6 | Leere

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Volkan
Ich hatte Ellamara bereits sieben mal angerufen ohne eine Antwort zu bekommen und trotzdem versuchte ich es noch ein achtes mal.

Ich war bereits kurz davor aufzugeben als die Leitung knackte. „Ella?!", fragte ich sofort. „Volkan du musst herkommen.", hörte ich stattdessen Sophie. „Wieso? Was ist los?", fragte ich und sprang gleichzeitig in meine Docs, als ich im hintergrund einen verzweifelten Schluchzer von Ellamara wahrnahm.

Nur wenige Minuten später klingelte ich bei Sophie Sturm.

Ich hatte auf dem Weg wahrscheinlich jegliche Verkehrsregel gebrochen die existierte doch das war mir in diesem Moment egal.

Sophie hatte nicht mehr sagen wollen und nur immer wieder gesagt dass ich kommen sollte. Endlich öffnete sich die Tür vor mir.

Ich hechtete nach oben und nahm jeweils drei Treppenstufen gleichzeitig.

„Wo ist sie?", fragte ich sofort als ich in Sophies Flur zum stehen kam. „Im Wohnzimmer.", ich wartete keine Sekunde und wollte mich an ihr vorbei drücken. „Volkan ich hab sie gerade erst beruhigt.", ich biss die Zähne so fest zusammen das mein Kiefer schmerzte. Egal was Ellamara zugestoßen war ich musste meinen ruhe behalten.

Ich trat ins Wohnzimmer. Sie saß in einer Decke eingewickelt auf dem Sofa. Ihre Finger in den Stoff gekrallt, während ihre Unterlippen zitterte. Stille tränen rannen ihre Wange herunter vermischten sich mit dem Blut aus einer Schlürf Wunde. Mein Herz schmerzte bei diesem Anblick.

Ich machte einen vorsichtigen Schritt auf sie zu bis ihre erschrockenen Augen auf meine trafen. „Sophie sollte nicht...Ich wollte nicht...", wenn ich gedacht hätte das die schmerzen in meiner Brust nicht hätten schlimmer werden können hatte ich mich geirrt.

„Was ist passiert?", brachte ich hervor. Meine Stimme ein einziges zitterte. „Da waren Männer...sie wollten mich...", ihre Stimme brach ab. Während mir kotzübel wurde.

Ellamara fing plötzlich an zu Japsen. In ihren Augen lag blanke Angst während sie immer und immer wieder nach Luft schnappte.

Ich umfasste ihr Gesicht und zwang sie mir in die Augen zu sehen. „Alles gut meine Süße.", ihre finger krallten sich in meine Unterarme während ich ihr immer wieder über ihre heile Wange strich, in der hoffnung sie irgendwie beruhigen zu können.

Ihre Atmung beruhigte sich langsam während sie ihren Kopf an meine Brust lehnte.

Minuten verstrichen bis sie so ruhig in meinen armen lag dass ich fast schon befürchtete sie wäre vor Erschöpfung eingeschlafen.

Ich strich ihr übers Haar. So wie ich es oft vorm Schlafen gehen tat. „Wir müssen zur Polizei.", flüsterte ich aus angst eine neue Attacke zu triggern.
Zur meiner Überraschung nickte sie aber kaum merklich.

Während Ellamara sich in Sophies Schlafzimmer umzog, warteten Sophie und ich in der Küche.

„Ella hat dir wahrscheinlich erzählt was zwischen uns vorgefallen ist. Ich muss mich bei dir Entschuldigen. Ich hätte dich nicht beleidigen sollen.", Sophie lächelte mir traurig zu.

„Volkan, ich weiß das ich einen Fehler gemacht habe und ich kann es sogar nachvollziehen. Du wolltest deine Freunde in Schutz nehmen und ich hätte wahrscheinlich das selbe getan aber ich schätze sehr, dass du dich bei mir entschuldigst. Nur glaube ich dass größere Problem ist, dass du eine sehr Impulsive Person bist. Du musst lernen über eure Probleme sprechen zu können ohne das du an die Decke gehst.", ich dachte über ihre Worte nach und ich wusste das Ellamara eine sensible Person war und ich wusste dass ich an mir arbeiten musste. Für sie. Für unsere Zukunft.

Ellamara unterbrach unser Gespräch mit einem leisen räuspern. Sie trug eine ihrer Jogginghosen und einen meiner viel zu großen Pullis während sie langsam auf uns zu lief. „Ich packe die Klamotten in eine Tüte. Vielleicht sind da Spuren dran.", sagte Sophie und verschwand.

Ich zog Ella an mich und strich ihr übers Haar. „Alles wird gut.", flüsterte ich.

———

Die Polizistin am Schalter hatte ziemlich schnell bemerkt was passiert war. Sie wollten Ellamara alleine sprechen. Wahrscheinlich um auszuschließen das ich ihr den ganzen misst angetan hatte. Ihre Klamotten wurden da behalten, ihre wunde gesäubert und vorerst eine Anzeige gegen unbekannt aufgenommen.

Auf dem weg zurück sprachen wir kein Wort miteinander. Seit Ella aus dem Raum gekommen war, zierte ihr Gesicht nichts als leere.

Wir fuhren mit dem Aufzug auf unsere Etage. „Ich muss Duschen, dieses Gefühl...", sagte sie leise. Ich nickte nur und wollte nicht weiter darauf eingehen. Wir liefen also zusammen ins Badezimmer. Ich stellte Ella ihre Temperatur ein und legte ihre Handtücher auf die Kommode. Sie saß währenddessen auf dem Klodeckel und starrte immer noch mit diesem leeren Blick ins nichts. Ich strich ihr übers Haar und drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn. Danach wollte ich raus gehen, doch sie hielt mich zurück. „Kannst du bitte mitkommen?", ich nickte sofort.

Ella legte ihren Kopf an meine nackte Brust während ich uns langsam unter das Wasser schob bis es über unseren Kopf lief. Ich schäumte sie ein und auch nach dem wir beide komplett gewaschen waren blieben wir noch einige Minuten zusammen unter dem heißen Strahl stehen.

Trotz der umständen genoss ich Ellas nähe. Sie wieder in meinen Armen zu halten. Ihre weiche Haut an meiner zu Spüren.

Trotzdem mussten wir irgendwann aus der Dusche steigen. Ich kämmte ich ihre Haare und band sie zu einem Zopf zusammen. Danach tat ich mit meinen dass selbe während sie sich neben mir anzog.

Ella wollte sofort ins Bett also legten wir uns zusammen hin. „Können wir ein Licht anlassen?", fragte sie als ich gerade noch die letzte Lampe ausmachen wollte. „Natürlich.", ich zog sie in meine Arme, schnappte mir ihre Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.

„Es tut mir leid.", flüsterte ich irgendwann in die stille hinein und meinte damit nicht nur das was ihr an diesem Abend zugestellt war. „Lass uns bitte morgen darüber reden.", bat Ella mich. „Du hast recht. Ich liebe dich.", „Ich liebe dich auch Volkan."

Ich fühlte mich schuldig. Wenn wir nicht gestritten hätten wäre das alles nie passiert.

Und erst als Ella endlich schlief kam die Wut hoch die ich den Männern gegenüber empfand und sollte ich jemals einen ihrer Namen herausfinden, so gnade ihnen Gott.

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