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Wir schleichen uns leise die Treppe hinunter und positionieren uns um die Tür zum Kellergeschoss herum. Während wir anderen Ausschau halten nach Wachen oder anderen Personen, die hier herumschleichen, testet Kian seinen Schlüssel aus. Seine Miene ist verschlossen und Cally und mich hat er kein weiteres Mal angeschaut.

„Geschafft", kommt es nach wenigen Sekunden von ihm und schnell schlüpfen wir durch die Tür und schließen sie leise hinter uns.

Die Treppe nach unten wird nur von einem spärlichen Licht beleuchtet. Am Ende der Treppe müssen wir eine dicke Tür passieren und folgen dem Flur dahinter. Eine weitere dickere Tür führt in einen Gang, von dem auf beiden Seiten Zellen abgehen. In jeder Zelle steht ein einziger Eimer und der Boden ist voller Sand. Ein Kloß bildet sich in meinem Magen, hier will ich definitiv nicht eingesperrt sein. Die Zellen wirken wie Käfige, jeder kann hindurchsehen, doch zum Glück befindet sich momentan niemand dort drin. Wie oft hier wohl Leute eingesperrt werden?

Da wir im Gefängnis nichts finden, gehen wir den Flur weiter und landen in einen zweiten Bereich, wo uns eine Art Büro und ein großer Folterraum erwartet. Im Folterraum steht eine Liege mitten im Raum, an der einen Wand steht ein Stuhl mit Fesseln und an einer anderen Wand hängen Ketten. Auf einem Tisch, direkt neben der Tür, liegen allerlei Werkzeuge, unter anderem Hammer, Zangen, Scheren und Messer. Ein unangenehmer Schauer fährt über meinen Körper und löst eine Gänsehaut aus. Es kann doch nicht sein, dass Charles seine Leute hier foltern lässt.

„Ich hoffe mal, der Raum ist nur dazu da, um Angst einzujagen", bemerkt Milo und schüttelt sich. Wir durchsuchen alles und auch das Büro auf der gegenüberliegenden Seite, doch es gibt keinen Hinweis auf den Schatz. Sonst gibt es noch leerstehende Räume, die uns auch nicht weiterbringen.

Der Flur endet bei einer schmalen Wendeltreppe, die nach unten führt. Vorsichtig steigen wir herunter und folgen dem dahinterliegenden, verwinkelten Flur. Hier unten gibt es absolut nichts, außer ganz am Ende einen Raum, der hinter einer verschlossenen Tür liegt.

Kian betrachtet den Schlüssel in seiner Hand, doch dieser passt nicht ins Schloss.

„Kriegst du es geknackt?", fragt Silvan, während Kian sich hinhockt und das Schloss betrachtet. Er holt etwas aus seiner Tasche und beginnt im Schloss herumzustochern.

„Ich wette, dahinter liegt der Schatz", meint Milo, ein aufgeregtes Funkeln liegt in seinen Augen.

Ich lehne mich gegen die Wand und beobachte Kian. Sein Blick ist konzentriert und sein Kiefer angespannt.

Es vergehen so viele Minuten, doch die Tür lässt sich nicht öffnen.

„Scheiße", flucht Kian und fährt sich aufgebracht durch die Haare. „Es geht nicht. Wir brauchen den Schlüssel."

„Verdammt." Silvan schlägt mit der Faust gegen die Tür und verzieht das Gesicht. „Wäre ja auch zu schön gewesen."

„Lasst uns von hier verschwinden, sonst werden wir vielleicht noch erwischt", sage ich bestimmt und stoße mich von der Wand ab.

Wir schaffen es ungesehen wieder in unsere Zimmer, der Wache im Erdgeschoss sind wir dabei nur knapp entkommen. Als Silvan und Milo in ihr Zimmer verschwunden sind, packe ich Kian am Arm und ziehe ihn mit in unser Zimmer.

„He", beschwert er sich und ballt die Hände zu Fäusten, doch er schaut uns immer noch nicht an.

„Wir müssen darüber reden, was vorhin passiert ist."

„Du darfst es niemanden sagen, Kian." Es ist das erste Mal, dass er den Blick auf Cally richtet.

„Wie lange geht das schon zwischen euch?" Seine Stimme ist leise, kraftlos.

Im VerborgenenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt