𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟻 - 𝙳𝚎𝚛 𝙰𝚋𝚜𝚌𝚑𝚒𝚎𝚍

104 9 0
                                    

Verwirrt betrachte ich den Friedenswächter vor mir mit zusammengezogenen Augenbrauen, bevor ich an den breiten Schultern seiner weißen Sicherheitsuniform vorbeischaue, als ich Phox und Tule entdecke. Die beiden unterhalten sich leise miteinander und schielen verärgert zu den uniformierten Männern, welche sie begleiten. 

Einer der Friedenswächter deutet mir mit einer Geste an, dass ich schonmal in den Raum neben uns vorgehen soll. Eine der Wachen stoßt zu seinen Kollegen und während meine Hand den metallenen Türgriff berührt sehe ich zu, wie sie die beiden Besucher zu kontrollieren scheinen. Ich lasse mich auf einen aufgebauten Klapptisch nieder und falte die Hände geduldig im Schoß. Ich habe keinen letzten Besuch von den Menschen aus Distrikt zehn erwartet, weswegen ich der Situation gerade ruhig und neugierig entgegentrete.  

Die Sicherheitsbestimmungenen dieses Jahr sind bestimmt um einiges schärfer. Der erste Grund sind die Aufstände in den Distrikten. Die Hungerspiele und Festlichkeiten darum werden immer ausgiebig aufgezeichnet und ausgestrahlt, das Kapitol wird jegliche Störungen unterbinden. Diese besonderen Spiele sollen dazu dienen den rebellischen Menschen den Mut und die Inspiration zu nehmen. Der Präsident wird sich etwas ausdenken, um Katniss Everdeen zu tötet und in der Arena nicht einmal als Märtyrerin sterben zu lassen.  

 Der zweite Grund sind die diesjährig antretenden Tribute. Ich habe noch keine Ahnung um meine Gegenstreiter aus den anderen Distrikten, aber alleine die Karrieros dieses Jahr werden vor Brutalität strotzen. Sie haben sich meistens schon einmal freiwillig für die Spiele gemeldet, warum also nicht ein zweites Mal? Manche haben Sponsoren nur aufgrund ihrer mörderischen Triebe gewonnen, was für eine Werbung wäre es wohl einen Tribut schon im Trainingscenter zu töten?

Die beiden ehemaligen Tribute und Sieger folgen einem der uniformierten Männer in den kleinen Raum und kommen auf mich zu, während der Friedenswächter an der Tür stehenbleibt und mit strammer Haltung zu uns sieht. Die Gespräche werden ebenfalls überwacht, wie durchschaubar. 

Ich halte einen Moment inne und senke meinen Blick auf meine Hände, anstatt sie auf den beiden Besuchern ruhen zu lassen. Es existiert nur ein Grund, weshalb Phox und Tule hier sind: Sie sind erleichtert, dass sie nicht auserwählt wurden und wollen mir dennoch ihr Beileid aussprechen. Die beiden sollten nicht in diesem Raum sein, doch sollte ich in dem letzten Moment in meinem Heimatdistrikt nicht abweisend und gehässig sein. Ich atme tief durch und sehe wieder zu meinen Besuchern. 

"Was wollt ihr beiden denn noch hier? Ihr solltet mit euren Familien nach Hause gehen und feiern", äußere ich in einem neutralen Ton. 

"Es tut mir Leid", beginnt Phox und schüttelt bedrückt ihren Kopf, "Siebzehn Jahre und schon zum zweiten Mal in der Arena. Den Menschen auf dem Hauptplatz geht es nahe, sie können sich nur schwer beherrschen."

Tule tätschelt im Gegenzug schweigend meine Hand und die beiden stellen sich ziemlich dicht zu mir, sodass wir im Dreieck stehen und den Friedenswächter so gut wie möglich ausblenden können. 

Dennoch spannt sich mein Kiefer bei ihren Worten leicht an. Den Menschen aus Distrikt zehn geht es nahe? Ihnen geht das Schicksal eines zweimaligen siebzehnjährigen Tributes nahe, doch ich kann es nicht verstehen. Die wenigsten von ihnen haben nach der Arena überhaupt noch ein Wort mit mir gewechselt, und diese Menschen sind an beiden Händen abzählbar. 

"Rollo Grier hat sich sofort freiwillig als euer Mentor gemeldet, als ihr weggebracht wurdet. Alto wollte sich anfangs auch anbieten, aber Grier hat noch viele Fans unter den Sponsoren im Kapitol und könnte mit seiner Sympathie euch vielleicht besser beraten können", informiert mich Tule und ich nicke nachdenklich. 

"Er ist bestimmt ein guter Mentor", bemerke ich nur. Selbst wenn ich ihn schon Jahre lang kenne und auch andere Sieger. Jeder hatte andere Arena und die Mentoren haben vielleicht andere Methoden angewandt, um am Leben in ihrer speziellen Arena zu bleiben. Ich weiß noch, dass Grier vor Beginn seiner Spiele aufgrund seines Aussehens und seiner Sympathie aufgefallen ist.  

ɔıε тяıвυтε νσп ραпεм  - ɔεя ƨρσтттöʟρεʟ υпɔ ɔıε пαcнтıɢαʟʟWo Geschichten leben. Entdecke jetzt