Kapitel 25 Wiedersehen mit Sam

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"Scharlih liest meine Gedanken. Er weiß, was Winnetou denkt." antwortete er.
Old Shatterhand nickte. Er wusste natürlich, dass ihn die Sorge um Ribanna um den Schlaf brachte.
"Glaubt Winnetou, Ribanna im Lager der Assiniboins zu finden?" fragte er nach einiger Stille.
"Meine Hoffnung liegt auf Häuptling Tah-scha-tunga, vielleicht weiß er etwas."
"Was wirst du ihm erzählen? Es weiß ja niemand, dass Ribanna die letzten Monate im Pueblo verbracht hat." gab Old Shatterhand zu bedenken.
"Winnetou hat mit dem Häuptling der Assiniboins die Pfeife des Friedens geraucht. Ich werde ihm sagen was nötig ist, doch wird er nichts erfahren, wonach er nicht fragt. Ebenso wird Tah-scha-tunga die Wahrheit sagen." Er klang entschlossen. Vermutlich war es das Beste, so zu verfahren. Schließlich wussten die beiden nicht, inwiefern die Assiniboins mit Robert Merril zutun haben. Immerhin hatte dieser bei seinem Besuch Ribannas Vater und ihren Stamm beschuldigt, etwas mit ihrem vermeintlichen Verschwinden zutun zu haben.

Old Shatterhand bat Winnetou an, auch die restliche Nacht Wache zu halten, immerhin hatte er die letzte Nacht etwas geschlafen, im Gegensatz zu seinem roten Bruder. Doch dieser lehnte entschlossen ab und so verbrachten sie die Nacht gemeinsam größtenteils schweigend auf dem Fels, bevor sie bei Morgengrauen aufbrachen.
Ihren letzten Stopp legten sie an einem Ausläufer des Rio Grande ein, um die Pferde zu tränken und noch eine Kleinigkeit zu essen. Erstaunlicherweise verlief bisher alles sehr ruhig, sie waren niemandem begegnet, obwohl sie sich nun schon seit einiger Zeit im Gebiet der Assiniboins befanden.

Gerade als sie wieder aufsteigen wollten, erkannte Winnetou am Horizont einen dunklen Punkt, der sich auf sie zubewegte. Ein Reiter!
Sie beschlossen zu warten, da derjenige offenbar genau auf sie zuritt. Schon bald erkannten sie, dass es sich nicht um einen Indianer handelte, die eigenwillige Art, auf dem Pferd zu galoppieren ließ nur auf eine Person schließen.

"Sehen meine Augen denn richtig? Das sind doch Winnetou und das alte Greenhorn Old Shatterhand, wenn ich mich nicht irre! Hihihihi!"
"Unser alter Freund Sam Hawkens, was treibt euch denn hinaus in die Prärie?" rief ihm Old Shatterhand entgegen, als er nur noch wenige Meter von ihnen entfernt den Fluss heraufkam.
Er stieg ab und begrüßte die beiden. Lange hatten sie sich nun nicht mehr gesehen, daher nahmen sie sich die Zeit, etwas mit ihrem weißen Freund zu reden.
"Naa, ich komme von St. Louis um euch zu besuchen! Nun ja, eigentlich... eigentlich bin ich ganz froh, endlich wieder normale Menschen um mich zu haben, wenn ich mich nicht irre. Die Städter sind speziell, sag ich euch. Hab nur etwas Karten gespielt, vielleicht auch etwas mehr als ich sollte. Da warfen sie mich einfach aus dem Saloon, glaubt ihr das? Einfach so! Zumindest fast, musste gehen, sonst hätten sie mich wohl einen Kopf kürzer gemacht, obwohl ich das ja sowieso schon bin, hihihi." Sam schob seine Haare auf seinem Skalp hin und her. "Ja, jedenfalls traf ich einige Meilen von hier mit ein paar Apatchen zusammen, hab sie gefragt, wo ihr Häuptling denn sei. Sie erzählten mir, dass er mit Old Shatterhand auf dem Weg zu den Assiniboins sei und ich dachte, ihr könntet noch einen echten Westmann gebrauchen."

Winnetou und Old Shatterhand warfen sich einen Blick zu. Sie ahnten, dass Sam nicht einfach so aus dem Saloon geworfen wurde und er auch nicht einfach so in die Prärie geflüchtet war und die erstbesten Apatchen nach Winnetou fragte. Vermutlich hatte er sein Geld verspielt und konnte seine Schulden nicht mehr zahlen, so machte er die Biege und plante zu seinen Freunden zu stoßen, die jedoch gerade unterwegs waren.
Jedenfalls freuten sie sich, ihren alten Freund einmal wieder zu treffen und so schloss sich Sam den beiden an.

Winnetou und Ribanna I. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt