Tore der Dunkelheit

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Entschlossenheit brannte in Lucas Augen, als er sich den verwitterten Toren des Herrenhauses näherte. Das Knarren der alten Scharniere mischte sich mit dem Rascheln der Blätter, als würde die Natur selbst vor dem Eindringling warnen. Die Schwelle zwischen der Welt, die er kannte, und dem Unbekannten lag vor ihm, und er spürte einen Stich der Aufregung und Furcht zugleich.

Der Kies knirschte unter seinen Schuhen, als er die verlassene Einfahrt betrat. Die Mauern des Herrenhauses erhoben sich vor ihm wie ein düsteres Schattenreich, von Efeu überwuchert und von der Zeit gezeichnet. Ein kalter Wind strich über seine Haut, als hätte die Natur ihre eigene Art, ihm von seiner Entscheidung abzuraten.

Trotz der Warnungen setzte Lucas einen Fuß vor den anderen. Die Tür stand halb offen, als ob sie ihn einlade, einen Blick hinter den Vorhang der Geheimnisse zu werfen. Als er den verstaubten Flur betrat, überkam ihn ein Gefühl der Beklemmung. Die Stille im Inneren des Herrenhauses war noch intensiver, als er es sich vorgestellt hatte, und sein Herz begann schneller zu schlagen.

Ein verblasstes Porträt einer Familie zierte die Wand – ein glücklicher Moment aus längst vergangenen Tagen, der nun von einer Aura der Melancholie umgeben war. Die Augen der abgebildeten Personen schienen Lucas zu verfolgen, als ob sie die Geheimnisse des Herrenhauses und das Leid, das es verschluckt hatte, bewahren würden.

Sein Atem bildete kleine Nebel in der kalten Luft, als er weiter in das Innere des Herrenhauses eindrang. Die Räume schienen von einem geisterhaften Flüstern erfüllt zu sein, das aus den Schatten aufzusteigen schien. Die Fenster waren von Spinnweben durchzogen, und der Glanz vergangener Tage war längst verblasst.

Ein Knarren ließ Lucas zusammenzucken, als er den Blick auf eine sich bewegende Schaukel im Raum warf. Doch es war nur der Wind, der das verlassene Spielzeug in Bewegung setzte, ein Spielzeug, das einst lachende Kinder getragen hatte, die nun längst erwachsen waren oder verschwunden.

Der Eindruck von Verfall und Einsamkeit wuchs mit jedem Schritt, den Lucas tat. Die Wände schienen Geschichten zu erzählen, die nie erzählt wurden, und die Atmosphäre verdichtete sich, als ob das Herrenhaus die Last seiner Vergangenheit tragen würde. Der Geruch von Moder und Verfall hing in der Luft, und Lucas konnte das Gefühl nicht loswerden, dass er in einem Ort stand, an dem die Zeit ihre Bedeutung verloren hatte.

Sein Blick fiel auf eine verstaubte Treppe, die ins Dunkel führte, und ein Kribbeln lief über seinen Rücken. Doch er wusste, dass er weitergehen musste, dass er dem Mysterium des Herrenhauses nicht ausweichen konnte. Denn in den Tiefen dieses Ortes hoffte er auf Antworten – Antworten auf Fragen, die sein Herz seit Jahren geplagt hatten.

Mit einem letzten Atemzug trat Lucas die Treppe hinauf, und das Flüstern der Vergangenheit schien ihm zu folgen. Der zweite Schritt war noch entschlossener als der erste, und er fand sich auf dem Weg in eine Welt, die von Geheimnissen durchdrungen war. Ein Schritt, der ihn in die Dunkelheit führte, die ihm verborgen hielt, was er suchte, und womöglich noch mehr, als er zu begreifen vermochte.

Eternal EchoesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt