Kapitel 33 der Weg

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Am nächsten Morgen machten sie sich auf den restlichen Weg. Sie beeilten sich nicht, dennoch hatten sie keine Zeit zu trödeln. Wenn im Fort auffiel, dass David nicht zurück kommt, würde Robert Verdacht schöpfen.

Alles funktionierte. Der Ritt ging problemlos vonstatten, es war niemand in der Gegend zu sehen. Keine Spuren, weder von Weißen, noch von Roten. "Winnetou gefällt das nicht." sagte er in den lauen Gegenwind hinein, der seine Worte sofort weitertrug. Doch Old Shatterhand schien die Verunsicherung seines Blutsbruders bemerkt zu haben. "Es läuft alles zu glatt." bemerkte er, während er auf Hatatitla im Gleichschritt neben Iltschi hertrabte.

Wie geplant kamen die Drei am frühen Abend an der beschriebenen Lichtung an, an der sie sich mit Sam treffen wollten. Noch schien niemand hier gewesen zu sein, dies zeigte eine genaue Untersuchung der Umgebung. Es gab keine Spuren, auch nichts, was darauf hindeutete, dass hier kürzlich jemand versuchte seinen Aufenthalt zu vertuschen.
So breiteten sie ihr kleines, sporadisches Lager aus und aßen etwas von den restlichen Vorräten.
"Wann erwarten die Bleichgesichter David zurück im Fort?" fragte Winnetou, der ihm gegenüber saß.
"Spätestens morgen früh." antwortete er. "Ich bin schon öfter in diesem Gebiet Indianern begegnet, denen ich aus dem Weg gehen musste. So etwas kostet Zeit."
Old Shatterhand schlug vor, bis zum morgigen Sonnenaufgang zu verweilen. Sie hatten bis etwa zum Mittag Zeit, im Fort aufzulaufen.

Die Nacht verlief ebenfalls ruhig, allerdings gab es weiterhin keine Spur von Sam. Bei Sonnenaufgang beschlossen sie, aufzubrechen. Sie hinterließen einen Hinweis, indem sie drei flache Steine, die rund um die Lichtung verteilt lagen, direkt am Eingang stapelten, sodass Sam direkt erkennen dürfte, dass sie für die drei Personen - Winnetou, Old Shatterhand und David - stünden.
Dann brachen sie allmählich auf. Die Umgebung hatten sie nun noch besser als normalerweise schon im Blick, jede noch so kleine Auffälligkeit hätten sie bemerkt. Doch es passierte nichts.

Gegen elf Uhr passierten sie den Fluss Niobrara an einer flachen Stelle und folgten dem Pfad durch das kleine Waldstück, hinter dem bereits das Fort zu sehen war. Winnetou blieb hinter einer dicht bewachsenen Stelle stehen. Nun trennte sie nur noch etwa eine halbe Meile, doch Sam war nirgends zu sehen. Er schien noch nicht hier zu sein, doch blieb ihnen allmählich keine Zeit mehr.
Winnetou schwang sich von seinem Rappen und sah sich um. Er nahm den Zügel seines Pferdes und führte Iltschi ans Ufer. Old Shatterhand tat es ihm nach, während der nach wie vor gefesselte David von ihm festgehalten wurde.
"Was will mein Bruder jetzt tun?" fragte Old Shatterhand leise, um niemanden auf sich aufmerksam zu machen.
"Winnetou kann nicht länger auf seinen Freund Sam warten." Er trat nun an seinen Gefangenen heran. "Die Bleichgesichter des Forts verdienen kein Vertrauen, doch mein Bruder Scharlih lehrte mir, dass nicht alle so sind." Er sah ihm nun direkt in die Augen, was ihn zu beeindrucken schien.
"Ist David aufrichtig und hilft seinem roten Freund oder ist er ein Kojote, der Winnetou an die Bleichgesichter verrät?"
Mit dieser Frage hatte David offensichtlich nicht gerechnet. "Ich..." stammelte er. "Ich bin kein Kojote. Winnetou, ich werde dir helfen, wenn du mir sagst, was ich machen kann."
Old Shatterhand schnitt ihm seine Fesseln durch, schob ihn an einen großen Baum und stemmte die Arme in seine Hüfte.
"Was hat mein Bruder vor?"
Winnetou erklärte seinen Plan. David sollte alleine zurück ins Fort gehen. Er sollte erzählen, dass die Assiniboins durchschaut hatten, dass Ashok keiner von ihnen war. Vermutlich würde Robert sofort aufbrechen wollen, Winnetou und Old Shatterhand würden ihm folgen, David sollte im Fort bleiben, um nach Spuren zu suchen, die etwas über Ribannas Aufenthaltsort verrieten.

David stimmte zu. Jetzt konnten sie nur hoffen, dass er sie wirklich nicht verraten würde.

Winnetou und Ribanna I. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt