~Kapitel 57~

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„Kannst du nicht schneller machen?"

„Würde ich ja, wenn du die Taschenlampe ruhig halten würdest." Genervt versuchte ich in dem schwachen und dazu noch flackernden Licht das Schloss mit dem Schlüssel zu treffen. So würde es noch ewig dauern, bis ich abgeschlossen hätte! Mit einem Blick auf Thea stellte ich jedoch fest, dass sie mich nur so angefahren hatte, weil die Dunkelheit sie nervös machte. Dabei war ich diejenige, die die ganze Zeit von Monstern redete.

Immer hektischer drückte ich den Schlüssel gegen das Schloss, dann endlich rutschte er in das Schlüsselloch. Erleichtert drehte ich diesen und mit einem Klicken verschloss sich die Tür.

Triumphierend wollte ich Thea den Schlüssel zuwerfen, als plötzlich ein schriller Schrei ertönte.

Thea und ich erstarrten. Diese Stimme war dumpf gewesen, aber trotzdem erkannte ich sie ohne Probleme. Ich betete dafür, dass ich mich verhört hatte, dass das alles nur Einbildung gewesen war, aber da erklang auch schon ein zweiter viel deutlicherer Schrei.

Während Thea wie festgefroren war, sauste ich zur Tür und rüttelte hektisch an dieser. Meine Gedanken rasten und trotzdem kriegte ich keinen Einzigen zu fassen. Viel zu langsam erinnerte ich mich daran die Tür verschlossen zu haben. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich endlich das Schloss gefunden hatte, doch dass die Taschenlampe nicht mehr direkt auf das Schlüsselloch zeigte, machte es nicht einfacher. Thea stand noch immer einfach nur da, doch ihre Augen waren schreck-geweitet. Der Strahl der Taschenlampe zeigte einfach nur neben ihr auf den Boden, weshalb nur ein schwaches Dämmerlicht den Raum erleuchtete.

Als die Tür endlich aufsprang, kümmerte ich mich jedoch nicht weiter um Thea. Ob sie nun mit kam war mir in diesem Moment völlig egal, doch zu meiner Überraschung hörte ich ihren Atem hinter mir. Sie wollte wohl doch nicht alleine bleiben. Die Schreie waren im Flur noch lauter und ich rannte den dunklen Gang runter. Immer wieder stolperte ich über meine eigenen Füße, da ich nicht sah, wohin ich trat. Anhalten konnte ich jedoch nicht. Ich durfte es nicht.

Ich schlitterte um eine Ecke und stieß fast mit einigen dunklen Gestalten zusammen. Thea kam neben mir zum Stehen. Sie hielt aus Reflex die Taschenlampe direkt in die Gesichter der Personen. Diese kniffen in dem grellen Licht die Augen zusammen. Erschrocken wollte ich zurückweichen, doch zu meiner Erleichterung erkannte ich die Gesichter.

„Halt das Scheißteil wo anders hin, ich seh nichts mehr!" Thea war die Erleichterung anzusehen, als sie die Stimme ihrer Schwester erkannte. Diese funkelte Thea und mich böse an, während August an einer Tür rüttelte, die definitiv klemmte. Thea japste panisch.

„Bitte sagt mir, dass ihr das nicht gehört habt. Ich habe mir das doch eingebildet..." Ich stürzte zu August und zog ebenfalls an der Tür. Vielleicht war es meine Panik, die mir Bärenkräfte gab, aber die Tür flog mit Schwung auf. Fast hätte meine Nase dran glauben müssen, doch ich zuckte nicht einmal zurück.

Stattdessen stürzte ich die kurze Treppe runter in den kellerähnlichen Raum. Meine Füße verfingen sich mehrfach in den Kabeln und beinahe fiel ich der Länge nach hin, doch ich fing mich gerade noch rechtzeitig wieder. Ein dumpfes Geräusch hinter mir und ein erschrockenes Keuchen, zeigten mir, dass August nicht so viel Glück gehabt hatte. Ich riss den Kopf nach hinten, doch Jessica packte ihn bereits im Laufen und zog ihn mit. Gerade noch rechtzeitig wich ich einer Art großer Metallbehälter aus.

Ich stürzte um die Ecke und blieb schlagartig stehen. Thea rannte von hinten in mich rein, sodass ich ein paar Schritte nach vorne stolperte, doch das realisierte ich gar nicht richtig. Ein weiterer heiserer Schrei ertönte, jedoch gehörte dieser zu Jessica.

Ein Teil von mir wollte sich zu ihr umdrehen, doch mein Körper ließ es nicht zu. Der Anblick, der sich mit bot, löste Entsetzen in mir aus.

Geschockt starrte ich auf das große Wesen vor mir. Seine rot unterlaufenen Augen glühten in der Dunkelheit und seine scharfen Zähne blitzten rot. Doch was mich am meisten schockte war die kleine Gestalt vor dem Monster.

Ein blutverschmierter Junge lag verdreht und mit aufgerissenen Augen vor dem Wesen. Der Mund des Jungens war krampfhaft aufgerissen, als hätte er versucht zu schreien und seine Finger waren in den Boden gekrallt.

Dann wanderte mein Blick wieder zu dem Monster, welches ruhig verharrte und sich nun schnaubend über den Jungen beugte. Ich verspürte nicht einmal Angst oder Wut, ich war einfach nur wie eingefroren. Sprachlos starrte ich das Monster an, welches mir ruhig in die Augen sah. In seinem Blick lag fast so etwas wie eine Herausforderung, doch ich reagierte kein bisschen darauf.

Die Zeit schien stillzustehen, als langsam wieder die ersten Gedanken in mein Gehirn rutschten. Er war tot. Der Junge, mit dem ich zusammen aufgewachsen war, der mich immer unterstützt und zum Lachen gebracht hatte, war tot.

Augusts Stimme war die Erste, die ich wahrnahm. Sie war nicht mehr als ein Krächzen, doch ich verstand sie ohne Probleme.

„Louie."

Area 51 - Don't trust anybody! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt