Kapitel 11 🩸 Das Opfer

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Egal wie du dich entscheidest, du wirst dir Feinde machen

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Egal wie du dich entscheidest, du wirst dir Feinde machen.

Elijahs Worte schwebten auch den restlichen Tag wie eine hartnäckige Fliege hinter mir her. Das Schwirren wollte meinen Kopf nicht verlassen, denn es lag viel Wahrheit darin. Feinde machte ich mir mit jeder Entscheidung.

Es war dieselbe Entscheidung, die ich vor 147 Jahren traf, wissend, dass ich Katherine zu meiner Feindin erklärte, indem ich ihr Geheimnis an den Gründerrat verriet.

,,Sie müssen sterben", sagte Stefan, als habe er meine Gedanken gelesen.
Ich sah auf. ,,Was, wenn es falsch ist?"
,,Sie sind Monster."
,,Du nicht?" Ich kannte Stefans dunkles Geheimnis. Das was geschah, wenn er die Kontrolle verlor.
Ausweichend fixierte er einen Punkt hinter mir. ,,Das ist etwas anderes."
,,Ist es nicht. Damon hat mir erzählt, dass du in den 20ern jeden einzelnen Namen deiner Opfer an einer Wand aufgeschrieben hast."

Bei seiner Erzählung hing ich Damon gebannt an den Lippen. Ripper Stefan wohnte in Chicago und stand auf Jazz und Blut. Seine Opfer waren übel zugerichtet, weil er, einmal angefangen zu trinken, nicht mehr stoppen konnte. Mein Zwillingsbruder verlor in der Gegenwart von menschlichen Blut schnell die Kontrolle, weshalb er eine strikte Diät durchführte und sich ausschließlich von Tierblut ernährte.

,,Was hat Damon dir nicht erzählt?", fragte Stefan.

Meines Wissens ließ er kaum an pikanten Details missen ,,Er meinte, dass du ein paar schöne Stündchen mit Rebekah Mikaelson hattest. Und Klaus war dein bester Freund. Wieso willst du sie tot sehen?"

,,Du kannst die beiden nicht ausstehen."

Das stimmte.

Stefan seufzte. ,,Morgen Abend muss jemand sterben, um das Gleichgewicht zwischen den Welten wieder herzustellen. Ich habe die Wahl zwischen meiner heißen Exfreundin und meiner totgelaubten Schwester. Mir fällt es nicht schwer, diese Wahl zu treffen. Und Klaus... er muss sterben."

,,Siehst du - so unähnlich sind wir uns alle gar nicht. Letzten Endes würde jeder von uns die Familie wählen."

•••

Esther wählte einen Platz am Rande des Waldes. Laub raschelte, Vögel zwitscherten. Hinter dem magischen Pentagramm stand eine klapprige, verlassene Holzhütte.

Dort, wo das Pentagramm aufgezeichnet war, war das Gras versengt und kaputt. Die Linien des fünfzackigen Sterns verliefen gleichmäßig zueinander und an jeder Spitze loderte eine brennende Fackel. Eine Fackel für jeden Urvampir. Ich schluckte schwer.

,,Esther! Ich bin hier!", machte ich auf mich aufmerksam.

Die Urhexe sprach mit Finn, als sie mich erblickte. Glücklicherweise entdeckte ich ihre anderen Kinder nirgendwo. So musste ich Elijah wenigstens nicht in die Augen sehen, wenn er heute Nacht tatsächlich starb. ,,Ich grüße dich, Alisa."

,,Sparen Sie sich Ihre Freundlichkeit, Esther. Ich möchte es nur hinter mich bringen", antwortete ich ernst.

,,Und ich achte darauf, dass Sie ihr Wort halten", meinte Stefan. Mein Bruder trat aus dem Schatten und stellte sich an meine Seite. Im war ihm unfassbar dankbar für seinen Beistand. Meine Knie zitterten vor Angst.

Wir umarmen uns ein letztes Mal, dann trat ich mit klopfenden Herzen in das magische Pentagramm. Stefan, der nicht eintreten konnte, wartete zwischen zwei brennenden Fackeln.

,,Gib mir deine Hände", forderte Esther mich auf.
,,Was haben Sie vor?", hakte ich nach.

,,Meine Mutter wird den damaligen Zauber rückwärts aufsagen, um mir die Unsterblichkeit zu nehmen. Deine Auferstehung ermöglicht das, weil du die Tore zum Jenseits mit deiner Rückkehr eingerissen hast. Ist das erst geschehen, kann ich sterben", erklärte Finn das Vorgehen. Und da alle Geschwister miteinander in Verbindung standen, würde sich das wie ein Dominoeffekt ausbreiten. Sie würden einfach tot umfallen. Einfach so. Ohne Vorwarnung.

Ich schluckte schwer und reichte Esther zögernd meine Hände. Der Griff der Urhexe war erstaunlich fest. Ihre Lider schlossen sich, als sie konzentriert einen Zauber sprach. Plötzlich wurde mir warm. Hitze strömte durch meinen Körper und Bilder erschienen vor meinem inneren Auge.
Bilder der Mikaelson Geschwister, nur jünger. Einmal spielten sie Fangen im Wald, im nächsten Moment erklärte ein Junge einem anderen, wie man mit Pfeil und Bogen umging. Ein kleines blondes Mädchen sprang lachend in die Arme eines etwas älteren Kindes. Die Szene wechselte. Die Mikaelsons, nun viel älter, saßen an einem Tisch und tranken Wein. Ein älterer Mann, vermutlich Esthers Ehemann, rammte einem nach dem anderen ein Schwert in den Brustkorb. Ich keuchte entsetzt. In den folgenden Szenen waren die fröhlich spielenden Kinder nicht wiederzuerkennen. Sie rammten unschuldigen Menschen ihre Zähne in den Hals und saugten ihnen das Blut aus dem Körper.

Es war nur ein trauriger Beweis dafür, dass jeder einmal als unschuldiges Kind zur Welt kam. Niemand wurde als Monster geboren.

Finn war derweil auf die Knie gesunken und atmete schwer. Esther beendete ihren Zauber und reichte mir ein Messer. ,,Es wird Zeit für ein neues Zeitalter. Töte ihn und lebe bedingungslos weiter", verkündete die Urhexe feierlich.

Entsetzt starrte ich auf das Messer in meiner Hand. Jemanden töten? Ich? ,,Nein, das kann ich nicht!", stammelte ich. Wind zischte durch meine Haare. Die Flammen der Fackeln waren größer und unberechenbarer geworden.
Esthers Stimme wurde vom Wind gedämpft. ,,Du kannst es tun, Alisa. Du kannst das Gleichgewicht wiederherstellen und weiterleben. So, wie du es immer wolltest. Du MUSST es tun."

Hilfesuchend blickte ich zu Stefan. Rebekah und Elijahs Warnungen kamen mir in den Sinn. Was brachte es Esther, nur ihre Kinder zu töten? Was geschah wirklich, wenn die Urvampire starben?

Ausgerechnet jetzt dachte ich an Katherine. Die selbstsüchtige Katherine hätte nicht eine Sekunde gezögert und Finn die Kehle durchgeschnitten.

Tief durchatmend ging ich zu Finn. Ich fühlte mich, als würde ich zu meiner eigenen Hinrichtung unterwegs sein.

Vergiss niemals, dass all das mit unserer Verwandlung begann. Jeder Vampir auf dieser Welt findet seinen Ursprung auf eine bestimmte Weise bei uns. Woher willst du wissen, dass es nicht auch mit uns endet.

Ich schluckte schwer, sah erneut zu Stefan, als ich das Messer an Finns Hals ansetzte. Er hielt mich nicht auf. Meine Stirn glühte vor Hitze.

Nur eine Sekunde, dann ist alles vorbei. Du kannst leben.

Wieder stiegen mir Elijahs Worte in den Sinn. Woher willst du wissen, dass es nicht auch mit uns endet?
Was hatte Esther davon, die Welt vor ihren Kindern zu befreien? Sie mochten Monster sein, aber das traf auch auf andere zu. Katherine, Ripper Stefan, selbst Damon. Es würde immer Vampire geben, die sich nicht an die Regeln hielten.

Aber du kannst leben, wenn du es tust.

War es das wert? War mein Leben nicht vorbei gewesen, als Katherine es beendete?

,,Es muss geschehen, solange der Mond seinen höchsten Punkt erreicht hat", sagte Esther nachdrücklich. Mit anderen Worten bedeutete es: Beeil dich.

Eine Entscheidung musste her. Jetzt.
Selbstsüchtig handeln wie Katherine oder sterben - wenn nicht heute, dann durch die Hand der Urvampire, falls sie überlebten.

,,Tu es!" Langsam wirkte Esther wütend.

Ich hörte auf mein Herz.
Anstatt Finn die Kehle zu durchtrennten besiegelte ich das Schicksal und stieß Esther das Messer in den Bauch.

Whisper of Deathᵗʰᵉ ᵛᵃᵐᵖⁱʳᵉ ᵈⁱᵃʳⁱᵉˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt