3 | Sorge

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Ellamara
Wie besprochen stand Volkan um 15Uhr vor der Uni. Ich lies mich auf den Beifahrersitz nieder und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Hey.", sagte er leise und erwiderte meinen Blick. „Hi, wie war dein Tag?", fragte ich und zog dabei den Anschnaller um mich. „Ganz entspannt und deiner?", Volkan drehte den Schlüssel um und rollte langsam los. „Auch entspannt. Ein paar Vorlesungen sind ausgefallen, in der Zeit konnte ich viel lernen.", er nickte und beobachtete die rote Ampel.

Ich hatte lust auf Sushi gehabt, welches wir schlussendlich auch geholt hatten. Danach hatten wir uns auf eine Bank an den Rhein gesetzt und zusammen gegessen. „Das haben wir lange nicht gemacht.", sagte ich und legte meinen Kopf an Volkan's Schulter. „Wir haben echt beschissene Arbeitszeiten.", erwiderte er ehe ich den druck seiner Lippen auf meinem Haar spürte. „Wenn wir wieder etwas Ruhe haben fliegen wir zusammen in den Urlaub. Wie wärs?", schlug er vor. „Das klingt toll. Nach dem neuen Album hab ich Semester Ferien, da könnten wir vielleicht nach Spanien oder so.", ich schlang meine Arme um Volkan's Bauch.

Einen Urlaub nur zu zweit hatten wir eigentlich noch nie gehabt und wenn war es immer mit Volkan's Arbeit verbunden worden.

„Klingt gut. Dann hätte ich vor den Live Shows noch etwas Erholung.", bei der Erwähnung seiner Live Shows wurde mir ganz flau im Magen. Auch wenn Volkan die Termine größtenteils so gelegt hatte dass er kurzzeitig nach Hause kommen konnte, wusste ich bereits jetzt wie sehr ich ihn vermissen würde.

„Ich will nicht dass wir so lange getrennt sind.", sprach ich schlussendlich meine Sorgen aus. „Ich auch nicht Baby. Aber schau mal in Mannheim bist du doch sowieso dabei dann haben wir einen ganzen Monat zusammen und dann bin auch schon nach Fünf Shows wieder da.", versuchte er mich offensichtlich zu beruhigen. „Eine Ewigkeit.", seufzte ich, ließ das Thema daraufhin aber auch ruhen.

Ich wusste das Volkan sowieso schon ein schlechtes Gewissen hatte. Aber das ganze war nunmal seine Arbeit und auch wenn ich ihn in den paar Tagen schrecklich vermissen würde, wusste ich das nunmal ein ganzes Land auf meinen Freund wartete. „Ich liebe dich.", sagte ich und küsste sein T-Shirt. „Ich liebe dich auch."

———

Am nächsten Morgen saßen Sophie und ich in der Uni um für unsere bevorstehenden Prüfungen zu lernen. „Kann ich kurz dein Handy? Meins lädt gerade.", fragte ich Sophie die geistesabwesend aus dem Fenster starrte. „Sophie?", erschrocken fuhr sie zu mir. „Ja?", ich wiederholte meine bitte ehe sie mir ihr Handy zu schob.

Seit fast zwei Monaten hatte Sophie dieses komische benehmen an sich und sie hatte immer noch kein Wort darüber herausgebracht.

Ich tippte auf das WhatsApp Symbol weil ich in unserem Chat ein paar wichtige Notizen hatte die ich brauchte. Sobald sich das Fenster allerdings öffnete, öffnete sich sofort ein anderer Chat. Wie von selbst zuckten meine Augen zum Namen. Joey.
Ich hatte eigentlich die ganze Zeit Gedacht, dass es bei ihrem Verhalten um Sasan ging.

„Wieso schreibst du mit Joey?", diesmal brauchte ich keinen zweiten Versuch um auf mich Aufmerksam zu machen. Sofort war ihre Aufmerksamkeit ganz bei mir. Ich hielt ihr den Chat entgegen.

Aus ihrem Gesicht wich jegliche Farbe. „Bist du deswegen so komisch momentan?", mit einem erstickten Seufzer öffnete Sophie sich endlich. „Ich wollte es dir nicht sagen. Ich wollte nicht dass du zwischen Volkan und mir stehen musst.", fing sie an. „Sophie, was hast du gemacht?", ihr verhalten machte mir Angst. Warum sollte ich mich zwischen ihr und Volkan entscheiden müssen. „Du weißt ja das Sasan und ich ein, zwei mal was miteinander hatten vielleicht auch öfter aber es hat sich irgendwie nicht richtig angefühlt. Ich wollte nicht zurück wandern weil die ganze Gruppe uns ja irgendwie so unterstützt hat. Ich hatte Angst dass ich aus der Gruppe fliege weil wegen mir zwischen allen komische Stimmung herrscht oder so und dann war da dieser Abend bei Joey. Volkan und du seit eher abgehauen weil ihr noch alleine sein wolltet. Sasan musste kurz nach euch auch irgendwie dringend weg und Joey hat angeboten mich später nach Hause zu bringen. Irgendwie haben wir uns mega gut verstanden und dann hat eins zum anderen geführt und wir sind irgendwie im Bett gelandet. Wir haben uns geschworen es keinem zu sagen und wollten es auch beide vergessen aber wir konnten beide irgendwie nicht die Finger voneinander lassen und haben uns öfter getroffen und sind auch auf Dates gegangen und so also es wurde mehr als eine Bettgeschichte. Wir verstehen uns so gut. Ich will nicht dass das endet aber diese Geheimnistuerei macht mich fertig und Sasan denkt ja auch ich hab Gefühle für ihn.", eine Träne rollte ihre Wange runter. „Bitte sag's Volkan nicht.", schob sie noch hinterher.

„Scheisse Sophie.", war das einzige was ich gerade rausbringen konnte und zog sie in meine Arme. „Ich klinge wie eine Schlampe.", schluchzte sie.

Ich konnte in gewisser weise nachvollziehen wie sie sich fühlte. Ich erinnerte mich daran wie oft die Gruppe gesagt hatte wie toll Sophie und Sasan zusammen passten. Sogar ich hatte die beiden in gewisser weise geshippt und das obwohl Sophie eigentlich ganz anders fühlte. Ich fühlte mich schuldig offensichtlich nicht genug auf Sophies Gefühle geachtet zu haben.

„Ich sag's Volkan nicht.", sagte ich als Sophie sich langsam beruhigt hatte. „Aber du musst es Sasan sagen. Du gibst ihm gerade nicht die Chance jemanden zu finden den er genau so mag wie du Joey und das ist ungerecht.", sie nickte und setzte sich langsam neben mir auf. „Ich weiß aber ich habe angst.", „Sophie wenn du es ihm vernünftig erklärst wird er es schon verstehen können. Und selbst wenn er im ersten Moment sauer sein wird, wird er darüber nachdenken.", sie stimmte mir nickend zu. „Das ist die einzige Chance für eine Zukunft mit Joey, oder?", fragte sie leise. Woraufhin ich nickte.

„Und du sagst es Volkan wirklich nicht?", fragte sie. „Wenn du es Sasan sagst nicht.", ich fühlte mich nicht wohl dabei Volkan etwas zu verheimlichen. Aber ich konnte Sophies Sorge nachvollziehen. Er würde sich Sasan und Joey schnappten und die Sache zwischen den beiden klären wollen und dass, ohne das Sophie ihr Geständnis vorher abgeben konnte. Und so wäre Sophie am ende der Arsch und sie war nunmal immer noch meine beste Freundin.

„Wann soll ich es ihm sagen?", fragte sie mich. „Jetzt Sophie. Für sowas gibt es keinen unpassenden Moment."

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