Kapitel 1 (Charles)

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Wie immer fahre ich mit guter Laune zu meinem Arbeitsplatz. Jeder Tag ist unterschiedlich. Mal ist es gut und mal ist es weniger gut. Aber diese Abwechslung brauche ich. Mal nehmen wie Kleinkriminelle hoch, mal Mörder, mal Drogenschmuggler oder sogar eine Mafia. Mein Team besteht aus fünf inklusive mir. Ich meine, irgendwer muss die Gruppe ja anführen. Ja richtig, ich bin der leitende des Geschehens. Dazu kommen noch zwei Informatiker.

Wie so oft werde ich von meinem Stellvertretenden Niklas Santos einen Anruf. ,,Morgen." melde ich mich als ich den Anruf annehme. ,,Morgen. Wir haben eine Verte zur Familie Allison. Wir treffen uns in Kalifornien. Wir steigen grade in den Jet. Du musst leider nachkommen."

Familie Allison ist eine große Drogenschmugglerfamilie. Denen müssen wir das Handwerk legen. Nur leider fehlen uns die Beweise, weshalb es dringend ist, jeder Verte zu folgen. Auch wenn die Spur noch so klein ist. ,,Gute Entscheidung. Ich fahre aber erst noch ins Büro. Ich melde mich." Ich drücke auf mein Lenkrad rum, was den Anruf beendet.

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Als ich in meinem Büro eintraf klingelte mein Telefon. Das ist komisch, denn normalerweise werden mir Anrufe erst ab 12 Uhr durchgestellt. Wir haben grade mal 7 Uhr früh. Nichtsahnend nehme ich den Hörer entgegen. ,,Declaire?" ,,Hallo mein Freund." Im ersten Moment kommt mir die Stimmt fremd vor. Aber im nächsten schon viel bekannter. Es ist jemand, dessen Bruder ich in einem Schussgefecht erschossen habe. Ich hatte keine Wahl, er feuerte auf mich und weigerte sich die Waffe runterzunehmen. ,,Charles!" ruft Rose' meine Ehefrau im Hintergrund. ,,Beruhig die Schlampe!" ,,Tu ihr nichts!" ,,Angst?" lacht Alfredo. Ist dieser Mistkerl bei mir Zuhause? ,,Ich werde sie töten. Beide. Dann weißt du, wie es mir mit meinen Bruder Axel ergangen ist!"

Zum allerersten mal in meinem Leben empfinde ich so eine große Angst.

,,Alfredo... bitte. Tu ihnen nichts." ,,Tue ich auch nicht." Kurz herrscht Stille. Es scheint ironisch zu sein, aber diese Stille ist unsagbar laut. ,,Noch nicht. Sie werden leiden." Mit diesen Worten beendet er das Gespräch.

,,FUCK!" schreie ich durch die gesamte Etage.

Ich bin grade am Aufzug angekommen als meine Informatikerin nach mir Ruft. Stelle Stone. ,,Ist alles in Ordnung?" ,,Ja, jetzt nerv mich nicht." antworte ich barsch. ,,Charles!" ruft sie. Wütend von meiner Ignoranz steigt sie zu mir in den Fahrstuhl. Nun steht sie neben mir, sagt aber nichts mehr. Was stimmt mit ihr nicht? Temperament und doch Angst? ,,Was ist los?" ,,Ich muss nach Kalifornien." sage ich stumpf. Der Fahrstuhl hält in der untersten Etage. Schnell steige ich raus. Ich renne beinahe zu meinem Auto.

Auf der Landstraße fahre ich 150 km/h wohingegen ich auf der Autobahn 350 km/h fahre. Es hat geregnet. Unsere Landstraßen werden im Gegensatz zu der Autobahn wenig befahren. Wenn ich einen Unfall baue bringt es mir nichts. Ich muss meiner Frau und meiner Tochter helfen, aber zuerst muss ich nach Hause. Ich muss sehen, ob Spuren hinterlassen wurden. Statt erst nach über einer Stunde einzutreffen bin ich schon nach 20 Minuten daheim.

Eilig stürme ich durch die offen gelassene Haustür. Mein Haus ist total durchwühlt. Voller Adrialin gepumpt rase ich von Zimmer zu Zimmer. Es ist zwar das reinste Chaos, aber gibt mir über nichts Aufschluss. Ich laufe in mein Schlafzimmer und packe meine Tasche. Kurz danach gehe ich in Josys Kinderzimmer. Die Zimmertür ist von Blut gekennzeichnet. Der Raum sieht nicht besser aus.

Ich verlasse das Haus ohne acht auf irgendwas zu geben.

Ich sitze grade in meinem Cabrio Camaro als mein Privattelefon klingelt. Ohne nachzudenken nehme ich ab. ,,Ja?" ,,Daddy?" fragt meine kleine 7-Jährige Tochter mich verängstigt. ,,Josy? Ja! Wo bist du? Geht es dir gut?" Eine ganze Weile ohne ein einziges Wort vergeht. ,,Josy?" ,,Sag es ihm!" höre ich Alfredos Stimme flüstern. Was sollte sie mir sagen? ,,A-also Daddy, wenn, wenn du u-uns suchst..." Sie stoppt. ,,d-d-dann..." ,,Komm zum Punkt!" ruft Alfredo meiner Kleinen zu. Aufmerksam höre ich zu. Es ertönt ein Schuss, der meine Tochter zum weinen bringt. ,,Spanien." Spanien? Oh fuck. Sie haben einen guten Vorsprung. Einen sehr guten. ,,Wo?" ,,Du wirst sie schon finden. Aber ich rate dir keine Dummheiten zu machen." warnt Alfredo mich ausdrücklich. ,,Komm alleine. Wir werden wissen, wenn du jemanden mitnimmst." ,,Tu ihnen ja nichts!" ,,Ist das eine Drohung? Weißt du, ich sitze am längeren." Er legt auf.

Von der Angst in Gefangenschaft genommen, checke ich mein Phone um nachzusehen wann der nächste Flug nach Spanien kommt. In drei Minuten. Den bekomme ich nicht mehr. In 45 Minuten. Okay, ich muss alles dafür tun, um den Flieger zu bekommen. Alles.

Alles für meine FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt