Don't You (Forget About Me)

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Liebe Lyra,
Ich hoffe, du bist gut in Hogwarts angekommen. Es fällt mir schwer, diese Nachricht zu überbringen, aber deine Mutter ist kurz nach deiner Abfahrt verstorben. Ihr Tod war unerwartet und schmerzlich.
Deine Mutter hat dich immer geliebt und war so stolz auf dich. Sie wollte, dass du in Hogwarts eine großartige Zeit hast und deine Träume verwirklichst. Bitte denk daran, dass du nicht alleine bist - du hast Freunde und Lehrer, die für dich da sind.
Deine Mutter wird in unseren Herzen weiterleben, und ich bin sicher, sie wäre sehr stolz auf dich.
Mit all meiner Liebe,
dein Vater

Eine dicke Träne ließ die Tine auf dem Pergament verschwimmen. Dann folgte noch eine. Noch eine. Lyra sank in die Knie und stürzte kreischend zu Boden. Nein, das durfte nicht wahr sein!
Sie hielt sich die schmerzende Brust. Es fühlte sich an als hätte man brutal mit einer Axt mehrfach auf sie eingeschlagen. Als würden sich Würmer durch ihre Eingeweide rangeln.
Sie stieß auf und wollte sich die Übelkeit auf der Kehle kotzen.
Lyra ließ den Kopf auf ihre Bettkante sinken.
Sie wollte einen Brief von ihrem Vater nicht in der großen Halle lesen. Daher war sie nach dem Essen in ihr Zimmer gegangen. Um zu lernen, hatte sie gesagt.
Doch nun fraß sich das ekelhafte Gefühl in ihrem Körper weiter und weiter.
Sie hörte nicht wie die Tür hinter ihr aufsprang.
Camilla war hineingelaufen, als sie ihren Schrei gehört hatte.
Sie stürzte zu ihr nieder und strich ihr über den Rücken: ,,Was ist los, Lyra?"
Doch dann fiel ihr Blick auf den Brief, nicht weit entfernt von ihr.
Lyra schluchzte und heulte sich die Augen aus dem Kopf. Wie gern hätte sie so lange auf ihr Bett eingeschlagen, wenn es ihren Schmerz gelindert hätte.
,,Bei Merlin...", murmelte Camilla und drehte sich nach hinten zur Tür. John stand in der Tür. Camillas inoffizieller Freund.
Ohne Worte verstand er was zu tun war und lief davon.

,,Wo ist sie?!"
,,Entschuldige mal!?"
,,Wo is Lyra?!", brüllte eine Stimme. Zwar kannte Lyra sie, doch noch nie hatte er so aufgebracht geklungen. Noch nie hatte er so besorgt geklungen. Sie kniff die Augen zusammen, die wie Feuer brannten und schluchzte erneut.
Dann spürte sie Arme um sich herum, die sie langsam aufs Bett hieften. Dann hob er sanft ihr Kinn und sah in ihr rot fleckiges Gesicht. Völlig nass und verschmiert.
,,Lyra?"
Ihr Herz machte einen Sprung. Es schien komisch, doch seine Stimme rieb Balsam auf ihre Wunden. Auf ihre Seele.
Gott, sie wünschte sich keinen mehr neben sich zu haben außer Remus Lupin.
,,Lyra, sieh mich an", Remus Stimme war plötzlich so fantastisch ruhig und übertrug es auf sie.
Langsam öffnete sie die Augen. Remus erschrank für einen Moment. Sie sah so zerstreut aus. So fertig mit der Welt, dass er sie nicht mehr wiedererkannte. Ihr Glitzern war verschwunden. Ihre Augen waren matt und ihre Augen waren vollkommen rot.
,,Bei Merlin, was ist passiert?", er strich ihr eine Strähne hinters Ohr und biss die Lippen aufeinander. Etwas schmerzte in seiner Brust. Etwas das ihm sagte, dass er sie so nicht sehen wollte. So - zerstört.
Sie fing augenblicklich wieder an zu weinen und er hockte sich neben sie aufs Bett. Dann schloss er sie in seine Arme und drehte Kreise durch ihre Haare. Dann fuhr er etwas weiter runter und fuhr Kreise auf ihrem Rücken entlang. So sanft, dass es sie von ihrem Kummer ablenkte.
Sie legte ihren Kopf in seine Halsbeuge und klammerte sich um seine Brust als würde ihr Leben davon abhängen.
,,Ich bin bei dir", murmelte er vor sich hin und legte seine Lippen an ihren Scheitel. Langsam verteilte er vorsichtige Küsse darauf. Vielleicht würde sie das ablenken.

Als sie sich etwas beruhigt hatte, atmete sie nur noch flach gegen seinen Brustkorb. Sie hatten sich auf die Matraze gelegt und er hatte seine Arme um sie geschlungen. Sein Arm kribbelte zwar, als würde er jeden Moment abfallen, doch er würde ihn nicht bewegen, solange es Lyra damit besser ging.
Er fuhr ihr beruhigend mit der Hand durch die Haare und starrte Richtung Decke.
Nun plagten sie Kopfschmerzen, als würde man ihren Kopf in einer Schraubzwinge eingeklemmt haben und erbarmungslos weiter zu schrauben.
,,Was ist passiert?", flüsterte Remus nun. So vorsichtig und leise, um sie nicht erneut aufzuschrecken.
,,Mein Vater hat mir ein Brief geschickt. Er meinte meine Mutter sei tot", antwortete sie leise und biss die Zähne aufeinander. Doch sie konnte nicht mehr weinen. Ihre Tränen waren aufgebraucht. Jetzt war sie nur noch ein Wrack.
,,Das tut mir Leid", Remus zog die Luft ein und kniff die Augen zusammen: ,,Das ist schrecklich"
,,Ja", flüsterte sie heiser. Ihre Augen drohten zu zu fallen. Sie war müde, geschafft und tatsächlich fertig mit der Welt.
Remus wusste nicht mehr was er sagen sollte. Er war still und lauschte nur ihren Atemzügen. Jedes mal wenn sie ausatmete, folgte ein kalter Windstoß über seine Brust. Er war praktisch in ihren Tränen getränkt.
Als er sich sicher war, dass sie schlafen würde, stand er auf und zog sich in seinem Trum um. Doch kurze Zeit später stand er wieder vor ihrem Bett, legte sich zu ihr und schlief auf der Stelle mit ihr in seinem Arm ein.

Er wachte auf, als etwas aus seinen Armen rollte. Es war dunkel draußen, doch den Engel vor ihm, würde er auch im Stockfinseren erkennen.
,,'Tschuligung. Habe ich dich geweckt?"
,,Ein wenig. Wo willst du hin?"
Sie zog sich gerade die Schuhe und eine Jacke an.
,,Ich gehe ein Stück spazieren. Mir ist schlecht und ich will nach draußen an die frische Luft."
,,Dann komme ich mit."
,,Du musst nicht-"
,,Mir geht es auch nicht gut. Lass uns ein Stück spazieren gehen", Remus bemerkte erst jetzt seine Übelkeit. Seine Knochen taten weh und irgendwas stimmte nicht. Doch sicherlich wollte er sie nicht allein draußen rumlaufen lassen.
Das letzte mal Vollmond war sowieso am -.
Keine Ahung.
Aber Remus war sicher, dass nicht heute Vollmond war.

Don't You (Forget About Me)
Simple Minds

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 20, 2023 ⏰

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