teich gelangte, in dem neben vielen Fischen auch diese Muräne lebte, auf die Ethonis so stolz war. Ohne lange darüber nachzudenken setzte Generis sich ins Gras und blickte in das schwarze Wasser. Er hatte keine Ahnung, wie tief es war, da er aber den Grund nicht erkennen konnte und es dunkel wirkte, musste er ziemlich tief sein. 

Er beobachtete einen Weile die Fische, bis er sich nach etwas Essbarem umsah. Nicht weit von ihm entfernt war eines der Felder, auf dem einige Arbeiterinnen zu erkennen waren. Er wusste, dass es diejenigen waren, die schon seit Jahren hierher kamen und sie kannten ihn. Er erhob sich und ging zu dem nächstgelegenen Feld, auf dem Salat angebaut wurde. 

Die Arbeiterinnen waren alle ein Stück von ihm entfernt und schenkten ihm keinerlei Beachtung, sodass er kurzerhand einen der Salatköpfe erntete und damit zurück zum Teich ging. Würden die Fische und die Muräne genau so schrecklich behandelt werden wie er selbst, hätten sie bestimmt Hunger. 

Er ließ sich wieder am Rand des Teiches nieder, rupfte einige Stücke von dem Salat ab und warf sie in den Teich. Augenblicklich schossen die Fische an die Oberfläche und schnappten mit ihren kleinen, runden Mäulern noch dem Leckerbissen. Generis lächelte und warf gleich noch ein paar Stücke hinterher, bevor er sich selbst etwas in den Mund schob. Er betrachtete das bunte Treiben, bis er schließlich einen länglichen, dunkeln Schatten erkannte, der sich an die Wasseroberfläche bohrte. 

Es war eindeutig die Muräne, dunkel, schlangenartig und mit jeder Menge Zähne, die sie offensichtlich nur zu gern entblößte. Generis wurde nervös, denn diese Muräne jagte ihm Angst ein. Eilig zupfte er noch mehr von dem Salat ab und warf die Stückchen hinein. Die Muräne schnappte danach und ihr Kopf samt der entblößten Zähne drang an die Oberfläche. Generis zuckte erschrocken zusammen, denn die Muräne wirkte von so nah noch sehr viel größer. Ihr Kopf allein war so groß wie zwei seiner Fäuste und so weit er es durch dir Brechung des Wassers erkennen konnte, maß ihr Körper gute zwei Meter, wenn nicht mehr. 

Nachdem sie den Salat verspeist hatte, verharrte sie knapp unter der Wasseroberfläche, das geöffnete Maul auf ihn gereichtet. Generis zerpflückte den restlichen Salat und warf ihn zu ihr in den Teich. Sofort verschlang sie das Essen und als alles innerhalb weniger Augenblicke weg war, sah die Muräne ihn an. Generis Atem beschleunigte sich, denn offensichtlich konnte sie ihn durch die Wasseroberfläche hindurch sehen. 

Der Biss der SchlangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt