Im Verborgenen

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„Bereit?", frage ich die anderen und schaue sie nacheinander an. Jeder nickt und dann verlassen wir vereinzelt unser Zimmer, damit wir nicht als gesamte Gruppe gesehen werden. Kian und ich gehen als erstes herunter, setzen uns in den Gemeinschaftsraum und holen uns zwei Bücher. Als nächstes wird Milo zum Strand gehen und dann direkt zu Charles laufen, um ihn zum Strand zu bringen, wo er ihm eine Geschichte über die Piraten auftischt. Er hat uns nicht genau erzählt, was er ihm sagen will, wahrscheinlich wird das meiste sowieso improvisiert sein. Aber in der Zeit, wo er zum Strand geht, schlendern Cally und Silvan durch die Flure und checken die Lage vor Charles Büro aus. Dieses befindet sich unweit vom Gemeinschaftsraum in einem abzweigenden Flur.

Nach vielen Minuten kommt Cally endlich in den Gemeinschaftsraum und schaut sich suchend um.

„Habt ihr Milo gesehen?" Das ist das Zeichen, dass Milo es geschafft hat und mit Charles auf dem Weg zum Strand ist. Wir schütteln den Kopf und schon ist sie wieder nach draußen verschwunden. Wir warten einige Sekunden und verlassen dann den Gemeinschaftsraum, um unauffällig zum Büro zu gehen. Ich vergewissere mich, dass uns niemand beobachtet und bleibe dann vor dem Büro stehen.

„Dann mal los." Doch als ich die Tür aufdrücke, lässt sie sich nicht öffnen. Kian schiebt mich sanft beiseite und versucht selbst die Tür aufzumachen, doch sie bleibt verschlossen. Er schmeißt sich dagegen, doch sie scheint auch nicht zu klemmen.

„Verdammt!" Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare, doch Kian bleibt ruhig und kniet sich vor das Schloss.

„Schirm mich ab!" Sofort stelle ich mich vor ihn, damit man ihn vom Anfang des Flurs nicht direkt sehen kann. Währenddessen holt er zwei verbogene Haarnadeln heraus, die Silvan am Tag zuvor einer Frau gestohlen hat, und stochert damit im Schloss herum. Kian hat uns schon zu vielen Räumen den Zutritt verschafft, indem er einfach das Schloss geknackt hat. Er ist gut darin, doch trotzdem dauert es etwas, bis er es geschafft hat und unsere Zeit ist sehr knapp.

„Beeil dich."

„Stress mich nicht!" Seine Stimme ist ein angestrengtes Zischen und immer wieder schaue ich angespannt den Flur hinauf, für den Fall, dass Silvan jeden Moment dort auftaucht und uns warnt, dass Charles auf dem Weg ist und wir alles abblasen müssen.

Ich will gerade noch etwas sagen, da richtet Kian sich mit einem triumphierenden Grinsen auf und öffnet die Tür.

„Herein spaziert."

„Kian, du bist der Wahnsinn!" Schnell gehen wir hinein und schließen die Tür hinter uns.

Der Raum ist nicht groß, der große Schreibtisch nimmt den ganzen Platz im Raum weg. An den Wänden befinden sich mehrere Regale und Schränke mit allen möglichen Aktenordnern und Kram drin.

„Ich übernehme den Schreibtisch", meint Kian und eilt dahinter, um vorsichtig das Zeug darauf und in den Schubladen zu untersuchen. Währenddessen gehe ich die Regale ab und durchsuche sie nach etwas Nützlichen. Erst bei einem Schrank werde ich fündig, denn es handelt sich um einen Aktenschrank. Es scheint tatsächlich zu jedem Anhänger eine Akte zugeben, manche sind dicker und manche hauchdünn. So schnell ich kann, gehe ich alle Namen durch. Im Augenwinkel erkenne ich, dass sich Kian hingehockt hat und wieder mit den Haarnadeln hantiert.

Es gibt keine Akte über eine Mina Aschmon. Verdammt. Schnell schaue ich in die anderen Schränke und gehe die ganzen verstauten Unterlagen durch, doch sie alle bringen uns nicht weiter. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.

„Ich habe den Schlüssel!" Kian drückt den Schlüssel in ein Stück Knete, das er beim Babysitten den Kindern gestohlen hat. Er würde es mit Sicherheit schaffen auch das Schloss zum Untergeschoss zu knacken, aber da ist das Risiko erwischt zu werden sehr viel höher.