10

1.1K 24 0
                                    

O L I V E

Heute ist Samstag, der Tag des Dates mit Nevio

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Heute ist Samstag, der Tag des Dates mit Nevio. Es ist fast schon seltsam, wie lange wir auf diesen Moment hingearbeitet haben und wie viel in mir jetzt trotzdem zweifelt. Ich sitze seit dem frühen Morgen wach und frage mich immer wieder, ob ich wirklich hingehen sollte. Immerhin hatte ich die Möglichkeit, die Sache abzusagen, und ich weiß, dass Destiny sofort einen Mädelsabend mit mir machen würde, wenn ich doch nicht will. Ein nervöses Gefühl hat sich in meinem Bauch eingenistet und weigert sich, zu verschwinden. Mein Instinkt schreit geradezu, dass es sicherer wäre, einfach hier zu bleiben und die Tür zu verschließen.

Trotzdem wähle ich Destinys Nummer. Noch einmal ihre Meinung hören und vielleicht das letzte bisschen Nervosität herauslassen – das würde mir gut tun. Sie nimmt sofort ab, und schon höre ich ihre aufgeregte Stimme in der Leitung. „Was ist los, Livy? Ist es heute Abend soweit?" Ich seufze und erkläre ihr kurz mein Bauchgefühl, das mir rät, lieber abzusagen.

„Ach, Quatsch!" Destiny klingt fast schon empört, und ich kann hören, wie sie am anderen Ende der Leitung die Augen rollt. „Das ist bestimmt nur die Aufregung. Vertrau mir, das wird super! Ihr zwei habt so eine Geschichte zusammen – und jetzt habt ihr die Chance auf einen neuen Anfang." Sie klingt ehrlich begeistert, und es bringt mich dazu, ein wenig zu lächeln. „Was ziehst du denn an?", fragt sie neugierig.

Ich lache leise. „Um ehrlich zu sein, keine Ahnung. Das ist das nächste Problem." Destiny ist genau die Richtige für solche Entscheidungen, und ich weiß, dass ich auf ihren Rat vertrauen kann. „Also", sage ich, während ich meinen Kleiderschrank durchforste, „ich hätte da eine schicke Stoffhose mit einer Bluse... oder ein schwarzes, langes Kleid. Ich kann mich einfach nicht entscheiden."

„Moment mal, mach mal FaceTime!" fordert sie und ich schalte um. Sekunden später taucht ihr Gesicht auf meinem Bildschirm auf, und sie sieht mich mit strengem Blick an. „Das Kleid", entscheidet sie sofort, als ich beide Optionen hochhalte. „Definitiv das Kleid. Es ist elegant, passt perfekt zu einem Date und... wenn ich ehrlich bin, sieht es einfach fantastisch an dir aus." Ich werfe einen letzten Blick auf das Kleid und lächle. „Okay, du hast mich überzeugt."

Nachdem wir aufgelegt haben, schlüpfe ich in das Kleid und betrachte mich kritisch im Spiegel. Das Kleid liegt eng an, schmeichelt meiner Figur und wirkt dennoch schlicht. Ich wähle ein paar dezente Accessoires dazu und ziehe flache High Heels an – die bequemeren, da ich nicht vorhabe, den ganzen Abend schmerzende Füße zu haben. Leise hoffe ich, dass Nevio die Mühe zu schätzen weiß.

Während ich mich weiter fertig mache, kommen die Gedanken an meinen Bruder Evan wieder hoch. Ich habe ihm noch nichts von Nevio erzählt, und insgeheim weiß ich, dass ich es ihm auch nicht sagen möchte, solange ich selbst noch so unsicher bin. Seit die d'Angelos damals so plötzlich weggegangen sind, war Evan nicht mehr gut auf sie zu sprechen. Er hat mich immer vor Nevio gewarnt und will mich beschützen – besonders jetzt, nachdem ich so lange verletzt war. Aber ein Teil von mir hat das Gefühl, dass ich diese Entscheidung für mich selbst treffen muss. Ich kann es ihm sagen, wenn ich mir wirklich sicher mit Nevio bin.

Nach einer Weile bin ich fertig und blicke auf die Uhr. Ich habe noch fast eine Stunde Zeit, aber in meiner Nervosität weiß ich nichts mit mir anzufangen. Also setze ich mich einfach auf das Sofa, schalte den Fernseher ein und scrolle nebenbei auf meinem Handy durch Instagram, nur halbherzig interessiert. Mein Blick wandert immer wieder zur Uhr. Die Minuten ziehen sich, und mein Herz klopft bei jedem neuen Moment der Stille lauter. Doch dann wird es immer seltsamer: Eine Viertelstunde nach der vereinbarten Zeit bin ich immer noch allein auf dem Sofa, und Nevio ist nirgends zu sehen.

Unruhe breitet sich in mir aus, die mit jeder Minute wächst. Noch immer habe ich keine Nachricht von ihm bekommen. Die Minuten ziehen sich wie Kaugummi, und ich starre auf mein Handy, in der Hoffnung, dass endlich eine Nachricht erscheint und mir erklärt, was los ist. Doch nichts passiert. Ein Gefühl der Enttäuschung macht sich in mir breit, und meine anfängliche Nervosität verwandelt sich langsam in Frustration und schließlich in Schmerz.

„Er hat mich einfach sitzen lassen", murmele ich fassungslos. Das Gefühl des Wartens, der Unsicherheit, macht mich fertig, und schließlich wähle ich erneut Destinys Nummer. Als sie abnimmt, hört sie sofort, dass etwas nicht stimmt. „Er hat mich einfach versetzt", sage ich mit brüchiger Stimme und versuche, die Tränen zu unterdrücken, die mir in die Augen steigen. „Ich wusste es vorher schon. Warum habe ich mich bloß darauf eingelassen?"

„Livy, das muss nichts bedeuten", versucht Destiny mich zu beruhigen. „Vielleicht ist etwas dazwischengekommen. Bestimmt gibt es eine einfache Erklärung, und du wirst gleich von ihm hören." Ihre Stimme ist ruhig und verständnisvoll, und ich wünschte, ich könnte ihr glauben. Doch das ungute Gefühl in meinem Bauch wird nur noch stärker.

„Er hätte sich doch längst gemeldet", flüstere ich, während eine Träne über meine Wange rollt. Die Hoffnung, die ich in diesen Abend gesetzt habe, zerfällt langsam, und ich fühle mich allein und dumm. „Es ist nicht deine Schuld", sagt Destiny sanft. „Mach dir keine Gedanken. Er wird sich bestimmt bald melden. Ich muss jetzt leider auflegen – meine Eltern sind gerade gekommen. Ich hab dich lieb, Livy." Sie drückt mir einen Kuss durchs Telefon, bevor sie auflegt, und die Stille hinterlässt ein Gefühl von Leere in mir.

Die Minuten ziehen sich, und ich spüre die Enttäuschung immer tiefer in mir einsickern. Ich fühle mich betrogen, und das Gefühl, dass ich mich doch hätte schützen sollen, krallt sich in mir fest. Mein Handy liegt still auf dem Tisch, und mit jeder Minute wird mein Herz schwerer.

Plötzlich schrillt das Telefon und reißt mich aus meiner Erstarrung. Mein Herzschlag beschleunigt sich – vielleicht ist es Nevio? Vielleicht gibt es doch eine Erklärung? Ich greife hastig nach dem Handy und nehme ab. „Hallo?" sage ich in die Leitung und hoffe, dass die vertraute Stimme antwortet.

Doch die Stimme am anderen Ende ist nicht Nevios. Es ist jemand, den ich nicht erkenne. „Du musst sofort herkommen", sagt die Stimme hastig. „Er ist völlig außer sich, und wir können ihn nicht beruhigen. Du musst uns helfen." Ehe ich antworten kann, legt die Person auf und schickt mir kurz darauf eine Adresse.

Verwirrt und immer noch mit klopfendem Herzen starre ich auf mein Handy. Was ist da los? Ohne lange zu zögern, ziehe ich mir eine Jacke über, greife nach meiner Tasche und mache mich auf den Weg zur angegebenen Adresse. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Was ist passiert? Und warum brauche gerade ich ihn beruhigen?

Aber es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.

-

Antes de que se rompa el hieloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt