5 | Panik

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TW: Sexuelle-Belästigung
Ellamara
Immer noch total erschöpft öffnete ich meine Augen.

Nach Volkans und meinem Streit gestern, hatte Sophie mir glücklicherweise Unterschlupf gewährt als ich weinend vor ihrer Wohnung gestanden hatte.

Ich hatte nicht drüber reden wollen, weil ich nicht gewollt hatte dass sie sich schuldig fühlte aber Sophie hatte schnell gewusst was geschehen war und hatte ebenfalls angefangen zu weinen. Irgendwann hatten wir uns dann einfach in ihr Bett geschleppt und waren in Arm in Arm eingeschlafen.

Sie hatte sich heute morgen auf zur Uni gemacht während ich mich bei meinem Chef krank gemeldet hatte. Ich war nicht in der Lage gewesen den ganzen Tag im Büro zu verbringen und eine gute Miene aufzusetzen, um keine Kunden zu verscheuchen. Obwohl keine Mascara der Welt meine Augenringe, nicht ebenfalls davon abhalten hätte können.

Ich griff nach meinem Handy. Alleine nach dieser kleinen Bewegung hätte ich mich am liebsten wir umgedreht und weitere Stunden geschlafen. Ich war sowohl Physisch als auch Psychisch total ausgelaugt.

Ich machte mein Handy schließlich an. Ich hatte es gestern noch ausgeschaltet weil Volkan mir zu oft angerufen hatte. Ich wollte einfach mal meine Ruhe haben.

Mein Hintergrundbild, welches ihn und mich zeigte, sprang mir entgegen. Ich hatte es an einem Morgen aufgenommen. Volkan hatte mir seine Sonnenbrille aufgesetzt. Unsere Haare waren noch total ungemacht. Er grinste mich darauf an während ich in die Kamera lachte.

Es war eigentlich nur ein Schnappschuss doch als ich es gesehen hatte, war es sofort mein neues Lieblingsbild gewesen. Jetzt als ich es sah löste es nur schmerz und Tränen in meinen Augen aus.

Ich entsperrte mein Handy mit dem Simkarten Code und schon sprangen mir dreizehn verpasste anrufe von Volkan entgegen so wie eine Menge Nachrichten. Ich hielt mich davon ab, meine Neugierde gewinnen zu lassen und auf den Chat zu klicken, stattdessen drückte ich auf den von Sophies.

Sophie:
Hey Maus,
ich hoffe du hast gut geschlafen.
Ich treffe mich nach der Uni mit
Joey. Fühl dich wie Zuhause <3

Seufzend legte ich mein Handy beiseite und hievte mich aus dem Bett.

In der Küche machte ich mir einen Kaffee und setzte mich danach wieder aufs Sofa. Ich sah hinaus, auf die Dächer die man von Sophies Wohnung aus ganz wunderbar sehen konnte und auch wenn ich es nicht wollte...fragte ich mich was Volkan gerade machte.

Ich glaubte fest daran dass wir uns wieder vertragen würden aber ich war ehrlich zu Volkan gewesen. Jedes mal, sobald es zu einem Streit kam sagte er verletzende Worte. Oft hatte ich es mit einer entschuldigenden Umarmung und einem Stirnkuss gut sein gelassen aber gestern war das Fass einfach übergelaufen. Und auch wenn ich mir eigentlich zu einhundert Prozent sicher war das er mir niemals etwas körperliches antun würde, erschrak ich mich doch jedes mal wenn Volkan seine Stimme sich mir gegenüber erhob. Obwohl er genau wusste, wie sehr ich es hasste.

Mein Handy klingeln unterbrach meine Gedanken. Mein Chef. „Hallo.", ging ich dran. „Hallo Ellamara, ich weiß dass du krank bist und ich möchte dich auch gar nicht stören aber wäre es möglich dass du später ein paar Unterlagen abholst? Ich hatte gehofft, dass du das alles bis nächste Woche fertig machen kannst. Du würdest mir echt einen Riesen Gefallen tun.", fragte er.

Ich unterdrückte ein Seufzen. Ich hatte mich so sehr auf einen Tag im Bett gefreut. Doch ich wusste, dass wenn ich jetzt nein sage, nächste Woche eine Menge zutun haben würde. „Ja. Ich würde dann heute Abend kurz ins Büro kommen.", gab ich also zurück. „Super. Dann hören wir uns später. Tschüss.", ich verabschiedete mich ebenfalls und legte mein Handy seufzend zur Seite.

———

Es dämmerte bereits als ich mich auf den Weg zurück zu Sophie machte. Die Unterlagen gut geschützt vor dem Regen der lautstark auf meinen Regenschirm prasselte. Ich musste nur noch den Park durchqueren.

In der Ferne sah ich eine Gruppe Jugendlicher Jungs, die auf einer Bank saßen und Musik auf voller Lautstärke hörten. Eine ältere Dame kam mir Kopfschüttelnd entgegen ehe sie um die nächste Kurve bog.

„Ich schwöre dass ist die.", zogen die Jungs meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Sofort bekam ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich versuchte es zu ignorieren und lief einen Schritt schneller. Doch zwei der Jungs stellten sich mir jetzt in den Weg. „Warte doch mal.", sagte einer der beiden. Ich wollte mich umdrehen und einfach den Weg zurück gehen, doch die beiden anderen Jungs versperrten mir diesen Weg jetzt ebenfalls. „Du bist doch die kleine von Apache?", sagte einer und drückte mir ein Bild von Volkan und mir ins Gesicht welches offensichtlich heimlich aufgenommen wurde. Ich schüttelte bloß den Kopf, unfähig zu sprechen. „So nh Perle würd ich auch nicht öffentlich machen.", sagte ein anderer woraufhin die anderen Jungs lachten. „Zeig doch mal bisschen was von dir. Von Apache lässt du dich doch auch flach legen.", ich spürte wie kalte Finger versuchten mir die Lederjacke von der Schulter zu streifen.

Ich bekam Panik, wehrte mich, doch sie ließen nicht von mir ab. Ich spürte eine andere Hand meine Hüfte berühren und sich langsam einen Weg zu meinem Hintern bahnen. Mit all meiner letzten Kraft drückte ich zwei der Jungs von mir weg und rannte einfach. Ich hörte wie mir noch etwas hinterher gerufen wurde doch ich hörte nicht hin, traute mich nicht einmal mich umzudrehen.

Plötzlich fiel ich. Meine Wange landete unsanft auf dem Steinboden. Ich spürte meine Hände, mit denen ich versucht hatte den Sturz abzufangen, aufschrammen. Schnell sprang ich wieder auf, ignorierte jegliche schmerzen dabei und rannte weiter.

Ich klingelte Sturm als ich endlich bei Sophie angekommen war. Ihr Blick als ich sie in der Wohnungstür stehen sah, trieb mir nun doch die Tränen in die Augen. Ich schluchzte unaufhaltsam los. Einer Panikattacke nah. Sophie legte ihre Arme um mich und schliff mich mehr oder weniger ins Wohnzimmer.

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