~Kapitel 46~

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Ich wollte Louie das Reagenzglas wiedergeben, jedoch entschied ich mich im letzten Moment dagegen und stellte es mit sicherem Abstand zu ihm auf den Tisch zurück. Wer konnte schon wissen, ob er nicht doch seinen blöden Vorschlag durchziehen würde? Louie würde ich im Bezug auf seine Neugier alles zutrauen! Dieser verdrehte nur die Augen.

„Angsthase! Das wird schon nicht giftig sein."

„Wir befinden uns hier in einem Labor und halten eine nicht hundertprozentig identifizierbare Flüssigkeit in der Hand. Und du willst mir versichern, dass ich nicht sterbe, wenn ich das trinke?" Louie seufzte genervt. Innerlich wusste er sicherlich, dass ich recht hatte.

„Na wenn du meinst. Aber lass mich das zumindest dokumentieren." Er verneigte sich scherzhaft und schob sich die Schutzbrille höher auf die Nase. Ich sah ihn fragend an.

„Dokumentieren? Womit denn?" Louie griff in seine Taschen und zog sein Handy hervor. Dann lächelte er mich stolz an, als hätte er gerade die größte Entdeckung des Jahrhunderts gemacht.

„Auch wenn ich kein Netz habe, funktioniert meine Kamera hervorragend!" Er hielt sein Handy direkt vor das Reagenzglas. Als er jedoch abdrückte, trat ein Mann vor den Tisch. Das Ergebnis war, dass auf dem Foto nur ein verwischter Kittel zu sehen war.

„Keine Handys!" Der Mann riss Louie das Handy weg, weshalb dieser protestierte.

„Hey, geben Sie das wieder her!" Während Louie nur mit seinem Handy beschäftigt war, machte ich mir über ganz andere Dinge Sorgen. Ich kannte diesen Mann und unglücklicherweise war es genau der, welcher mich schonmal hier erwischt hatte. Dieser schien das jetzt auch bemerkt zu haben.

„Du!" Ja, ich.

„Hatte ich dir nicht gesagt, dass du aufhören sollst deine Nase in Sachen reinzustecken, die dich nichts angehen?!" Ich schluckte nervös. Das war nicht gut. Absolut nicht gut. Durch meine Augenwinkel bemerkte ich, dass immer mehr Leute uns beobachteten. Wie war das noch mit dem nicht Auffallen gewesen? Das hier war so ziemlich das Gegenteil. Auch Louie vergaß sein Handy nun für einige Sekunden und kratzte sich unsicher am Hinterkopf. Die Situation hätte nicht peinlicher sein können. Wir standen hier umrundet von den Wissenschaftlern und Ingenieuren, welche wie Schüler tuschelten.

Dann schob sich eine Frau in den Kreis. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder entsetzt sein sollte. Einerseits wäre unter ihrem strengen Blick das Gaffen gleich zu Ende, aber andererseits würde das auch gewaltigen Ärger geben. Immerhin behielt ich recht, was unsere Zuschauer betraf.

„Was gibts da noch zu schauen? Das wird wohl kaum interessanter sein als die Arbeit, für die Sie wohlgemerkt bezahlt werden!" Ms. Edwards sah herausfordernd in die Runde, jedoch wollte sich keiner der anwesenden Leute mit ihr anlegen. Nach und nach zogen sich unsere Zuschauer langsam zu ihren Arbeitsplätzen zurück und widmeten sich wieder ihrer Arbeit.

Ms. Edwards wirbelte zu uns herum und stemmte die Hände in die Seite. Louie räusperte sich verlegen.

„Also... wir wollten nur ein Paket wegbringen und haben uns dann verlaufen!"

„Und ich nehme an, die Kittel und Schutzbrillen sind einfach zu euch geflogen." Louie vermied beschämt den Blickkontakt. Ms. Edwards kniff die Augen zusammen und schüttelte dann verärgert den Kopf.

„Euch ist schon klar, dass ich das melde. Eure Lügen könnt ihr euch für Mr. Baker aufheben!" Ich erstarrte. Nicht schon wieder! Meine Freunde und mein Vater würden so enttäuscht sein. Aber was mein Vater dachte, konnte mir eigentlich egal sein. Die Erklärung an Jessica und August würde allerdings nicht so leicht werden. Ich knirschte mit den Zähnen. Sie hatten mir gerade erst verziehen! Oder warfen mir immerhin nicht mehr die ganze Zeit Todesblicke zu.

„Vielleicht könnten Sie uns aber auch einfach aus dem Labor scheuchen und dann erledigen wir schnell unsere Auslieferung und..." Man konnte es ja zumindest mal versuchen. Ms. Edwards sah das aber wohl ein kleines bisschen anders als ich.

„Ich bin nicht so dämlich wie Ms. Turner. Wegen euch werde ich nicht meinen Job riskieren!" Sie dirigierte uns an dem Tisch vorbei.

„Und jetzt gehen wir zu Mr. Baker!" Während wir uns an dem Tisch vorbeischoben ließ ich kaum merkbar das Reagenzglas mitgehen. Ich ballte eine Faust um dieses und hielt die Öffnung mit meinem Daumen zu. Umsonst wollte ich dann doch nicht hier gewesen sein. Aber ob man das jetzt als Erfolg bezeichnen konnte, da war ich mir nicht sicher.

Unter einigen unscheinbaren Blicken wurden wir aus dem Labor bugsiert und zum Büro von Mr. Baker gebracht. Ich zog den Kopf zwischen die Schultern und versuchte möglichst unscheinbar zu wirken. Wieso konnte ich nicht im Erdboden verschwinden, wenn ich es wollte? Louie war nicht halb so verunsichert wie ich. Er wirkte viel mehr beleidigt, weil er sein Handy nicht wiederbekam. Meine Gedanken wurden von einer bekannten Stimme unterbrochen.

„Ms. Edwards? Was machen unsere Gäste hier?" Ich hob den Blick, um in Winston Cooks fragende Augen zu sehen, der einige Meter von uns entfernt stand und die Arme vor seiner Brust verschränkte. Scheinbar konnte es noch schlimmer werden. Ms. Edwards hob nur streng den Kopf in die Höhe.

„Ich statte Mr. Baker einen Besuch mit einigen Unruhestiftern ab. Könnten Sie nach Mr. Wood und Mr. Johnson suchen und Sie herbringen? Ich bin sicher, das würde die Beiden brennend interessieren."

Area 51 - Don't trust anybody! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt