Der Verkaufstag

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Sikas POV:

Sika war langweilig gewesen. Und dass schon seit einer Weile.

Zeit etwas daran zu ändern.

Sie hatte gehört, dass es wieder neue Ware im Angebot gab und hatte den Entschluss gefasst, kurzfristig vorbeizuschauen. Vielleicht würde sie ausnahmsweise mal etwas Interressantes vorfinden. Die letzten paar Einkäufe waren eher ernüchternd gewesen. 

Schließlich parkt ihr Auto auf dem Parkplatz vor der Fabrikhalle im Wald wo, den Plakaten zu Folge, Puppen hergestellt wurden. Das ist tatsächlich nicht gelogen. Zumindest nicht ganz. Für Kinder sind diese "Puppen" jedoch nicht gedacht.

Dafür aber für mich.

Sika geht den Gang entlang. Auf ihrer rechten Seite befinden sich in regelmäßigen Abständen die Verkaufsräume, in denen die Ware ordnungsgemäß festgesetzt ist. Die meisten dieser jämmerlichen Kreaturen würdigt sie nichtmal eines Blickes. Bis ihr Blick auf sie trifft. Sika weiß selbst nicht, warum sie stehen bleibt und das Mädchen ausführlicher betrachtet. Es ist recht unscheinbar doch trotzdem irgendwie auf ihre Weise wunderschön. Und sie hat dieses gewisse Etwas.

Ich nehme sie einfach mit. Zur Not kann ich sie sicher irgendwie loswerden. Aber zuerst lasse ich sie noch ein bisschen zappeln.

Sie sieht sich um und erblickt ein bekanntes Gesicht.

Wenn man seinen Willen durchsetzen will muss man nur die richtigen Bekanntschaften haben.

"Thomas!", ruft sie einem der Angestellten zu.

Dessen Gesichtszüge hellen sich sichtlich auf als er sich ihr nähert.

"Sika? Lange nicht gesehen", antwortet er lachend, "Was ist denn? Kann ich irgendetwas für dich tun?"

Sika nickt.

"Was darf es dieses mal sein?", fragt Thomas lächelnd und zieht Sika etwas zum Rand des Ganges, damit sie den anderen Kunden nicht im Weg stehen.

"Könntest du es einrichten, dass Nummer 23 reserviert wird, aber nichts davon weiß. Versuch sie denken zu lassen, wenn sie nicht gekauft wird, passiert etwas schlimmes. Mach ihr Angst. Du kennst die Prozedur ja."

"Die Kleine hat es dir wohl angetan, was?", neckt Thomas sie, "Aber na gut, ich glaube, das lässt sich einrichten."

Sika nickt und bedankt sich. Nach einem Bisschen Smalltalk, geht sie zielstrebig weiter, so als hätte sie noch etwas zu tun. Dann setzt sie sich in das involvierte Cafee und bestellt sich ein Getränk. Jetzt heißt es warten und die kleine süße Maus zappeln lassen.


Lianas POV:

Liana erwacht sehr früh morgens. Alle ihre Gliedmassen schmerzen durch die erzwungene Bewegungslosigkeit. Außerdem ist ihr kalt. Sehr kalt. Und es gibt nichts was sie dagegen tun könnte. So sitzt sie zitternd da und wartet.


Irgendwann hört sie Geräusche. Als sie Aufblickt sieht sie Meschen den Gang entlanglaufen. Freie Menschen, die weder hier Arbeiten, noch hier gefangen sind. Die meisten passieren ihre Zelle ohne sie groß weiter zu beachten. 

Wahrscheinlich besser so. Wer weiß was das für komische Menschen sind.

So geht das Ganze eine Weile. Ab und zu zwischenduch kommt eine Arbeitskraft und flößt ihr ein bisschen Wasser ein, aber ansonsten bleibt alles gleich.

Bis sie vorbeikommt. Liana sieht sie als ihr blick mak wieder gelangweilt über die vorbei laufenden Menschen, als jemand besonderes ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Liana kann nicht anders als sie anzustarren. Sie ist ein gutes Stück größer als Sika und hat lockige, strähnenweise rot gefärbte Haare, die ihr bis zur Hüfte reichen und etwas dunkler sind als Lianas Eigene. Ihre Augen sind so intensiv dunkelblau, dass man ewig hätte hineinstarren könnte, ohne zu merken wie die Zeit vergeht.

Liana beobachtet sie, wie sie sich umsieht, ein paar Worte mit einem Angestellten wechselt und schließlich zügig weitergeht. Unwillkürlich wünscht sie sich, dass diese wunderbare Person länger bleiben oder zurückkommen würde. Doch sie kam nicht zurück. Irgendwann entdeckt sie dafür den Angestellten, mit dem sie gesprochen hatte, wieder, wie er mit einem weiteren Kunden spricht.

"Naja zur Not kann ich ja morgen wiederkommen um weiter zu überlegen", sagt der Kunde.

"Eben nicht", entgegnet der Angestellte, "Alle die, die heute nicht gekauft werden, werden entsorgt".

Plötzlich hat Liana Angst.

Was heißt entsorgt? Getötet? Gefesselt im Wald ausgesetzt?

Bisher schien keiner der Kunden auch nur ansatzweise interressiert an ihr.

Werde ich deshalb entsorgt?

Den restlichen Tag über wird Liana von Minute zu Minute immer nervöser.

Als schließlich eine Durchsage allen Kunden mitteilt, dass sie das Gelände verlassen sollen, bricht sie in Tränen aus. Da hört sie die wunderbarste Stimme die sie in ihrem Leben je gehört hat:

"Vielen Dank, Thomas. Was wird die Kleine mich kosten?"

A Queens PetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt