Moonage Daydream

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Herbstferien. Netterweise durfte Remus bei den Potters unterkommen, da seine Eltern auf einer langen Reise durch die Karibik waren. Doch selbst hier konnte er sich nicht vor dem Vollmond verstecken.
Er stand draußen. James an seiner Seite. Sie waren bereits in den Wald geflüchtet. Remus blickte zu dem aufgehenden Mond. Sein gesamter Hass lag auf dieser verdammten, verfluchten, nein widerwärtigen Kugel, die viel zu überbewertet war! Alle liebten den Mond. Remus ließ dieser bis auf die Knochen leiden - schreien und heulen. ,,Ich bin bei dir, Remus. Du brauchst keine Angst haben", Jamens legte ihm von der Seite eine Hand auf die Schulter.
Genau in dem Moment krabbelte ein eiserner Schmerz sein Rückrad hinauf, dass er sich davon weg krümmte. Der Schmerz erinnerte an eine Klinge, die ihm durch die Knochen zu schneiden schien. Remus kreischte sich die Seele aus dem Leib, als sein Schienbein in drei Stücke zersprang. Das ätzende Knacken drang in seine Ohren und waren ein Startschuss für den aufkommenden Schmerz, welcher jede kleinste Faser seines Körpers zu verändern begann. Er knallte auf die Knie und stieß seine Hände in den matschigen Moosboden. Er konnte sehen wie seine Fingernägel sich schwarz färbten und nach und nach in die Länge wuchsen. Es schien als würde ihm die Nägel aus der Haut gerissen werden. Dann sprießen aus seinen Poren dunkles Fell, welches in Rekordgeschwindigkeit sein gesamten Körper bedeckten. Hächelnd spürte er wie sein Kiefer nach vorn geschoben wurde. Sehnen sprangen und seine Haut dehnte sich in die Länge. Als würde ihm eine unbekannte Kraft das Gesicht nach vorn ziehen. Weiteres Knacken und Krachen ließ ihn darauf schließen wie er sich veränderte, während seine qualvollen Schreie den Wald in Aufruhe brachte. Vögel, welche eigentlich längst schliefen schossen vor Schreck in Schwärmen aus ihren Nestern. Das wehleidige Kreischen des Jungen ging in ein Johlen eines einsamen Wolfes über.
James stand als Hirsch an der Seite und beobachtete seinen Freund regungslos. Zu gern hätte er ihm geholfen, ihm den Schmerz abgenommen oder etwas getan um seine Verwandlung zu stoppen. Doch nun stand er als vollendeter Werwolf vor ihm und blickte James aus seinen neon gelben Augen an, welche wie schwebende Augen in der Dunkelheit zu sein schienen. Weiterhin hächelte der Werwolf und schien sich von seinen Qualen zu erholen - Remus schien sich zu erholen.

Am nächsten Morgen wusch sich Remus in aller Früh das Gesicht. Es war nicht mal sieben Uhr, doch der Mond war bereits hinter dem Horizont und Sirius war vorbei gekommen um nach seinem Freund zu sehen. Auch hatte er sich mit Bellatrix zerstritten und wollte zur Ablenkung ins Potterhaus. Nun saß er vor dem Bad und unterhielt sich mit James.
Das kalte Wasser tropfte zurück ins Waschbecken. Remus Seite schmerzte; brannte wie Feuer und schien ihm die Haut wegzuätzen.
Er seufzte und hielt sich am Waschbecken fest. Sterne tanzten vor seinen Augen. Die Sterne wurden größer und verwandelten sich in schwarze Sterne - nein, er sah schwarz.
,,Sirius...", flüsterte er, obwohl er den Namen seines Freundes am liebsten durch das ganze Haus der Potters gekreischt hätte. Irgendwas war nicht richtig - ganz und gar nicht.
Schwindel durchfuhr ihn und er schien sich schnell um sich selbst zu drehen. Übelkeit kroch ihm in die Kehle, dass ihm zeitgleich kaltschweiß durchfuhr. Er würgte.
,,Sirius!", hörte er sich selbst rufen.
Die Badezimmertür wurde aufgerissen und Sirius stürzte hinein. Die Augen aufgerissen.
Remus brauner Pullover war in Blut getränkt und floss ihm über dem Arm herab. Sirius wurde todesblass und legte Remus auf den Fließboden.
,,Scheiße, Scheiße, Scheiße", murmelte er überfordert und drehte sich zur Tür: ,,James! James hol Verbandszeug und meinen Zauberstab!"
Er sah James vom Bett aufspringen, welcher durch den Flur zum Verbandskasten rannte, als ginge es um Leben und Tod.
Sirius wandte sich wieder seinem Freund zu und hielt zitternd seine Hand: ,,Oh Gott, wann ist das passiert, Moony?"
Doch dieser konnte nichts erwiedern. Er schien in einen Film abgedriftet zu sein. Er hörte seinen Freund nur noch durch Watte und blickte an die weiße Decke mit der faszinierenden Lampe. Doch die Decke schien sich zu drehen immer und immer schneller. Sirius war in seinem Blickfeld und sein schwarzes Haar lag zerstrüppelt auf seinem Kopf. Strähnen hingen ihm im Gesicht und sein schockierter Gesichtsausdruck spiegelte seine innere Aufregung wieder. Seine Lippen bewegten sich, doch Remus hörte ihn nicht mehr.
Nun war ein Braunschopf in seinem Augenwinkel aufgetaucht. Dieser brüllte etwas.
,,Tu doch was!"
,,Krone sei still!"
,,Wie war der Spruch den dir Madam Pomfrey gezeigt hat für seine Verletzungen?"
Kurze Stille trat ein.
,,Wie war der Spruch?!"
,,Ich denke nach!", brüllte Sirius zurück und rieb sich aufgeregt mit blutverschmierten Händen die Stirn.
,,Denk schneller nach!"
,,Arrggghh sei still!"
,,Secare Sanitatem!", James schnippste mit dem Finger und zeigte auf den Zauberstab, den Sirius in der Hand hielt.
Remus hatte mittlerweile die Augen geschlossen und atmete nur noch flach.
Sofort begann Sirius mit dem Heilungszauber und wie aus Zauberhand floss das Blut zurück in Remus Körper. Die Wunde verschloss sich und die beiden hoben den Pullover nach oben, um die letzten Stellen zu reinigen.
Sirius und James Aufregung hatte sich gelegt. Sirius erhob sich und wusch sich das getrocknete Blut vom Gesicht und von den Händen. Auch sein Zauberstab tupfte er mit einem nassen Tuch ab.
James saß immer noch neben Remus und hoffte er würde sofort erwachen. Doch Madam Pomfrey hatte ihnen bereits gesagt, dass es ein paar Stunden dauern würde bis der Patient wieder aufwacht.
Sirius blickte in den Spiegel. Seine Haare standen zu allen Seiten ab und an seinem Gesicht ließen vereinzelt Wassertropfen herab. Seine Augen waren rot. Scheinbar hatte er in der Aufregung nicht gemerkt, dass er geweint hatte. Zu wichtig war ihm Remus und für einen kurzen Augenblick hatte er gedacht, dass er ihn verlieren würde. Doch das durfte nicht passieren! Nein, er würde persönlich dafür sorgen, dass es Remus gut ging!
,,Lass ihn uns ins Bett legen", James sprach in vorsichtiger Stimme als würde er ein Reh verschrecken wenn er zu laut sprach.
Einen kurzen Augenblick hatte sich Sirius noch im Spiegel angesehen. Dann trocknete er sich die nassen Stellen und half seinem Freund Remus in sein Bett zu legen. Sie deckten ihn zu, wie ein kleines Kind und hofften dass er bald wieder auffwachen würde.

Moonage Daydream
David Bowie

Der stumme Zerfall des MondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt