Der stumme Zerfall des Mondes

Back In Black

Remus stolperte aus der Tür mit seinem schweren Koffer in der einen und dem Stapel Büchern in der anderen Hand. Dann blieb er stehen, legte er den Stapel Bücher auf dem Koffer ab und zog seinen Zauberstab: ,,Reducio!"
Daraufhin war sein Koffer so klein, dass es gerade so zwischen den Backsteinen zu unterscheiden war. Naja, bis auf die Farbe natürlich.
,,Mooney, eine Sekunde noch...Oh fuck, nein!", rief Sirius und als hätte seine Stimme einen gespannten Faden durchgeschnitten, raste eine Silvesterrakete aus dem Haus, genau auf die Spalte zwischen Remus Augenbrauen zu.
Remus riss es zur Seite und die Rakete krachte in den Vorgarten des Nachbarn. Der Vorgarten knisterte und bunte Funken sprühten in alle Richtungen, die durch die Sonne kaum zu erkennen war. Es war helliger Tag. Um genau zu sein Morgen.
Aber wer wollte denn nicht vom Silvester geweckt werden?
Remus beobachtete das Schauspiel und schon kurz darauf war ein grimmig drein schauender Rentner am Fenster, der zuerst durch die Scheibe glotzte.
Er erblickte Remus und brüllte etwas. Die alten Hände dabei verärgert in der Luft wirbelnd.
Remus hob schüchtern die Hand um sich für den Lärm zu entschuldigen, doch sah es eher so aus als wolle er den wütenden Nachbarn begrüßen.
,,Boah gut, dass die Tür offen war", Sirius stieg durch den Türrahmen und packte seinen Freund an der Schulter: ,,Alter, was machst du denn da?"
Doch so schnell hatte Remus keine Antwort auf seine Frage. Ja, was machte er da?
,,Flohpulver ist fertig!", schrillte die Stimme von James durchs Haus, der die beiden sofort folgten. Remus packte seinen kleinen Koffer und schloss die Tür hinter sich, mit einem letzten Blick auf den Rentner, der nun ein Kabeltelefon in der Hand hielt und aufgewühlt in den Hörer sprach.
,,Ich geh zuerst.", James stellte sich in den Kamin und warf das Flohpulver auf den Boden, während er zeitgleich ,,Hogwarts" sprach.
,,Jetzt du.", Sirius reichte ihm das Pulver. Doch etwas kribbelte in Remus Bauch. Er würde Lyra wieder sehen. Denn die nächsten Ferien waren erst in sechs Wochen. In sechs Wochen konnte so einiges passieren. Aber auch wenn sein Bauch vor Glück fast zerspringen würde, war da doch dieses komische Stechen, dass sechs Wochen eine Verwandelung bedeutete. Bitte nicht, dachte er, während er die Hand in das Flohpulver grub.
,,Hogwarts"
Es dauerte einen Wimpernschlag und schon stand er ein einem Gang in Hogwarts. Das erste was er sah als er ein wenig vortaumelte, war das breite Grinsen von James, der sich im Gang umsah: ,,Ich hab die besten Streiche auf lager. Mach dich gefasst."
Und als hätte Hogwarts ihn tatsächlich gehört, krachte es im Gang und ein Kieselsteinartiger Stein löste sich von der Decke und rieselte auf James herunter: ,,Aua!"
Blub.
Sirius erschien aus dem Kamin und machte eine beugende Bewegung: ,,Hier sind wir wieder!"

Lyra bewunderte die vorbeifliegende Landschaft und zählte die Schafe auf der Weide.
,,Ha! Es sind 17 Schafe", rief Camilla und riss Lyra völlig aus den Gedanken. ,,Wo sind meine 10 Gallionen?"
Lyra brummte ein wenig genervt, doch das leichte Schmunzeln, was sich durch ihre Lippen zog, verriet ihr Vergnügen. Hätte sie diese blöde Wette doch bloß nicht abgeschlossen.
Die Regeln waren einfach. Wer näher dran ist, bekommt 10 Gallionen.
Diese zog Lyra auch schon aus ihrem Geldbeutel und überreichte sie Camilla, dessen Grinsen von einem zum anderen Ohr reichte.
,,Das ist ein Sechstel von meinen neuen Schuhen entfernt", kicherte sie schelmisch.
Lyra hickste amüsiert und sah wieder zurück in ihr Buch. Gestern hatte sie es angefangen. Jetzt fehlten nur noch drei Kapitel.
Noch zwei Stunden und sie wären in Hogwarts.

,,Jungs, wie waren eure Ferien?", der Rotschopf stand vor ihnen. Arthur Weasley. Die letzte halbe Stunde hatte er von seinen Erlebnissen in Neuseeland erzählt und dass er sich dort Muggelfreunde gemacht hatte. Zusammen mit Molly Prewett, die grinsend neben ihm stand und ausgeregt ihrer eigenen Geschichte zuhörte.
,,Gut", erwiederte Sirius nebensächlich mit einem Nicken, während er die Karten neu mischte. Die Redezeit war für alle überschritten worden.
,,Wie waren deine?", James zog Lily näher an sich, die liebevoll anfing zu kichern: ,,Ausgesprochen schön, auch wenn ich dich ein wenig vermisst habe."
,,Nur ein wenig?", James gab ihr einen Kuss auf den Scheitel und nahm die Karten auf die Hand, die ihm Sirius zuwarf.
Zuneigung.
Das war es was Remus in den Ferien so sehr vermisst hatte. Sie auf dem Gang zu erblicken und den schmerzend starken Herzschlag zu spüren. Doch diesen kleinen Schmerz genoss er in vollen Zügen.
Er hatte es vermisst in ihren Augen zu versinken. Bei ihrem Geruch wie Wachs zu schmelzen. 
Er hatte sie vermisst, und doch seit dem Ferienende noch nicht gesehen.
Da Remus noch keine Karten bekommen hatte, stand er auf: ,,Ich geh mal kurz."
,,Na klar, Alter bis gleich", Sirius zwinkerte ihm zu: ,,Viel Glück"
Doch Remus hatte sich schon umgedreht. Er wollte sie sehen. Jetzt.

,,Lyra!", Remus erblickte sie ein paar Stufen weiter oben. Scheibar war sie mit dem Hogwartszug angekommen. Sie wollte gerade mit ihren Mitschülern durch die Türen zum Ravenclaw Gemeinschaftsraum laufen. Er hatte sie gerufen, doch sein Mund hatte schneller gearbeitet als er hätte denken können. Er hatte nach ihr gerufen!
Sie drehte sich nach hinten um und ein wissendes Lächlen lag auf ihren Lippen. Sie wusste wer da stand. Denn die Ferien über konnte sie an nichts anderes, als an den Klang seiner Stimme zu denken.
Seine Blicke, Bewegungen, Gesten - an ihn zu denken.
,,Remus!", sie stürzte auf ihn zu und fiel ihm in die ausgebreiteten Arme.
,,Ich habe dich vermisst", murmelte Remus in ihr Haar. Wieder so schnell, dass er erst dann realisierte was er gesagt hatte. Oh, sie duftete fantastisch! Sie war alles nach dem er sich gesehnt hatte.
,,Ich dich auch", sie löste sich von ihm. Er sah erfrischt aus, doch eine Narbe war dazugekommen, die unter dem Pullover hervor ragte.
Was war mit ihm passiert?
,,Wie - wie waren deine Ferien?", sie grinste, und breiter hatte es Remus noch nie gesehen. Immer hatte er gehofft sie würde ihm nur einen Blick schenken und nun ... er war überwältigt.
,,Schön. Ich war bei James zu Besuch und -", Remus stoppte. Fast hätte er von seiner Verletzung erzählt, die beinahe tödlich ausgegangen wäre. Ohje und bald war wieder Vollmond...
Zum Glück hatte er seine Freunde. Sie würden das gemeinsam durchstehen!
Doch wenn Lyra etwas davon erfahren würde dann - ja, was würde dann passieren?
,,Und?", Lyra's Grinsen nahm langsam ab: ,,Erzähl schon!"
,,Wir haben viel getüftelt um jetzt alle wieder richtig reinzulegen!", Remus legte den Kopf schief. Das würde ein Spaß werden.
Lyra's Grinsen nahm wieder zu: ,,Oh, das kann ich kaum erwarten."

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