Prolog

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Piva, eine kleine Stadt auf einer der südlichsten Inseln des South Blue. Dies ist der Ort, an dem unsere Geschichte beginnt – genauer gesagt beginnt sie in der einzigen Taverne der Stadt.

Ein älterer Mann kam die ausgetretenen Stufen in die Schenke hinunter und begann die ersten Gläser mit Bier zu füllen. Seine Stammgäste kamen pünktlich zur Öffnung und setzten sich sogleich an einen der vielen runden Tische. Sie wanken dem Wirt zu und begannen laut lachend ein Würfelspiel.

„Hey John, wo steckt denn deine entzückende Schankmaid?", lachte einer von ihnen und sah sich aufmerksam nach besagter Person um.

Der Wirt wollte bereits erwidern, dass er keine Ahnung hatte, als eine gereizte Stimme vom Eingang ertönte.

„Ha ha, sehr witzig Brexton!"

Die Blicke der Anwesenden wanderten zum Ursprung der Stimme, wo sie einen Stapel - bestehend aus Büchern und alten Seekarten - auf zwei Beinen sahen, der bedrohlich schwankte. Vorsichtig balancierte die vollbeladene Person den Stapel zu einem der abgelegeneren Tische. Plötzlich stieß sie mit dem Fuß gegen ein loses Brett und geriet aus dem Gleichgewicht. Sein Gürtel schien sich plötzlich zu bewegen und Sekundenbruchteile später war ein langer, schwarzer Schwanz zu sehen, mit dem vergeblich versucht wurde wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

„Kiyan!"

Erschrocken sprangen die Männer auf und eilten dem jungen Mann zur Hilfe. Den Sturz konnten sie allerdings nicht mehr verhindern und so schlug er unsanft auf dem Boden auf. Die Bücher und Seekarten verteilten sich über die alten Dielen. Brexton uns seine Freunde begannen sofort damit alles aufzusammeln, während der Wirt dem jungen Mann die Hand entgegenstreckte, um ihm auf die Beine zu helfen.

„Alles in Ordnung Kleiner?"

Der Angesprochene nickte leicht. Dabei rutschte ihm die Kapuze seines Tops vom Kopf und gab die Sicht auf seine spitzen Ohren frei, die unter seinen schwarzen Haaren hervorschauten. Die angebotene Hilfe lehnte er dankend ab und stand auf. Er klopfte sich schnell den Staub von der Hose, setzte die Kapuze eilig wieder auf und schlang seinen Schwanz wieder um seine Hüfte.

Inzwischen hatten Brexton und die anderen beiden die Bücher und Seekarten auf einem der Tische abgelegt. Während der junge Mann über die Treppe in die Wohnung darüber verschwand, setzten sie sich wieder an ihren Tisch und widmeten sich erneut ihrem Spiel.

Nur wenige Minuten später kam Kiyan mit einem alten Notizbuch in der Hand die Treppe wieder herunter und setzte sich an den beladenen Tisch. Liebevoll strich er über den abgegriffenen Ledereinband, ehe er es aufschlug und sich das erstbeste Buch griff.

„Hast du die Bücherei nicht längst durch Kiyan?", erkundigte sich der Wirt, als er ihm ein Glas hinstellte.

Der Angesprochene notierte sich etwas auf einem extra Blatt und sagte: „Vermutlich schon John, aber vielleicht habe ich ja irgendwas übersehen."

„So gründlich, wie du diese alten Schinken studierst, glaube ich das kaum." Das herzliche Lachen ließ den jungen Mann aufsehen und der verwirrte Ausdruck in den saphirblauen Augen brachte John noch mehr zum Lachen.

Die fröhliche Stimmung wurde jäh unterbrochen, als die Tür mit einem lauten Krachen aufflog und zwei bullige Männer eintraten. Sie machten beide einen Schritt zur Seite und gaben die Sicht auf einen kleingewachsenen Anzugträger frei. Kiyan zuckte bei dem lauten Knall merklich zusammen und verzog verstimmt das Gesicht.

„Silver deine Steuer ist fällig", flötete der Kleinste der drei Männer in einem zuckersüßen Tonfall.

„Ich habe euch letzte Woche schon bezahlt!", antwortete John mit grimmiger Miene.

„Jaja, das stimmt schon. Aber leider, leider musste die Steuer zum Wohle unserer schönen Insel erhöht werden."

Ein schmieriges Grinsen zierte nun das Gesicht des Anzugträgers.

„Wohl eher zum Wohle des Fettsacks", brummte Kiyan genervt und bereute sein vorlautes Mundwerk sofort.

Einer der beiden Muskelprotze packte ihn und zog ihn an seinem Oberteil vom Stuhl, wobei ihm die Kapuze erneut vom Kopf rutschte.

„Lass mich los, du Riesenbaby!", kam es gereizt von dem jungen Mann und er versuchte sich aus dem eisernen Griff zu befreien. Zu seinem Pech nur mit wenig Erfolg.

„Wie lange ist das Spitzohr jetzt hier? Drei Jahre? Und du konntest ihm noch immer nicht beibringen, wie man sich zu benehmen hat. Vielleicht sollten das meine Jungs mal übernehmen!"

„Halt ihn da raus, Vitale!"

Energisch machte John einen Schritt auf den Angesprochenen zu, wurde jedoch von dem dritten Mann wieder zurückgestoßen.

„Tut mir leid, aber er hat eine Lektion verdient."

Vitale schnippte kurz mit seinen Fingern und hielt den Wirt mit einem Revolver in Schach. Auf das Gesicht der beiden Schläger schlich sich ein gehässiges Grinsen, das bei Kiyan sämtliche Alarmglocken schrillen ließ. Kurzerhand griff er zum letzten Mittel, das ihm einfiel und trat dem Mann, der ihn festhielt, mit voller Wucht zwischen die Beine. Geschickt landete er auf seinen Füßen und versuchte etwas Abstand zwischen sich und die beiden Schläger zu bringen. Allerdings stürmte der zweite Mann bereits wie eine Dampfwalze auf ihn zu. Nur dank seiner guten Reflexe schaffte er es rechtzeitig, mit einem Sprung zur Seite, auszuweichen. Sein Angreifer griff nach einem Stuhl, während er sich umdrehte, und schleuderte ihn auf den Schwarzhaarigen. Dieser duckte sich darunter weg und warf einen kurzen Blick zu John, als ihn ein kräftiger Schlag im Gesicht traf. Er taumelte gegen einen der Stützpfeiler. Der nächste Schlag folgte direkt und nur mit Mühe konnte er ihn an sich vorbei lenken. Sein Gegner kam dadurch aus dem Gleichgewicht und Kiyan nutzte dies direkt zu seinen Gunsten aus. Er wechselte rasch die Ebene und fegte seinem Gegenüber mit einem gezielten Tritt die Beine weg. Dieser krachte mit dem Kopf voran gegen den Pfeiler und blieb benommen daneben liegen.

„Oh, was haben wir denn da interessantes?"

Aus dem Augenwinkel konnte der junge Mann beobachten, wie Vitale nach seinem Notizbuch griff.

„Fass es nicht an", schrie er warnend und seine Augen nahmen einen leicht violetten Farbton an.

Er wollte gerade zum Tisch mit seinem Notizbuch rennen, als der dritte Mann vor ihm wieder auf die Beine kam. Der Tritt in sein Familienglück hatte ihm deutlich die Stimmung verhagelt. Mit grimmiger Miene zog er den Säbel, der an seinem Gürtel hing und setzte zum Angriff an. Ein lautes Klirren ertönte, als Metall auf Metall traf. Mit einer schnellen Bewegung hatte Kiyan seine Pistole aus dem Halfter an seinem Gürtel gezogen und wehrte damit den Hieb ab.

„Was an dem alten Ding wohl so besonders ist?"

Neugierig nahm Vitale das Notizbuch in die Hand, hielt seinen Revolver aber weiterhin auf John gerichtet.

„Du sollst deine dreckigen Finger davonlassen!"


Returning MemoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt