~Kapitel 32~

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Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Nora zu mir getreten war. Jetzt legte sie mir jedoch eine Hand auf die Schulter und sah den Mann entschuldigend an.

„Tut mir leid. Wir machen nur eine kurze Rundtour, dann sind wir wieder weg."

„Das will ich hoffen." Der Mann würdigte mich keines Blickes mehr und wandte sich wieder seinen kochendem Flüssigkeiten zu. Nora zog mich zur Seite. Nach einem kurzen unscheinbaren Blick zu dem Mann fing sie an mir zu zuflüstern.

„Ignorier den einfach. Manche Leute hier sind unfreundlich. Aber nur, weil sie nicht immer über ihre Arbeit sprechen dürfen. Vermutlich hast du nur zu sehr herum geschnüffelt. Das hat ihn vermutlich nervös gemacht." Ich sah zurück. Eigentlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass eine Jugendliche einen Mann beunruhigen könnte. Aber vermutlich hatte er wirklich ein Problem mit meiner Neugierde gehabt. Hätte er mir aber auch sagen können! Dann hätte er sich auch den Aufstand gespart.

„Siehst du den Mann da hinten? Das ist Farell Price. Er ist sowas wie der Leiter dieser chemischen Experimente." Ich sah zu einem älteren Mann, der einige Dokumente anstarrte und vor sich hin murmelte. Als er sah, dass wir ihn beobachteten, wandte er seinen Kopf in unsere Richtung. Er stand einfach nur regungslos da und starrte mir direkt in die Augen. Nora senkte ihre Stimme und flüsterte mir leise ins Ohr.

„Er ist ein wenig verrückt, aber sonst ist er in Ordnung. Trotzdem haben alle Respekt vor ihm, da er ziemlich schlau ist. Ich würde sogar so weit gehen ihn als Genie zu bezeichnen." Sie deutete auf den unfreundlichen Mann von vorhin.

„Und dann haben wir noch unsere Möchtegerngenies, die ziemlich viel dafür geben würden seinen Platz einnehmen zu dürfen." Ich beobachtete den unfreundlichen Mann skeptisch dabei, wie er die Gläser umfüllte. Ein metallischer Geruch ging von den Reagenzgläsern aus, der aber fast sofort von Chemikalien überdeckt wurde. Die rote Flüssigkeit verfärbte sich leicht und zischte. Ich streckte mich ein wenig. Doch als der Mann bemerkte, dass ich ihn beobachtete, warf er mir einen finsteren Blick zu. Zeit für mich zu verschwinden.

Als ich wieder zu den anderen aufschloss, spürte ich seinen Blick allerdings noch immer in meinem Rücken. Thea und Louie führten mal wieder eine angeregte Diskussion.

„Ich bin mir sicher, dass ich das könnte. Stell dir vor, ich hätte all das Material, was die haben. Was hältst du davon, Tia?" Louie sah mich erwartungsvoll an. Und ich hatte mal wieder nicht aufgepasst.

„Äh... sicher."

„Nur, weil du eine Lampe zusammenschrauben kannst, bist du noch lange kein Naturtalent." Jessica hatte sich eingemischt und Louie verdrehte beleidigt die Augen. Diese zuckte mit den Schultern.

„Was? Ich sage nur die Wahrheit." Nora kam zu uns.

„Wir gehen jetzt. Einige von uns sollten sich besser nicht mit den Mitarbeitern hier anlegen." Ich schnaubte. Ausnahmsweise hatte ich mal so gar nichts gemacht. Wenn die allergisch auf menschlichen Kontakt reagierten, konnte ich nichts dafür.

Gerade als wir den Raum verlassen wollten, wurden wir von einem bekannten Gesicht abgefangen. Mein Vater kam uns entgegen und sah mich freundlich an.

„Ich habe nach euch gesucht." An Nora gewandt sprach er weiter.

„Mr. Cook wollte noch etwas mit Ihnen klären. Vielleicht könnte ich mir unsere Gäste kurz ausleihen."

„Sind Sie sicher, dass das okay ist? Sie haben Mr. Baker gehört."

„Keine Sorge. Ich wollte ihnen sowieso noch ein paar Leute vorstellen. Und dazu kommt noch, dass die Fünf sich auch tagsüber nützlich machen sollten." Jessica sah ihn entsetzt an.

„Arbeiten? Ich habe noch nicht mal meinen Abschluss! Ich kann doch nicht einfach die Schule schmeißen."

„Es ist nur vorübergehend. Außerdem sind wir gerade dabei mit unserem Privatlehrer über den Unterrichtsstoff zu sprechen, der euch fehlt." Privatlehrer? Wozu hatte eine Einrichtung wie diese einen Lehrer? Meine Gedanken wurden von einem Klingeln unterbrochen. Mein Vater zog eine Art neumodisches Funkgerät heraus und hielt es sich ans Ohr.

„Ja... Ja, klar. Ich habe ihr gerade Bescheid gesagt." Er drückte Nora das Gerät in die Hand.

„Mr. Cook. Es ist dringend." Nora verdrehte die Augen.

„Ich glaube eher, dass er es wieder überdramatisiert." Dann hielt sie sich das Funkgerät doch ans Ohr.

„Hey Winston, was gibts? Ja... warten Sie, ich hab schlechten Empfang." Plappernd schlenderte sie zu dem Zahlenfeld, welches grün aufblinkte, als sie die Nummern eingab. Als sich die Tür öffnete, schob sie sich hindurch und verschwand zwischen den Menschen. Ihre Stimme verklang in dem Lärm und ich wandte mich wieder meinem Vater zu.

Zunächst herrschte peinliche Stille. Ich wusste, dass meine Freunde von mir erwarteten, dass ich ein Gespräch anfing. Aber mir war absolut nicht danach jetzt freundlich mit meinem Vater zu sprechen. Ich fühlte immer noch diese Blockade, ehrlich mit ihm zu reden. Ihm zu sagen, wie ich mich fühlte. Dass es mich verletzt hatte, als er mich all die Jahre im Stich gelassen hat. Und dass er es nicht einmal wahr genommen hatte. Schließlich räusperte sich August.

„Und wo sollen wir helfen?" Es war offensichtlich, dass er versuchte ein Gespräch in Gang zu bringen. Doch ich presste fest die Lippen aufeinander. Mein Vater schüttelte kurz den Kopf und sah uns dann auffordernd an.

„Wir gehen zur großen Lagerhalle. Dort werdet ihr dann Mr. Wood übergeben, der euch Anweisungen gibt."

Area 51 - Don't trust anybody! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt