Louie war schon an der Scheibe und drückte sich die Nase platt. Ich schüttelte belustigt den Kopf. Er war eben ein Nerd. Das konnte keiner ändern.
Ich stellte mich neben ihn an die massive Scheibe und sah ebenfalls hindurch. Der Raum dahinter war wesentlich größer, als ich gedacht hätte. Er erinnerte ein wenig an eine neumodische Fabrik mit dem Unterschied, dass hier jeder etwas Eigenes tat. Von den geordneten Abläufen, von denen Nora gesprochen hatte, war nicht viel zu sehen.
„Wir befinden uns zur Zeit in einer Zwischenschleuse zum Labor und ohne einen Mitarbeiter mit dem Code kommt ihr nicht einmal bis hier. Dort wird unter anderem an den Flugzeugen geforscht, die hier auf den Startbahnen getestet werden. Es wird aber nebenbei auch eine ganze Menge anderer Technik entwickelt. Teilweise auch Revolutionäres." Nora machte eine kurze Pause und stoppte ihre Erklärung.
„Mehr kann ich aber auch nicht dazu sagen. Das ist nicht mein Gebiet und wird es auch nie sein. In Mathe, Physik und Chemie war ich immer eine Niete." Sie führte uns zu einigen mit Schildern beklebten Plastikkisten und nahm Schutzbrillen heraus.
„Am besten schaut ihr es euch selbst an. Und nutzt es aus, normalerweise dürfen da nur Fachspezialisten und unsere Ingenieure, sowie die Chemiker rein." Jessica rümpfte die Nase und zog sich die Schutzbrille widerwillig an. Dieses ständige Kostümieren schien ihr nicht zu gefallen. Ich würde nicht sagen, dass die Brille bequem war, aber nach einigem zurecht-Schieben, saß sie einigermaßen. Und das sogar ohne mir das Blut abzuschnüren.
„Die Fachleute hier bekommen bessere Schutzbrillen, aber unsere sind sowieso nur für Besucher. Und davon haben wir normalerweise eher weniger. Schon gar keine, die von außerhalb des Sperrgebietes kommen." Nora lief zur Schiebetür und diese fuhr auf. Ich beeilte mich ihr zu folgen und musste sogleich den Atem anhalten, als ich hindurch gegangen war.
Es stank noch chemischer als in der Schleuse. Sicher war die Luft giftig. Allerdings sah ich keinen mit Atemmaske herumlaufen, also nahm ich an, es war okay.
Staunend betrachtete ich die verschiedenen Metalltische und Regale. Einige Leute hatten Schweißgeräte in den Händen, welche über eine Steckdosen-Sammlung am Ende des Tisches liefen. Funken sprühten und ein lautes schrilles Quietschen ertönte, als sie die Geräte an Metallteile hielten. Sie trugen dicke Schutzkleidung und ihre Hände steckten in braunen Lederhandschuhen. Ein Mann hielt einen Plan in der Hand und rief ihnen laut Anweisungen zu, die fast im Lärm untergingen. Eine Hand packte mich am Arm und zog mich unsanft weiter.
„Nicht einschlafen." Nach einiger Zeit befreite ich mich von Jessica und holte Nora ein.
„Ist mein Vater eigentlich auch hier? Oder arbeitet er in einem der Büros?" Beschämt merkte ich, dass ich eigentlich gar nichts über das Leben meines Vaters wusste. Dabei war ich, weil er meines ebenfalls nicht kannte, ziemlich sauer und kalt ihm gegenüber gewesen. Nora ging jedoch nicht weiter darauf ein, sondern beantwortete mir einfach meine Frage.
„Das kann schon sein, aber ehrlich gesagt habe ich keinen Kontakt zu deinem Vater. Du kannst ihn ja beim nächsten Mal, wenn du ihn siehst, selbst fragen." Beim nächsten Mal? Dann wurde mir klar, dass ein nächstes Mal gar nicht mehr so unwahrscheinlich war. Immerhin saß ich jetzt hier bei ihm fest. Aber wollte ich überhaupt noch einmal mit ihm konfrontiert werden?
Gestern war es mehr als nur komisch gewesen. Ich war keine Person, die mit jemandem für immer gut klar kam, nur weil ich denjenigen irgendwann mal gut gekannt hatte. Zuerst musste ich wieder mit der Person warm werden. Dann konnte man über alles weitere sprechen.
Ich meine, ich hatte meinen Vater oft genug durchs Telefon gehört. Aber das war nicht das Selbe, wie wenn er vor mir stand.
Ich ließ meinen Blick langsam schweifen. Insgeheim wollte ich ihn doch ganz gerne sehen. Doch zu meiner Enttäuschung kam mir kein Einziges der Gesichter bekannt vor.
Ich wich gerade noch rechtzeitig einer Tischkante aus. Pass besser auf deinen Weg auf, Tia! Auf dem Tisch standen einige Reagenzgläser und eine Art Herd. Die roten und schwarzen Flüssigkeiten blubberten auf diesem.
„Vorsicht, das ist kein Bereich für Kinder und Jugendliche!" Ich sah hoch und blickte in das Gesicht eines grimmig aussehenden Mannes.
„Entschuldigung, ich wollte nur..."
„Alle wollen nur kurz irgendetwas. Für so etwas habe ich aber keine Zeit." Von welcher Biene war der denn gestochen worden? Der Mann nahm die Reagenzgläser in der Nähe von mir und verstaute sie schnell in einem Koffer. Dabei warf er mir immer wieder Todesblicke zu. Ich starrte grimmig zurück, fest entschlossen nicht nachzugeben. Bei Mr. Baker hatte ich vielleicht brav nicken müssen, aber das hier war eine andere Situation. Der Kerl hatte keinen Grund unfreundlich zu mir zu sein.
Er schloss den Koffer und stellte sich vor die noch kochenden Flüssigkeiten. Provokativ versuchte ich an ihm vorbeizuschauen, aber der Mann ließ mich nicht.
„Ist das auch für die Flugzeuge?" Vielleicht war es ja ein neuer Treibstoff, den sie noch testeten. Oder irgendein medizinisches Zeug.
„Das geht dich gar nichts an, Kind."
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Area 51 - Don't trust anybody!
Fantasy„Area 51: Ein militärisches Sperrgebiet im südlichen Nevada in den USA. Dort werden durch die US Air Force neue Experimentalflugzeuge getestet, doch es gibt viele Verschwörungstheorien darüber, dass es sich in Wirklichkeit um eine Basis zur Erforsch...