Kapitel 1.1

2 0 0
                                    

König Richard stürmte in sein Gemach. Er sah sich hoffnungsvoll um. Die Hoffnung verwandelte sich aber in Entsetzen als er seine Frau leblos auf dem Bett entdeckte. Er rannte zu ihr und wollte sie wecken, doch sie wurde nicht wach und rührte sich nicht, selbst als er sie anbrüllte, dass sie aufwachen möge. Kasop, König Richards innerer Löwe, brüllte auf und entriss ihm die Kontrolle. „Wieso habt ihr sie nicht gerettet? wieso musste sie sterben?“. Kasop und Richard, in seiner Trauer außer sich, begannen die Anwesenden anzuknurren und sich schließlich in seinen großen Sandfarbenen Löwen zu wandeln. Nachdem Kasop genug gewütet hatte und nahezu das ganze Zimmer außer das Bett zerstört hatte, wandelte er sich zurück in König Richards Menschengestalt und gab ihm die Kontrolle zurück. Eine der Anwesenden traute sich nach langem Zögern, als der König etwas ruhiger wurde ihn anzusprechen „Die Königin hat es nicht geschafft, ebenso wie ihr Kind Prinzessin Saria. Sie sind nun bei den Göttern“. Der König erhob sich und fragte hoffnungsvoll „Gab es kein weiteres Kind?“. Die Anwesenden schüttelten traurig den Kopf. Der König sackte in sich zusammen und legte sich zu seiner Frau und seinem toten Kind. Nach längerem Schweigen verließen alle das Gemach um den König trauern zu lassen. Erst gegen Mittag traute sich jemand einzutreten. König Richards kleiner Bruder John. John war ebenfalls ein Löwe, doch sehr listig und machtgierig. Er wollte schon so lange den Thron für sich beanspruchen, doch bis jetzt war Richard stärker als er gewesen. Nachdem er das Chaos und das Durcheinander begutachtet hatte das Richard, oder besser gesagt Kasop, veranstaltet hatte. Wand er sich an seinen trauernden Bruder. „Bruder, wir müssen die Trauerfeier vorbereiten und das Volk informieren“ sagte dieser als wäre das die einfachste und nebensächlichste Sache der Welt. „Lass mich in Ruhe John, du hast kein Recht mir irgendwas zu befehlen, ein unbedeutender kleiner Nichtsnutz, der sich mein Bruder nennt, der sich freut meinen Thron zu bekommen da nun kein Nachfolger mehr da ist. Aber den wirst du nie bekommen, jetzt erst recht nicht mehr“ rief der König in die Stille mit schmerzverzehrter und wütender Stimme. John sah ihn an, die Machtgier in seinen dunklen Augen leuchten. John konnte nicht Lügen, denn sein sehnlichster Wunsch war es endlich die Krone zu bekommen, die ihm schon so lange zustand. Er wollte Richard, seinem in seinen Augen unwürdigen König, etwas entgegensetzen doch schwieg stattdessen lieber und kehrte seinem Bruder den Rücken zu.
Ein Tag später wurde es laut im ganzen Königreich verkündet „Unsere geliebte und geschätzte Königin Irena Löwenherz, Lady von Kalypso und Sidarien ist gestern auf dem Kindbett verstorben. Sie wird immer in unserem Herzen bleiben. Auch das Kind, Kronprinzessin Saria Löwenherz, Lady von Kalypso und Sidarien ist verstorben. Mögen sie in Frieden ruhen“
Der König trauerte Stunden, Tage, Wochen und Monate lang. Sein Löwe Kasop zog sich immer weiter zurück und wurde immer schwächer, ohne seine Seelengefährtin. Den Ring seiner Frau sah er nie wieder und fragte sich bis heute, wo dieser geblieben war. Er verschanzte sich in seiner Burg und ließ niemanden in seine Nähe, bis es Richard zu viel wurde und er sich förmlich in Schlachten und Kriege schmiss, nur um den Schmerzen zu entgehen, die ihn zuhause erwarteten. Jeder Bewohner, egal ob Mann, Frau, Kind oder die Alten, sie alle leideten unter den sinnlosen Kriegen, die Unruhe unter den vier Königreichen stifteten. Doch ein Ende kam nicht in Sicht. John freute das umso mehr. Endlich seinen Bruder los zu sein, der so schwach wurde, dass ihn sogar, seiner Meinung nach, ein einfacher Mensch besiegen könne. Und sich auf die Krone die bald sein eigen sein würde vorzubereiten. Dafür würde er sorgen, wenn nicht sogar persönlich.

Löwenherz und WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt