03

189 10 0
                                    


Natasha:

Nach dem Unterricht hatte ich so schnell wie möglich den Raum verlassen.

Ich wollte einfach nur von diesem selbstverliebten Idioten weg, der meinte er wäre was besseres, nur weil ihm die Hälfte der Schule verliebt hinterherlief.

Ich war nicht so eine.

Okay, ich musste zugeben, Jason Jacobs war verdammt hot, aber er war trotzdem eingebildet und brach jedes Herz.

Aber mich hatte das sowieso nicht zu interessieren, schließlich hatte ich einen Freund, auf den ich nun auch zusteuerte.

„Da bist du ja endlich!", begrüßte Tyron mich und gab mir einen flüchtigen Kuss.

Nachdem ich eine ganze Weile neben ihm gestanden hatte und er sich mit seinen Kumpels Liam und Cedric unterhalten hatte, sagte ich schließlich: „Du Ty, ich geh dann zu Amber, wenn es dir nichts ausmacht"

„Klar. Sehen wir uns nachher, bei mir zuhause?", er wendete sich von den Jungs ab, um mir einen eindringlichen Blick zuzuwerfen.

„Ähmm...", auch wenn es mich eine Menge Überwindung kostete, brach ich den Blickkontakt ab, um ihm ein kurzes: „Nee passt heut leider nicht so gut. Bis Morgen!", zuzuwerfen und dann in der Menge zu verschwinden, um Amber zu suchen.

Doch trotzdem konnte ich spüren, wie er mir misstrauisch hinterher Blickte.

Amber saß an einem Tisch inmitten der Cafeteria, der von einer Horde Mädchen umgeben war.

Doch als sie mich sah, winkte sie mir zur: „Natasha! Komm mal her, ich muss dir noch jemanden vorstellen!"

Also bahnte ich mir einen Weg, durch die Menge, um mich neben ihr auf dem Stuhl niederzulassen.

„Das ist Emilio, mein Austauschschüler", Amber deutete auf den Jungen, der heute im Unterricht auf meinem Platz saß und wendete sich dann ihm zu, um mich vorzustellen: „Und das ist Natasha, meine beste Freundin."

„Hi, schön dich kennenzulernen", Emilio lächelte mir warm zu.

Seine Stimme war warm und er sah eigentlich auch ziemlich gut aus, mit seiner gebräunten Haut und den schwarzen Haaren,

Dann war er höchstwahrscheinlich auch der Grund für die Schar an Mädchen um uns herum, von denen einige mir jetzt tödliche Blicke zuwarfen.

„Ob du's glaubst oder nicht, aber Jason ist aus!", flüsterte Amber mir nun aufgeregt zu und bestätigte so meinen Verdacht.

Wir zwei waren schon von kleinauf aller beste Freundinnen und erzählten uns alles. Es hatte nie Streit gegeben und es war so gut sie selbstverständlich, dass wir uns gegenseitig bei allem beistanden.

Und eigentlich war es ziemlich lustig, denn wir waren definitiv das komplette Gegenteil und dabei fing es schon beim Aussehen an.  

Während sie schulterlange, blonde Haare und eisblaue Augen hatte, waren meine Haare hüftlang und dunkelbraun und ich hatte grüne Augen.

Auch unsere Charakter waren total unterschiedlich.

Sie war das Mädchen, was total aufgedreht war und einfach Spaß am Leben hatte. Amber liebte feiern über alles, genoss es unter Leuten zu sein und war ziemlich sorglos.

Ich war stattdessen eher ruhig und zurückgehalten. Und während andere auf Partys waren und Spaß hatten, saß ich zuhause in meinem Zimmer und genoss es alleine zu sein, was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich einige Probleme hatte.

Und trotz dieser ganzen Unterschiede waren wir immer füreinander da.

Während Amber und Emilio versuchten die ganzen Mädchen abzuwimmeln vibrierte mein Handy.

Eine Nachricht von Tyron:

Tyron: Ich will dich in zehn Minuten bei den Spinden sehen!

Ich runzelte die Stirn.

Wenn er was wollte konnte er doch auch einfach hierhin kommen.

Ich: Warum? Komm doch einfach zu mir rüber.

Tyron: Ich muss mit dir reden! Alleine!

Ich hatte zwar keinen blassen Schimmer warum, aber wenn er mich unbedingt sehen wollte...

Trotzdem bereitete sich in mir wieder dieses unwohle Gefühl aus, wie auch die letzten Male wenn er mich allein sehen wollte.

Amber schien das zu merken, denn sie fragte: „Ist alles gut?"

Schnell setzte ich ein kleines Lächeln auf: „Mhm, ist nur im Moment ein bisschen stressig zuhause."

„Du weißt, dass du, wenn es zu viel ist, jederzeit zu mir kommen kannst", sie warf mir einen prüfenden Blick zu.

Wahrscheinlich ahnte sie, dass das nicht die ganze Wahrheit war, fragte aber auch nicht weiter nach, wofür ich ihr sehr dankbar war.

***

Kurz vor dem Ende der Pause, lief ich noch zu den Spinden, da Tyron mich dort sehen wollte.

„Du wolltest mich sehen?", nervös sah ich ihn an, denn langsam leerte sich der Flur und wir waren fast alleine dort.

„Hör mal Natasha! Wir haben eine Vereinbarung und wir wissen Beide, dass wenn ich dich sehen will, du auch zu erscheinen hast. Wenn du mir einfach so absagst und mich auch noch einfach dastehen lässt, dann werde ich zu anderen Mitteln greifen, um zu bekommen was ich will.", er nahm mein Handgelenk fest in die Hand und sah mich eindringlich an.

Als ich nicht antwortete, drückte er etwas fester zu und ich merkte ein leichtes Ziehen in meiner Hand: „Ich nehme an, dann sehen wir uns heute Nachmittag bei mir."

Doch als er mich gerade losgelassen hatte und gehen wollte flüsterte ich: „ Heute passt es wirklich nicht! Im Moment ist zuhause zu viel los."

Dann drehte ich mich einfach um und ging zu meinem Klassenraum, da ich weder eine Antwort haben, noch eine Reaktion sehen wollte.

So etwas hatte ich mich noch nie bei ihm getraut und ich wusste auch, dass es definitiv ein Fehler gewesen war.


Forget himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt