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Es dauert eine Ewigkeit, bis ich es schaffe, die Fallen zu passieren und sicher wieder zum Gebäude gelange. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist und ob die Ausgangssperre schon gilt, weswegen ich mich ungesehen reinschleiche. Als ich in unser Zimmer komme, spüre ich, dass Cally wach ist und auf mich gewartet hat.

„Wo warst du?", ertönt ihre Stimme vorwurfsvoll, sobald ich die Tür geschlossen habe.

„Am Strand, mit Kadira."

„Das habe ich gesehen, wie ihr zusammen verschwunden seid." Währenddessen schalte ich das Licht ein und gehe zum Bett, wo sie mit verschränkten Armen sitzt. „Was läuft da zwischen euch? Ist da doch was- oh Gott. Was ist mit deinem Gesicht passiert?" Ich habe keine Ahnung, wie mein Gesicht aussieht, doch der Faustschlag von Kadira muss Spuren an meiner Wange hinterlassen haben.

„Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung", erkläre ich und suche meine Sachen zusammen, um mir den Sand abzuwaschen. „Und da läuft nichts zwischen uns."

Ich gehe kurz duschen, Cally besteht darauf mitzukommen und wartet hinter der Kabinentür, während ich ihr erzähle, was passiert ist. Im Spiegel sehe ich erst, dass sich bereits ein lilagrüner Fleck auf meiner Haut gebildet hat.

Doch der Fast-Kuss und das Gespräch am Ende lasse ich aus, ich will ihre Eifersucht nicht noch mehr befeuern. Wieder im Zimmer kuscheln wir uns in mein Bett.

„Ich hatte schon Angst, dass ich alles vermasselt habe, weil ich nicht vorsichtig genug war."

„Aber zum Glück hast du es nicht vermasselt, es ist gerade mal gut gelaufen. Aber in Zukunft sollten wir echt aufpassen. Wir sollten auf jeden Fall noch mit Silvan reden, der kann sein Missfallen nicht gerade gut verbergen und wenn Ami Verdacht schöpft, könnte das unser Aus sein." Ich nicke und starre auf Callys Bett, das sie kein einziges Mal genutzt hat.

„Aber ich glaube, ich weiß, wo der Schlüssel zum Schatz ist."

„Echt? Lass uns das morgen direkt mit den anderen besprechen." Sie gähnt ausgiebig und kuschelt sich enger an mich. „Ich bin echt müde."

„Gute Nacht, Cally." Ich drücke ihr einen Kuss auf den Scheitel.

„Gute Nacht, Valora."

Am nächsten Tag treffen wir uns mit den anderen. Ich erzähle von meiner Vermutung, dass der Schlüssel um Charles Hals zum Schatz führt und von meiner Auseinandersetzung mit Kadira. Wir trichtern Silvan ein, dass er sich besonders zusammenreißen und zurückhalten muss, damit ihm sowas nicht passiert und dann überlegen wir uns, wie wir an den Schlüssel kommen sollen.

„Und er nimmt ihn nie ab?"

„Meinten die anderen zumindest."

„Und wenn wir ihn überwältigen, einsperren und den Schlüssel an uns reißen?", überlegt Silvan, doch Kian schüttelt den Kopf.

„Würde zu viel Aufsehen erregen und wenn der Schlüssel doch nicht für die Tür ist, sind wir geliefert." Kian kratzt sich am Kopf und verzieht kurz das Gesicht.

„Ich bin mir sehr sicher, dass er für die Tür ist. Warum sollte er denn sonst den Schlüssel immer bei sich tragen, wenn es nicht um etwas so Wertvolles wie den Schatz geht?"

„Oder es ist wirklich ein Andenken an seine Frau. Liebe ist genauso wertvoll", entgegnet Cally und schaut mich an. „Oder es ist für die Boote, um die Leute hierzubehalten", fügt sie nach einigen Sekunden hinzu und zuckt mit den Schultern.

„Und wenn wir uns nachts in sein Zimmer schleichen und wieder einen Abdruck machen?", schlage ich vor.

„Das ist eine gute Idee." Silvan setzt sich begeistert auf. „Aber Kian arbeitet nicht mehr mit den Kindern, dann bekommen wir die Knete nicht mehr so leicht."

Im VerborgenenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt