Teil5

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Von diesem ruhigen und erkenntnisreichen Nachmittag an, kam ich fast jeden Tag in der zweiten Woche zu ihm und wir hatten viel Spaß. Mir wurde meine Erkenntnis aber auch immer bewusster, wenn mein Blick wieder zu lang auf ihm hängen blieb. Jisung machte es auch nicht besser, aber auch auf keinen Fall schlechter, denn er suchte viel Körper Kontakt. Jennie, seine Übersetzerin hingegen, schien mich gar nicht zu mögen, denn immer wenn sie mich in den letzten Tagen sah, bekam ich erstmal einen Bitchblick. Warum wusste ich nicht, es war mir aber auch egal, sie war mir nicht wichtig, ganz im Gegensatz zu Jisung. Er war mir so ans Herz gewachsen, dass ich mir kein Leben mehr ohne ihn vorstellen konnte und auch eigentlich nicht wollte. Doch schließlich war es Samstag und ich hatte Jisung gesagt ich würde ihn am Krankenhaus abholen. Das würde aber nicht on time möglich sein, da mein Onkel mich zuahuse angerufen hatte, nur um mir mitzuteilen, dass meine Arbeitsleistung schlechter geworden war. So ein Allmann. Jetzt fuhr ich also rasant zum Krankenhaus um Jisung nur 10 Minuten zu spät abzuholen. Als ich auf den Eingang zu ging, wo wir uns verabredet hatten, sah ich Jisung, wie er mit etwas panischem Gesucht da stand und von einem Mädel angelabert wurde, die ihr Handy in der Hand hielt. Ich ging auf die beiden zu und konnte die hysterische Stimme des Mädchens hören. „Kann ich deine Nummer haben?" fragte sie mehrmals und in unkreativen Variationen, während Jisung verloren vor ihr stand und mit seinen kleinen Deutsch skills versuchte ihr klar zu machen, das er sie nicht verstand. Der Arme. Ich kam bei den beiden an und sprach das Mädel an. „Er versteht dich nicht" sagte ich, „er kann nicht viel Deutsch" „oh. Kann ich dann vielleicht deine Nummer haben?" fragte sie einfach und ich stockte. Ihr ernst?! „Nein jetzt geh" sagte ich etwas pissed wegen ihrem verhalten und sie schnaubte und ging tatsächlich. „Alles gut?" fragte ich Jisung, der immer noch etwas eingeschüchtert aussah und mich dann umarmte. „Ja ich...man Minho, wie soll ich jemals hier in Deutschland überleben.." sagte er und Tränen sammelten sich in seinen schönen braunen Augen. Ich strich ihm über den Kopf. „Du schaffst das Jisung. Dein Deutsch wird immer besser, seid wir zusammen üben" sagte ich ihn und sah zu ihm. Ee schniefte nur einmal und nickte. „Jennie hat mir gesagt wir sollen jetzt, wo du da bist nochmal reingehen wegen irgendwas" meinte Jisung und deutete auf das Gebäude. Ich nickte und zusammen gingen wir wieder rein. „Ah Guten Tag Herr Lee und Herr Han. Herr Lee, wissen sie wo Herr Han jetzt hingeht? Seine Wohnung wurde vermietet da er seine Miete nicht mehr zahlen konnte" erzählte die Frau als wäre es nichts. Ich übersetzte es Jisung , dessen Augen jetzt Angst widerspiegelten. „was..?" sagte er fassungslos. „Bitte Fragen sie ihn wo er jetzt wohnen kann" ordnete die Dame an. „Kannst du noch irgendwo anders hin?" fragte ich ihn. Nein, ich hab hier keinen...außer halt dich" antwortete er. Ich überlegte kurz. Sollte ich ihn Fragen oder würde das weird sein? Ach fuck it. „Willst du vielleicht...erstmal bei mir wohnen? Ich hätte genug Platz" bot ich unsicher an und Jisung sah mich mit großen Augen an. „Wirklich? Ich dürfte bei dir wohnen?" fragt er ungläubig. Ich nickte. „Dann...ja!" sagte er und sah mich dankbar an. „Wenn Herr Han jetzt keine vorübergehende bleibe findet, kann er auch vorübergehend hierbleiben, bis es dann soweit ist" laberte die Frau,doch ich hörte ihr nicht zu, da ich gerade beginnen wollte zu reden. „Nein alles gut Herr Han hat eine Unterkunft" sagte ich. „Und wo?" „Bei mir Straßenstraße 69" sagte ich meine Adresse und sie gab mir noch ein paar Blätter. Die Frau nickte und gab uns, auch wenn sie vor uns stand, irgendwie ein Sideeye. Das ignorierte ich aber und zog Jisung bereits nach draußen zu meinem Auto. Er lächelte und ließ meine Hand nicht los, die ich ihm eben gegeben hatte, als er geweint hatte. Wir setzten uns in den Sportwagen und fuhren los. „Ich hoffe du magst meine Wohnung" sagte ich. Sie war recht groß, doch war es nicht sehr ordentlich dort. „Bestimmt" meinte Jisung und lächelte niedlich, wie er es immer tat. Angekommen fuhr ich in die Tiefgarage und wir fuhren mit dem Aufzug zu meiner Wohnung. Dass, ich diese Blätter im Auto vergessen hatte, bemerkte ich nicht. Ich schloss auf und Jisung staunte. „Wow. Es ist schön hier" sagte er und ich atmete erleichtert aus. „Soll ich dir das Gäste Zimmer zeigen? Da würdest du dann schlafen" fragte ich und er nickte aufgeregt. Wir gingen durchs Wohnzimmer auf die Tür zu, doch Jisung blieb an der Fensterfront stehen und sah raus. „Minho, deine Wohnung ist fast so schön wie du" staunte er erneut und schluck sich direkt seine Hand auf den Mund, während er mich unsicher ansah. Ich verschluckte mich an dem Glas Wasser, was ich mir gerade genommen hatte und Jisung kam schnell zu mir auf den Rücken zu klopfen. Als ich fertig war mit verrecken, entschuldigte sich Jisung. „Sorry das...das ist mir einfach so rausgerutscht" sagte er und sah auf den Boden, auf dem ich gerade einen Kaffee Fleck entdeckte. „Alles gut, nicht schlimm" sagte ich, während mein Herz raste und ich immer noch exhausted von dem Wasser war. Hatte er das ernst gemeint? Hör auf zu fantasieren Minho, natürlich hatte er das nicht. Er hatte ja selbst gesagt, es sei ihn so rausgerutscht. Etwas Traurig presste ich die Lippen Aufeinander. „Alles in Ordnung?" fragte Jisung. „Ja...ja klar. Komm, ich zeig dir das Zimmer" lächelte ich schnell und Jisung sah mich kurz noch etwas besorgt an doch folgte mir dann mit einem traurigen Seufzen. Oh shit. Ich hoffte er dachte jetzt nicht das ich seine Aussage abstoßend oder so fand, das wollte ich nicht. Ich öffnete also jetzt erstmal die Tür und bat Jisung in den Raum. Er ging rein und setzte sich auf das Bett. Dann lächelte er. „Es ist schön, ich hab noch nie ins so einem Zimmer geschlafen" sagte er und strich über die Bettdecke neben sich. Ich sah ihn an. Er trug die Kleidung die ich ihm gegeben hatte, aber eigentlich...eigentlich wollte ich keine neuen für ihn kaufen. Nicht jedoch, weil ich geizig war, sondern weil ich es tbh echt cute fand, wenn er die etwas zu großen Pullis uns Shirts trug. Kurz versank der Raum in Stille, bevor Jisung wieder sprach. "Und Minho, wirklich danke dass ich bei dir bleiben kann" sagte er und sah mir dabei in die Augen. "Klar. Du bist immer willkommen" lachte ich und er lachte mit. "Ich werd dann jetzt etwas zu essen machen, hast du wünsche?" Fragte ich und drehte mich schon halb um. Jisung schüttelte den Kopf und stand auch auf. Wir gingen also gemeinsam in die große Küche und ich suchte die Sachen für ein einfaches Gericht zusammen, welches mir meine Mutter beigebracht hatte, wo ich einmal in Korea war. Die Sachen und Zutaten dazu, hatte ich eigentlich immer da. Ich fing also an und Jisung sah mir zu. Wir unterhielten uns und als das Essen gerade Kochen musste, setzte ich mich zu ihm auf die Theke. "Ich bin froh dass ich nicht mehr im Krankenhaus bleiben muss" sagte Jisung und atmete laut aus. "Ich auch. Jetzt muss ich nicht immer zum Krankenhaus fahren, sondern hab dich direkt hier" meinte ich und legte etwas zögernd meinen Arm um seine Schultern. Er kam vorsichtig näher zu mir rangerutscht und ließ seinen Kopf auf meiner Schulter nieder. So konnte man doch leben. Und in meinem Fall ich ihn lieben. Wie könnte man auch nicht? Er hatte wunderschöne Augen und knuffige Wangen, außerdem war er ein Mensch mit einem großen Herz, indem ich hoffte auch irgendwann Platz zu finden. Plötzlich schaute Jisung zu mir hoch. "Ist was?" Fragte er und mir fiel auf das ich ihn die ganze Zeit intensiv gemustert hatte. Wie creepy von mir. "Öhh nein alles ok" sagte ich schnell und stand auf um unnötig im Topf zu rühren. Schließlich nach weiteren Gesprächen und gerühre war das Essen fertig und wir setzten uns an den Tisch, wo ich etwas auf unsere Teller tat. Jisung nahm den ersten Löffel und machte ein zufriedenes Geräusch. "Das ist voll lecker, ich wusste gar nicht, dass du so gut kochen kannst" komplimentierte er mich und ich wurde ein bisschen rot. "Danke, schön das du es magst" sagte ich nur und nahm dann auch etwas. So verlief das Essen und später war es dann Zeit zu Schlafen. Ich brachte ihn noch in sein Zimmer. "Schlaf gut" sagte ich und auch er wünschte mir eine gute Nacht. Ich ging also in mein Zimmer und legte mich kurze Zeit später auch schlafen, ich schrieb vorher aber noch Hwasa, dass ich wieder zuhause war. Mitten in der Nacht, wurde ich durch Schritte in meiner Wohnung geweckt. War das jetzt ein Einbrecher oder was? Naja, alles was hier teuer aussah war eh fake...ich sollte trotzdem mal nachsehen. Ich stand also auf und öffnete meine Zimmertür. Es war still und dunkel. Ich ging einmal durchs Wohnzimmer, doch da war niemand. Mein Blick viel auf dem Balkon hinter den Großen Glasfenstern und dort auf einer der Bänke, hockte Jisung. Er hatte die Beine an seinen Körper gezogen und zitterte leicht. Was hat er denn? Schnell ging ich auch raus und kam auf ihn zu. "Jisung? Was ist los?" Fragte ich besorgt und er riss erschrocken den Kopf hoch. "Minho? Sorry ich...tut mir leid ich wollte dich nicht wecken" sagte er und wischte schnell seine Tränen weg. Ich setzte mich neben ihn und legte meine Arme um ihn. "Was ist denn los? Wieso hockst du hier draußen?" Fragte ich nochmal. "Also...es ist mir ein wenig unangenehm aber...ich Träume ab und an vom Tod meiner Familie-ich...ach keine Ahnung ich dachte ich geh hier nach draußen, damit dich mein Geheule nicht aufweckt, hat ja anscheinend nicht geklappt..." sagte er betreten und sah weg. Oh. Was sag ich da jetzt schlaues? Natürlich fiel mir nichts ein, weshalb ich ihm weiter über den Rücken strich, da er wieder mehr anfing zu zittern. "Komm, wir gehen wieder rein" meinte ich und er wollte schon aufstehen, doch ich hob ihn hoch und trug ihn nach drinnen, wo ich ihn auf dem Sofa absetzte. "Willst du es mir erzählen? Vielleicht hilft dir das" schlug ich vorsichtig vor und er sah mich an. Er schniefte noch einmal. "Ja also...es war als ich 13 war. Ich, meine Eltern und meine Geschwister waren ganz normal zuhause. Mein Zimmer war das im Keller, dort war ich dabei aufzuräumen, als ich von oben meinen Vater schreien hörte. Schnell bin ich nach oben gerannt, doch hatte mir gewünscht ich wäre es nicht. In der Küche war ein riesiges Feuer und mein Vater stand mit meiner kleinen Schwester auf dem Arm und meiner Mutter mitten drin. Sie versuchten wegzukommen, doch die Flammen waren zu hoch. Ich war in Schockstarre und musste mit ansehen, wie sie verbrannten. Ich schrie nach meinem Bruder und er kam hustend zu mir. Er konnte kaum noch stehen und ich schleppte uns beide aus dem Haus raus, wo ich die Feuerwehr anrief. Während ich gewartet hatte, hörte mein Bruder auf zu atmen" beendete er seine Erzählung und brach erneut in Tränen aus. Er tat mir so leid, doch Mitleid würde ihm jetzt nicht helfen. Ich konnte ihn also nur fester an mich drücken und hoffen, dass es dadurch besser wurde. Eine Sache war mir jetzt klar. Ich würde dieses Squirrel nie wieder alleine lassen.

Minsung - If you wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt