-Kapitel 6-

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POV Vik:

15 Uhr starte ich in meinen wohlverdienten Feierabend. Grinsend verabschiede ich mich von John und Luisa, als ich aus dem Büro verschwinde. Mit schnellen Schritten mache ich mich auf dem Weg zu meinem Auto. Ich freue mich sehr auf den restlichen Tag. Erst jetzt das Treffen mit Manu, nachher das Treffen mit Leon. Das wird ein wirklich guter Tag. Meine Freude kann man mir wahrscheinlich auch ansehen. Ich merke, wie meine Mundwinkel immer mehr steigen, desto näher ich meinem Auto komme. Da angekommen, werfe ich meine Handtasche auf den Beifahrersitz und lasse mich selber hinter das Lenkrad plumpsen.

Eine relativ entspannte Fahrt später, stehe ich nun bei meinem Bruder vor der Tür. Ich bin gespannt wie das Treffen heute wird. Wenn ich bei Manu bin kann die Stimmung immer sehr schnell umschlagen. Manu bringt quasi meine wahren Gefühle nach oben. Die Gefühle, die ich immer wieder versuche zu unterdrücken. Bei Manu kann ich ehrlich sein, ich kann sagen was ich denke und was ich fühle, ohne dafür verurteilt zu werden. Klar, habe ich die Angst bei Leon auch nicht, auch ihm kann ich alles erzählen, aber so ein Geschwisterverhältnis ist dann doch nochmal was anderes.

Kurz nachdem mein Finger die Klingel getroffen hat, wird mir die Tür schon geöffnet. Mein Bruder grinst mich breit an und zieht mich zu Begrüßung in seine Arme. Sofort entspanne ich mich, genieße die gewohnte Wärme und das Gefühl der Geborgenheit. Wir lösen uns wieder, damit ich meine Schuhe ausziehen kann. "Magst du was trinken?" Fragt mich Manu, während seine Hand auf meiner Schulter liegt. Mein Blick wandert zu ihm hoch, damit ich ihm genau in die Augen blicken kann. "Gerne, überrasche mich mit irgendwas." grinse ich. Manu verdreht die Augen und nickt dann. "Wie die Majestät es sich wünscht." Ich schüttele lachend den Kopf, ehe ich mich in sein Wohnzimmer begebe, nur um mich da auf seine große und bequeme Couch zu werfen.

Kurze Zeit später kommt mein Bruder mit einem Tablett ins Wohnzimmer. Darauf: zwei Gläser Wasser und zwei Tassen Kaffee. Er stellt das alles vor mir auf den Tisch und legt dann das leere Tablett zur Seite. Ich greife sofort nach meiner Tasse und seufze dann. "Was ist los Kurze?" Manu lehnt sich zurück. In seinen Händen hält er seine Tasse, seine Beine hat er überschlagen. "Ich weiß es auch nicht recht." Ich lasse den Kopf hängen und seufze erneut, ehe ich weiter rede. "Ich glaube ich date Serge, oder so." Es klingt eher wie eine Frage als eine handfeste Aussage. Manu kann mir anscheinend auch nicht ganz folgen. Skeptisch sieht er mich an. "Oder so? Du glaubst? Weiß man nicht eigentlich ob man sich mit wem trifft oder nicht." Ein kleines schmunzeln ziert die Lippen meines Bruders. "Ja also, keine Ahnung. Er war gestern bei mir. Wir haben uns gut unterhalten, viel gelacht. Ich hab gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge schwimmen. Ich hab dann Hunger bekommen, war durch das Knurren meines Magens auch nicht zu übersehen beziehungsweise zu überhören. Er hat mich dann zum Essen eingeladen. Alles war toll, ungezwungen und es war echt ein guter Vibe zwischen uns. Nach dem Essen wurde er dann etwas ernster. Serge meinte er wäre eigentlich niemand der datet oder tiefgründige Beziehungen führt. Er sagte er hat eher spaßige und kurze Affären. Aber er findet mich sehr interessant und würde gerne versuchen, das mit mir irgendwie zu vertiefen, er könne aber nichts versprechen, da seine letzte richtige Beziehung schon ewig her ist." Kurz atme ich durch. "Und das ist für dich ein Problem?" Manu nutzt meine kurze Pause um seine Zwischenfrage zu stellen. "Nein, eigentlich nicht. Ich meine mal ich bin ohne irgendwelche Erwartungen nach München gekommen. Kurze, spaßige Sachen hatte ich auch zu genüge in Berlin, das ist kein Problem. Also eigentlich ist es mir relativ egal was da wie mit Serge läuft." Manu unterbricht mich nun verwirrt. "Was ist denn dann das Problem?" "Leon." "Leon? Was hat er denn damit zutun?" Ich nehme einen großen Schluck von meinem Mittlerweile nicht mehr ganz so heißem Kaffee, ehe ich antworte. "Ich glaube er hat was gegen die Sache mit Serge. Schon Samstag hatte er mir ins Gewissen gesprochen, dass ich mir das überlegen sollte. Serge wäre nicht der richtige für mich und sowas. Auch heute hat er nicht weiter gefragt, obwohl er es eigentlich wissen müsste, dass Serge und ich gestern aus waren. Ich hatte nämlich meinen Lippenstift bei Serge im Auto quasi vergessen und Leon hat ihn mir heute gegeben und als Serge kam ist er sofort weg." Ich sehe rüber in Manus überlegendes Gesicht. "Vielleicht ist er eifersüchtig." Sofort unterbreche ich ihn. "Fang doch nicht wieder mit der Sache an." Meine Stimmlage ist etwas genervter als ich will. "Nein, so meine ich es gar nicht unbedingt. Vielleicht ist er eifersüchtig, weil du dann in Zukunft viel Zeit mit Serge verbringen könntest aber weniger mit ihm." "Meinst du wirklich?" Manu zuckt mit den Schultern. Er wirkt ähnlich ratlos, wie ich es bin. "Ich bin heute Abend bei ihm. Da werde ich mal mit ihm darüber reden. Oder meinst du das ist eine blöde Idee?" Manus ratloses Gesicht wird durch ein sanftes Lächeln ausgetauscht. "Nein, das ist der richtige Weg. Rede mit ihm. Kläre die Fragen, die im Raum stehen. Vielleicht sagst du ihm auch, dass sich nie etwas ändern wird, auch wenn du da was mit Serge hast." Ich nicke nur, meine Gedanken drehen sich in meinem Kopf. Ich weiß nicht ganz was ich antworten soll.

"Aber Serge scheint es gestern sehr gut gefallen zu haben." Nun bin ich es die ihn verwirrt ansieht. "Wie kommst du denn darauf?" Frage ich daher nach. "Er kam heute mit einem so breiten Lächeln in die Umkleide. Niki hatte ihn dann gefragt, ob er ein Date hatte. Serge meinte nur ein Gentleman schweigt und genießt. Dabei wurde sein Lächeln gefühlt nochmal größer. Jetzt weiß ich ja zumindest, dass Nikis Vermutung stimmt." Mehr als Grinsen kann ich nicht. Ich bin etwas verlegen, von dem was Manu da erzählt. "Aber jetzt sag mal, lief da gestern was?" Ich sehe meinen Bruder empört an, ehe ich in gegen die Schulter boxe und ein "Manu" mit Nachdruck ausrufe. "Was denn?" Unschuldig zuckt er mit den Schultern. "Sowas kannst du mich doch nicht fragen. Du bist mein Bruder!" Nach wie vor empört schüttle ich den Kopf. Ein schmunzeln kann ich mir aber dennoch nicht verkneifen. "Gerade deswegen kann ich das doch fragen." Ich verdrehe die Augen und Manu lacht. Manchmal frage ich mich auch wo ich hier reingeboren wurde.

"Aber nun zu den interessanten Sachen. Was macht dein Dating-Leben?" Sofort schnellen Manus Mundwinkel nach oben. "Nach wie vor gibt es da nicht neues. Ich date Kathi immer noch, aber es ist nichts festes oder so." Skeptisch sehe ich meinen Bruder an. "Dafür grinst du aber doch ganz schön doll." Manu schüttelt nun den Kopf. "Du erfährst schon mehr, wenn es mehr zu erzählen gibt." Ernüchtern seufze ich. "Wehe wenn nicht!" Ich schupse ihn leicht, bevor er mich in seine Arme zieht. "Ich bin so froh, dass du wieder da bist, Vik." "Ich auch, Manu."
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Mein Lehrgang neigt sich dem Ende, meine vorgeschriebenen Kapitel auch. Ich hoffe ich komme jetzt bald wieder zum schreiben, dass ich euch wieder regelmäßig was updaten kann.
Aber bis dahin wünsche ich euch einen tollen Montag, passt auf euch auf und bis zum nächsten Kapitel.

Was wäre wenn?  - Leon Goretzka / Serge Gnabry FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt