16. Eine kleine Couch

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Timon

Mittlerweile ist es zu unserem Ritual geworden, das Ekat sich bei jeder Zugfahrt an meine Schulter kuschelt. Ich meine, ich habe nichts dagegen. Ich find es eigentlich ganz süß. Wir werden natürlich auch öfters erkannt und angesprochen aber das macht mir nichts aus. Sollen sich doch die Leute denken was sie wollen. Ich bin mir ja selbst nicht im Klaren, was das zwischen uns ist. Wir suchen die nähe zwischen uns schon so ein bisschen und wir verstehen uns auch total gut so, aber ich traue mich nicht, den ersten Schritt zu machen. Ich habe schiss, das ich das dann irgendwie kaputt mache, und dann unsere Let’s Dance Reise ganz schnell enden wird. Falls sich da zwischen uns mehr entwickelt, sind wir vom tanzen so abgelenkt, das wir raus fliegen. Ich meine ja, tatsächlich muss ich es mir selber eingestehen, dass ich schon interessiert an ihr wäre, so ist es ja nicht. Und ich glaube, so wie sie manchmal handelt, geht es ihr ähnlich.

Ein telefonklingeln reißt mich aus meinem Gedankenchaos. „Ja hallo?“, sagt meine Begleitung und hebt ab. Von der anderen Seite der Leitung kann ich nichts verstehen, aber ich nehme Ekats Stimme war. „Genau. Wie die letzten Wochen über auch. Samstag bis Donnerstag. … Äh. Und jetzt? Soll ich auf der Straße leben? … Kleinen Moment bitte.“ Sie schaut mich an. „Das ist mein Hotel. Die haben irgendwas bei der Buchung vercheckt und haben kein Zimmer mehr frei. Kann ich äh ja bei dir schlafen? Oder kennst du irgendjemand, bei dem ich eventuell schlafen könnte für die paar Tage?“ „Puh äh ja klar. Wenn du willst kannst du dich bei mir einnisten. Ich hab aber nicht aufgeräumt“, antworte ich und werde rot. „Alles gut. Danke dir“, sie wendet sich wieder an ihren Gesprächspartner. Okay. Ich gehe schon Mal mein Zuhause durch und suche einen Schlafplatz. Ich habe zwar ein riesiges Bett, aber wir können doch nicht jetzt schon zusammen in einem Bett schlafen. Ich werde ganz Gentleman Like ihr mein Bett überlassen und auf meiner winzigen Couch schlafen. Für die paar Nächte wird die ihren Job schon tun.

Ekaterina

Es ist ein komisches Gefühl, den Berliner Hauptbahnhof nicht so zu verlassen, wie ich es gewohnt bin. Ich muss bzw darf bei Timon übernachten. Normalerweise nehme ich den Bus bis zu meinem Schlafplatz, heute nehme ich mit jemand andern die S-Bahn. „Mir fällt gerade auf. Ich war noch nie bei dir. Ich weiß nicht mal wo du wohnst.“ „Ach mach dir nix draus. Du hast nichts verpasst“, antwortet Timon. „Nächste müssen wir übrigens raus und noch ein kleines Stück laufen“, war seine Ansage und diese setzen wir in die Tat um. Vor der Wohnung merke ich, wie sich mein Puls erhöht. Warum auch immer. „Also wie gesagt, ich habe absolut nicht aufgeräumt, aber fühl dich wie Zuhause.“, sagt er und sperrt auf. Ganz Gentlemen Like lässt er mir den Vortritt. „Schuhe kannst du erstmal anlassen. Ich geb dir erstmal eine Roomtour. Also wenn du Mal rechts die Tür öffnest, stehen wir auch schon in deinem Schlafzimmer.“ Ich mache die Tür auf und entdecke ein riesen großes Bett und eine komplette Wand, die nur aus einem riesigen, offenen Kleiderschrank besteht. „Und wo schläfst du dann?“ „Im Wohnzimmer auf der Couch“, antwortet er. Ich kann nur stumm den Kopf schütteln. „Nenene. Da Schlaf ich. Das ist deine Wohnung.“ „Aber ich kann dich nicht auf dem Mini Sofa schlafen lassen. Das lass ich nicht zu.“ Ja ich lass das nicht zu, wenn du nicht in deinem Bett schläfst, sondern auf dem Sofa. Punkt.“ „Ja aber einer von uns muss wohl oder übel dort schlafen“, stellt er fest. „Ja dann, dann schlafen wir beide halt hier. Ich meine, wenn das für dich in Ordnung ist. Das Bett ist ja groß genug das wir uns nicht gegenseitig auffressen müssen“, spreche ich aus bevor ich denken kann. „Bist du dir da sicher? Ich meine ich kann auch…“ „Nein. Wir schlafen beide hier Punkt.“ „Okay. Auch gut“, ist seine Reaktion.

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