Maske der Macht

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Man kann mir einiges vorwerfen, aber niemals war ich der Meinung, dass Frauen schlechtere Fahrer wären als ihre männlichen Kollegen. Bis heute. Valeria holte mich etwa eine halbe Stunde vor meiner Wohnung ab. Zuerst fiel mir der dunkle Sportwagen mit den dunkel getönten Scheiben gar nicht auf. Dass Luxusautos in der Nähe meiner Wohnung parken, ist nichts Ungewöhnliches. Oft gehören sie Regierungsbeamten, die die teuren Restaurants entlang der Straße besuchen. Doch als die Tür aufging und Valerias Kopf erschien, hob ich erstaunt die Augenbrauen. "Also, ich habe Ihnen einiges zugetraut – schwarze Limousinen, gepanzerte SUVs –, aber dass ausgerechnet Sie ein Auto fahren, das mehr kostet als meine Eigentumswohnung dort oben, hätte ich nicht erwartet." Ich erntete ein Lachen und ein Kopfnicken, was offensichtlich bedeutete, dass ich mich in diesen viel zu teuren Wagen setzen sollte. Mein Fahrzeug war ein Firmenwagen der Partei und kam bei weitem nicht an dieses Luxusauto heran. Wir hatten uns verabredet, um über die Zukunft unserer Zusammenarbeit zu sprechen. Es wäre wahrscheinlich sehr hilfreich, jemanden wie Sie als Unterstützerin zu haben. Außerdem würde es den Menschen zeigen, dass ich in der Lage bin, Leute auf meine Seite zu ziehen. Die Fahrt zu dem von ihr vorgeschlagenen Ort war eine echte Mutprobe. Im Vergleich zu ihrem ruhigen Charisma war ihr Fahrstil der einer Draufgängerin. Selten hatte ich so große Angst um mein Leben. Als wir schließlich in ein Parkhaus vor einem riesigen Wolkenkratzer in der Mitte der Stadt einbogen, hatte ich bereits mehrere Gebete gesprochen, obwohl ich eigentlich nicht an einen Gott glaube.
Wir stiegen aus dem Luxusauto aus, und ich atmete erleichtert auf, endlich festen Boden unter den Füßen zu haben. Valeria lächelte mich an und führte mich durch das gut beleuchtete Parkhaus zum Aufzug. Der Wolkenkratzer ragte majestätisch in den Himmel.
Bevor wir den Aufzug betreten konnten, mussten wir uns ausweisen und ein Dokument unterschreiben, dass wir nicht über die Sicherheitsmaßnahmen des Gebäudes mit Außenstehenden sprechen werden. 
Während wir danach im Aufzug nach oben fuhren, fühlte ich mich in Valerias Gegenwart gleichermaßen beeindruckt und unsicher. Sie war zweifellos eine faszinierende Frau, und ihre Entschlossenheit und ihr Charisma hatten mich beeindruckt. Doch ich konnte nicht umhin, über die Risiken nachzudenken, die mit ihrer Unterstützung einhergehen könnten.
Als wir auf unseren Etage ankamen, führte sie mich zu einem abgetrennten Abteil in der hauseigenen Bar auf einer der obersten Etagen des Wolkenkratzers. Das abgetrennte Abteil bot Privatsphäre und eine gedämpfte Atmosphäre. Hier konnte man sich sicher sein, dass man nicht abgehört wurde. Die Räume sind schalldicht und die gesamte Etage sendet verschiedene Störsignale aus, so dass sämtliche Audio Aufnahmen nur zu einem statischen Rauschen wird. Nachteil ist, dass Mobilfunkgeräre auch nicht funktionieren.
Wir nahmen in bequemen Sesseln Platz, und Valeria fuhr mit unserer Unterhaltung über die zukünftige Zusammenarbeit fort. Sie erklärte ausführlicher, wie sie mir helfen konnte, die größere politische Bühne zu betreten, und welche Ressourcen und Kontakte sie zur Verfügung stellen konnte.
Während wir sprachen, spürte ich die Spannung in der Luft. Es war offensichtlich, dass diese Entscheidung weitreichende Auswirkungen auf meine politische Karriere haben würde. Valeria war eloquent und überzeugend, aber ich konnte die Unsicherheit nicht abschütteln, die mit diesem Schritt verbunden war. Unsere Gespräche wurden immer intensiver, während wir die Vor- und Nachteile der Zusammenarbeit abwogen.
Schließlich, in diesem abgeschiedenen Bereich der luxuriösen Bar, führten wir ein ernsthaftes und ehrliches Gespräch über die Zukunft und die Risiken, die mit unserer Kooperation einhergehen würden. Es war eine entscheidende Phase in meiner politischen Reise, und ich musste sorgfältig darüber nachdenken, wie ich weitergehen würde.
Gegen Ende unserer ernsthaften Unterhaltung legte Valeria ihre Karte auf den Tisch. Sie sah mich direkt in die Augen und sagte mit einem leichten Lächeln: "Wenn wir diese Zusammenarbeit vorantreiben wollen, gibt es etwas, das ich von dir erwarte, und es ist nicht gering." Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich auf die Karte schaute, auf der in eleganten Buchstaben "Gegenleistung" stand. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, was Valeria von mir verlangen würde.
Valeria fuhr fort: "Ich möchte, dass Sie mir helfen, einen ganz besonderen politischen Deal abzuschließen. Einen Deal, der unsere Interessen in dieser Stadt auf Jahre hinaus sichern würde. Sie wären mein Schlüssel zu diesem Deal."
Die Forderung war gewaltig, und ich wusste, dass es sich um einen heiklen und möglicherweise riskanten Handel handeln musste. Ich schluckte schwer und fragte: "Was genau verlangen Sie von mir, Valeria?"
Ihre Augen funkelten, als sie antwortete: "Ich brauche, dass du eine gewisse Gesetzgebung unterstützt, die meine Geschäftsinteressen begünstigen würde. Es wird eine Menge Überzeugungsarbeit und politisches Geschick erfordern. Aber wenn du mir dabei hilfst, kann ich dir garantieren, dass unsere Zusammenarbeit dich auf die politische Landkarte setzen wird."
Die Forderung war gewaltig, und ich wusste, dass sie mein Leben und meine politische Zukunft in eine neue Richtung lenken würde. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich vor einer der schwerwiegendsten Entscheidungen meines Lebens stand.
Während Valeria ihre Forderung dargelegt hatte, überfluteten mich Gedanken und Zweifel. Diese Forderung war mehr als nur ein politisches Gefallen. Es handelte sich um einen klaren Verstoß gegen die ethischen und möglicherweise sogar rechtlichen Grenzen. Ich wusste, dass meine Karriere in der Politik immer von einem gewissen Maß an Opportunismus geprägt war, aber bislang hatte ich noch nie einen Schritt getan, der so offensichtlich korrupt war.
Mein innerer Monolog begann: "Bisher habe ich alle möglichen Mittel genutzt, um meine politische Karriere zu fördern. Mit Arnold hab ich Leute bezahlt, dass Artikel verschwinden oder Informationen an Leute weitergeben, um das Ansehen von Leuten zu schädigen. Aber das, was Valeria jetzt von mir verlangt, ist etwas ganz anderes. Es geht weit über die üblichen politischen Gefallen hinaus. Es ist ein Handel, der unsere Interessen sichern soll, aber zu welchem Preis? Wie tief bin ich bereit, in den Sumpf der Korruption zu sinken? Bin ich dann nicht kein Stück besser als die Leute, gegen die ich kämpfen wollte?"
Ich war hin- und hergerissen zwischen meinen politischen Ambitionen und meinen ethischen Grundsätzen. Auf der einen Seite lockte die Aussicht auf Macht und Einfluss, die mir die Erfüllung von Valerias Forderung bringen könnte. Auf der anderen Seite nagte das Gewissen an mir, und ich fragte mich, ob ich wirklich so korrupt sein wollte. Ich müsste endgültig meine Prinzipien verraten.

Während ich auf die Karte "Gegenleistung" starrte, wusste ich, dass ich eine der schwerwiegendsten Entscheidungen meines Lebens treffen musste. Meine Wahl würde nicht nur meine politische Zukunft, sondern auch meinen Charakter definieren.

Während ich Valerias Forderung in Betracht zog, verspürte ich einen inneren Drang, meine politische Karriere auf eine neue Stufe zu heben. Ein Gefühl von Verlockung und Ambitionen durchzog meine Gedanken.
Ich dachte nochmal daran, wie ich in die Welt der Politik eingetreten war, voller Idealismus und mit dem festen Glauben, die Dinge zum Besseren zu verändern. Aber im Laufe der Jahre hatte ich immer wieder Rückschläge erlebt und gesehen, wie meine politischen Gegner, die sich keine Skrupel machten, auf der Überholspur an mir vorbeizogen. Ich erinnerte mich an die Male, in denen ich dann politische Gegner verleumdet hatte, um meinen Ruf zu schützen, oder wie ich Geld in unsauberen Deals angenommen hatte, um meine Kampagnen und Bestechungen zu finanzieren. Das waren Schritte, die ich mir selbst immer wieder schönredete, aber tief im Inneren wusste ich, dass sie an meinem Gewissen nagten.
Valerias Angebot erschien jedoch wie die Gelegenheit meines Lebens, den Erfolg und Einfluss zu erlangen, nach denen ich mich gesehnt hatte. Ich spürte, wie mein moralisches Zögern schwächer wurde, während der Hunger nach Macht und Erfolg in mir wuchs.
Mit einem inneren Seufzen und einem schweren Herzen sagte ich schließlich zu Valeria: "Ich werde dir helfen. Ich verstehe, was du verlangst, und ich bin bereit, diesen Schritt zu gehen."
Die Forderung von Valeria war ein Wendepunkt, ein Moment, in dem ich meine eigene Integrität und meine moralischen Prinzipien in Frage stellte. Würde ich einen weiteren Schritt in die Dunkelheit der Korruption wagen, um meine politischen Ambitionen zu verwirklichen?

Ja, denn alles üble was ich im Moment anstelle ist für das große Ganze. Das dieses gesamte System, in welchem ich zu solchen Mitteln greifen muss, zusammenbricht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 04, 2023 ⏰

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