Ich rang nach Luft. Meine Lungen füllten sich mit Sauerstoff. Der Druck auf meiner Brust ließ nach, während ich meinen Atem beruhigte und mich aufsetzte. Wie war ich nach Hause gekommen? Ich lag auf dem Ledersofa. Damons geliebte Jacke hing über der Lehne.
,,Alisa?" Stefan saß auf einem Sessel. In seinen Augen standen Tränen. ,,Wie ist das möglich?"
Ich streckte mich und hielt meinen pochenden Kopf ,,Wovon sprichst du?" Hatte ich wirklich so viel auf Carolines Geburtstagsparty getrunken? Ich erinnerte mich nicht.
Stefans Gesicht war bleich. Er starrte mich völlig verdattert an, als sei mein Anblick das achte Weltwunder. Ich freute mich darüber, aber auf der anderen Seite war es merkwürdig. ,,Nein, du verstehst nicht, Alina. Wir haben dich gefunden. Du... Du warst tot."
Tot.
Das Wort kreiste in meinen Gedanken. Nicht abschüttelbar. Tot. Unmöglich.
Ich ließ die Neuigkeit auf mich wirken. Langsam kehrten die Erinnerungen an die Geburtstagsfeier zurück. An unseren Ausflug zur Bar, an Rebekah Mikaelson und zu guter letzt... ,,Nein", hauchte ich und lehnte mich zurück. ,,Katherine."
Jetzt brauchte ich doch einen Bourbon. Wie in Trance griff ich nach der Flasche, schenkte ein und trank ein ganzes Glas auf einmal. Es schmeckte grauenhaft. Ich verzog angewidert das Gesicht, nur um nochmal einzuschenken.Ich war nicht schockiert darüber, dass Katherine mich getötet hatte. Das war ja nicht das erste Mal gewesen. Ich war perplex, weil ich begriff, was das bedeutete.
,,Du bist in der Verwandlungsphase", begriff auch Stefan, weil es keine andere Erklärung für mein magisches Erwachen gab. Diesmal nicht. Fast wünschte ich mir, dass Esther wieder ihre Finger im Spiel hatte, aber das war gewiss nicht die Lösung.
,,So schlimm ist das nicht", redete ich die Sache schön. ,,Jetzt habt ihr mich für alle Ewigkeit an der Backe und ich kann euch jahrhundertelang auf die Nerven gehen." Unsterblichkeit. Das klang so skurril in meinem Kopf. Wie fühlte es sich an, ewig zu leben? Hatte das Leben überhaupt eine Bedeutung ohne den Tod? Das Leben war so wertvoll, weil es nur eine begrenzte Anzahl der Jahre ging, in denen man Zeit hatte, seine Träume zu verwirklichen. Andererseits hatte ich nie diese Gelegenheit bekommen. Und jetzt besiegte ich den Tod zum zweiten Mal. Vielleicht bedeutete das, dass ich endlich leben durfte.
,,Aber wessen Blut hattest du im Organismus?"
Dafür kam nur eine Person infrage. ,,Elijah. Er muss die Ursache sein. Das ist zwar schon fast ein Tag hergewesen, aber offensichtlich nicht lange genug."
,,Wirst du trinken? Das ist keine Leichtfertige Entscheidung und du solltest gut darüber nachdenken. Als Vampir sind deine Sinne verstärkt. Du wirst alles viel intensiver spüren als bisher. Liebe, Glück... Aber auch Kummer und Schmerz. Du wirst ständig nach Blut gieren und womöglich einen Teil von dir selbst verlieren."
Die Verwandlung vollenden. Ein Tropfen Blut stand zwischen mir und einem ewigen Leben. Stefan beschrieb den Vampirismus als eine Qual. Ich wusste nicht recht, was ich davon halten sollte, aber der Gedanke ein weiteres Mal zu sterben jagte mir mehr Angst ein, als die Alternative. ,,Ich will nicht sterben, Stefan."
,,Gut. Aber du wirst lernen, Tierblut zu trinken."
,,Das klingt abartig."
,,Willst du zur Mörderin werden?", konterte Stefan.
,,Bambi hat auch Gefühle", verteidigte ich die armen Tiere, die er zerfleischte. Tiere waren mir momentan definitiv sympathischer als Menschen, was ich Katherine verdankte. ,,Außerdem", fuhr ich fort und legte eine kleine Pause ein. ,,
...Ich will keine Fellbüschel im Mund haben, wenn ich schlucke. Das ist abartig."Stefan verdrehte die Augen. ,,Du kommst erschreckend nach Damon."
,,Ja, er ist mein Vorbild", log ich. Ich liebte sie beide.
,,Dann such dir ein neues Vorbild. Damon ist bestimmt kein gutes."
Ich überlegte, dann kam mir eine Idee. ,,Mein neues Vorbild heißt Katherine Pierce und ich werde ihrem Beispiel folgen und sie töten. Ich ramme ihr einen Pfahl ins Herz und sehe zu, wie das Leben aus ihr weicht."
,,Vielleicht solltest du etwas kleiner anfangen", schlug Stefan vor. ,,Damit, einen Hasen zu fangen zum Beispiel."
,,Nicht schon wieder die Tierblutdiät!"
Ich bewarf meinen Bruder mit einem Sofakissen, als Damon hereinkam. Er starrte mich an, als wäre ich ein Gespenst - der Geist seiner verstorbenen Schwester, die ihn heimsuchte, um ihm für immer und ewig seine Schandtaten unter die Nase zu reiben. Damon fing sich wieder und piekte in meine Wange.
,,Au!", rief ich und bewarf ihn mit einem anderen Kissen.
,,Ich wollte nur sichergehen, dass ich mir nicht einbilde, dass meine kleine Schwester schon wieder lebendig auf meinem Sofa sitzt."
,,Tja, so schnell wirst du mich nicht los."
,,Weiß ich doch." Er breitete seine Arme aus und umarmte mich. Stefan erklärte ihm derweil die Umstände meines Todes und der Rückkehr. Wie sich herausstellte war Katherine längst über alle Berge gewesen, als die beiden mich hinter Carolines Haus fanden. Deshalb machten sie Rebekah für diese Tat verantwortlich. Damon hatte anscheinend schon in Büchern nach einer Möglichkeit gewälzt, Urvampire besonders effektiv zu foltern. Und wenn Damon freiwillig ein Buch aufschlug, hatte das durchaus einen tieferen Grund. Es war rührend, wie die beiden vorgegangen waren.
Wir beendeten das Gespräch und Damon erhob sich aus seinem Sessel. ,,Dann hole ich mal einen Blutbeutel für mein Schwesterchen. Genieß deine letzten Minuten als Mensch."
,,Und ich schreibe Caroline. Sie hat schon angefangen deine Trauerfeier zu organisieren", sagte Stefan und zückte sein Handy.
Ich seufzte leise und sah zu, wie er der Blondine schrieb. Dann nahm ich mir einen Augenblick lang Zeit, das alles zu verarbeiten. Meine Glieder schmerzten bei jeder Bewegung. Das Sonnenlicht, das mittlerweile durch die Fenster hereinfiel brannte in meinen Augen. Meine Zähne pochten, als wollten die scharfen Vampirzähne endlich zum Einsatz kommen. Ich war auch in der Lage, alles viel intensiver wahrzunehmen. Ich hörte Damon die Treppen hinuntergehen, obwohl mindestens zwei verschlossene Türen zwischen uns lagen. Ich hörte ein Tier auf dem Dach landen, das Zuschlagen des Kühlschrankes im Keller und das leise Rauschen des Windes draußen. Es war eine viel lebendigere Welt, eine laute Welt. ,,Faszinierend", murmelte ich. Gleichzeitig fühlte sich meine Kehle wie ausgetrocknet an. Ich hatte großen Hunger - und das nicht nach den Burgern des Mystic Grills. Ich wollte Blut, konnte es schon riechen, als Damon noch auf dem Weg war. Das war beängstigend und unglaublich zugleich. Beim Gedanken an frisches Blut sollte mir eigentlich nicht das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber genau das passierte gerade.
Damon kehrte zurück. Er warf mir den Blutbeutel zu und ich fing ihn mit meinen neuen Reflexen auf. ,,Guten Appetit, Schwester."
Ich zögerte. Ganz langsam führte ich das Ding zu meinem Mund. Es kostete mich Überwindung, aber der verlockende Geruch übertraf diese Zweifel. Das Blut schmeckte unglaublich. Eine Geschmacksexplosion spielte sich in meinem Mund ab. Euphorie durchströmte meine Adern. Ich war stärker denn je. Die neugewonnene Kraft pulsiert in meinem Körper.
Ich war ein Vampir.
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Whisper of Deathᵗʰᵉ ᵛᵃᵐᵖⁱʳᵉ ᵈⁱᵃʳⁱᵉˢ
FanfictionELIJAH MIKAELSON & ALISA SALVATORE THE VAMPIRE DIARIES SEASON 3 Alisa Salvatores Rückkehr birgt viele Rätsel, denn eigentlich sollte sie tot sein - seit 147 Jahren! Doch anstatt in Ruhe ihr neues Leben zu genießen, lauern unerwartete Herausforderun...