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Gefühlt bin ich mehrere Tage hier unten und denke schon, dass sie mich vergessen haben, dabei müsste es schon längst Nachmittag sein. Irgendwann kommt endlich eine Wache herein und sofort springe ich auf. Er schließt die Tür auf und bringt mich nach draußen.

„Wie spät ist es?"

„Siebzehn Uhr." Ich sprinte zu den Zimmern, in der Hoffnung, dass die anderen dort sind. Doch sie sind leer, dann sind sie höchstwahrscheinlich beim Boot. Schnell tausche ich meine sandigen Klamotten gegen frische aus und eile zum Boot. Tatsächlich kann ich die anderen schon von weitem ausmachen, sie sind gerade dabei, das Boot ins Wasser zu schieben.

„Wollt ihr etwa schon ohne mich aufbrechen?", rufe ich und sofort erstarren alle in ihrer Bewegung und drehen sich zu mir um. Cally läuft direkt los und umarmt mich stürmisch. Sie drückt mich fest an sich und ich lege meine Arme ebenfalls um sie. Ihre Arme, die Wärme und ihr Geruch sind so vertraut, dass sich ein warmes Gefühl in meinem Inneren ausbreitet. All das habe ich so sehr vermisst. Für diesen Moment ist alles wieder gut, hier in ihren Armen. Als wäre zwischen uns alles wieder in Ordnung, so wie früher.

Dann kommen die anderen bei uns an und Cally löst sich schnell wieder von mir und bringt einen großen, schmerzlichen Abstand zwischen uns. Die anderen umarmen mich ebenfalls erleichtert und löchern mich mit Fragen, die ich ihnen knapp beantworte. Währenddessen schmerzt das sehnsuchtsvolle Ziehen in meinem Inneren und ich kann meinen Blick nicht von Cally abwenden.

„Wir wollten gerade das Boot testen und dann etwas versteckt positionieren, damit die Piraten es nicht entdecken", erklärt Silvan und macht sich wieder an das eigentliche Vorhaben dran.

„Ich habe Mina gefunden", erzähle ich, während wir im Boot sitzen und vor dem Ufer herumpaddeln.

„Echt? Im Keller?"

„Ne, Ami ist Mina. Ihr Name ist ein Anagramm." Schockierte Blicke richten sich augenblicklich auf mich. „Sie war in letzter Zeit immer bei uns und wir haben sie nicht erkannt."

„Jetzt wo du es sagst...", murmelt Silvan und kratzt sich am Nacken.

„Du bist echt unglaublich", kommt es leise, aber beeindruckt von Cally und mein Herz macht einen Hüpfer.

„Dann ist ja tatsächlich alles fertig bis zum Angriff." Milo lächelt strahlend und springt vom Boot, um es in Ufernähe, versteckt zwischen Schilf, an einem Baum zu binden.

„Nicht ganz, wir müssen Ami...Mina noch mit ins Boot holen. Silvan, am besten redest du mit ihr", überlege ich und schaue ihn direkt an. „Jetzt direkt."

„Jawohl", sagt er, salutiert und joggt los. Während wir anderen unsere Sachen zusammensuchen und wieder zurückgehen, herrscht eine eisige, unangenehme Atmosphäre und Milo tut mir echt leid, mittendrin zu stehen.

In der Nacht kann ich wieder kaum schlafen, doch diesmal liegt es größtenteils an der Aufregung. Nach unerträglichen, endlosen Stunden in der einsamen Dunkelheit passiert endlich etwas. Eine Sirene ertönt und kurz danach ertönt Getrampel auf dem Flur.

Sofort springe ich auf und werfe mir meine Jacke über, angezogen bin ich schon lange, und schlüpfe in meine Schuhe. Kian und Milo öffnen meine Tür und gemeinsam gehen wir zu Silvan und Cally, um dem Strom an Menschen gemeinsam nach unten zu folgen, wo wir uns in der Eingangshalle versammeln.

„Die Schutzzauber scheinen wohl doch nicht so gut zu funktionieren", raunt Silvan uns belustigt zu und ich stoße ihn mit meinem Ellenbogen an, damit er die Klappe hält.

„Die Piraten greifen an. Nehmt euch Waffen und verteidigt unsere Insel!", brüllt Charles und klickt mit einem alten Revolver. Die Wachen drücken einigen Leuten Waffen in die Hand, während die anderen durcheinanderlaufen, um sich selbst irgendwelche Waffen besorgen zu können.

Im VerborgenenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt