Beschützer und bester Freund

83 14 3
                                    

Milan war wieder da und endlich hatte Amira eine Erklärung, für all das was passiert war. Er hatte sie nie verraten wollen, sondern musste seine Mutter schützen. Das zu wissen sorgte bei Amira dafür, dass sie sich wieder an die alten Gefühle erinnerte. Der Nebel aus Hass, der sich jahrelang um ihr Herz gelegt hatte, verschwand endlich.

Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen lief sie langsam zurück zur Taverne. Milan sah wirklich gut aus mittlerweile. Ihr gefiel es, dass er irgendwie etwas draufgängerisches an sich hatte und dass er Amira immer noch mit diesem Spitznamen ansprach... Es machte sie glücklich.

"Und?" hörte sie plötzlich eine dunkle Stimme aus der Ecke ihres Zimmer, das sie gerade betreten hatte. Castile. Er schien auf sie gewartet zu haben, denn er musterte Amira durchdringend, als er näher an sie herantrat.

"Er hat mir erklärt wieso er es getan hat. Milan sagte, dass sie seine Mutter bedroht haben und die beiden danach aus der Stadt verschwunden sind" erklärte sie kurz und legte daraufhin ihren Waffengürtel auf das Bett. Castile schien alles andere als zufrieden mit dieser Antwort.

"Glaubst du ihm das etwa?" fragte er und man merkte, dass er keineswegs erfreut darüber war, dass sie und Milan so lange weg gewesen waren. Als hätte er das recht dazu, zu beurteilen, was für sie richtig war und was nicht.

"Ja tue ich Castile" erwiderte Amira mit einem Zischen. Ja, sie glaubte Milan. Wieso sollte er auch lügen? Sie waren die besten Freunde und endlich hatte sie ihn widergefunden. Ihn, den Jungen, der ihr früher so viel Sicherheit gegeben hatte und ihr geholfen hatte, das alles durchzustehen.

Der Engel gab ein empörtes Schnauben von sich und sah sie vorwurfsvoll an. "Wie kannst du ihm vertrauen, nach dem was er getan hat? Bist du dir sicher, dass seine Geschichte stimmt? Ihr Menschen lügt schließlich ständig" warf er Amira vor, was direkt zu einer Reaktion von ihr führte.

"Und du nicht? DU bist ein gefallener Engel Castile. Wenn es jemanden gibt, dem ich nicht trauen sollte, dann bist es ja wohl du" erwiderte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du hast kein Recht darüber zu entscheiden, wem ich vertraue und wem nicht!" fügte sie hinzu. Es konnte ihm doch egal sein, ob sie Milan wieder in ihr Leben ließ.

Der verletzte Blick auf Castile Gesicht verschwand innerhalb einer Sekunde wieder und plötzlich war da nur noch Wut. "Wenn du mir nicht traust, dann verschwinde Amira. Ich brauche dich nicht für diesen Auftrag also verzieh dich, wenn du unbedingt in so eine dumme Falle laufen willst" fuhr er sie an. War sie zu weit gegangen mit ihren Worten? Nein. Er war es, der sich in ihr Leben einmischte. Dazu hatte er gar kein Recht!

Ebenso aufgebracht, griff Amira sich ihren Waffengürtel und warf Castile noch einen letzten vorwurfsvollen Blick zu. "Du hast kein Recht ich in mein Leben einzumischen, gefallener Engel" knurrte sie und verließ dann das Zimmer. Sie ließ ihn stehen und er hielt sie nicht auf. Er ließ sie einfach gehen. Tja. Besser so.

Voller Emotionen lief sie durch die Straßen von Veniza, während sie im Kopf immer wieder die Situation nachspielte. Wieso reagierte er so? Wieso konnte er Amira nicht einfach gönnen, dass sie Milan wiedergefunden hatte. Der Junge, von dem sie dachte, dass er sie all die Jahre verraten hätte, war plötzlich wieder da und war eigentlich nicht so böse wie sie dachte. Wieso also sollte sie das nicht genießen.

Nach einer halben Stunde, in der sie bloß herumgestreunt war, kam sie an einem etwas ruhigeren Ort an. Es war in der Nähe, der Stelle, wo Amira sich mit Milan getroffen hatte. Auch hier gab es einige Flache Dächer und dunkle Ecken, wo man sich gut verstecken konnte. Perfekt um die Nacht hier zu verbringen. Morgen würde sie darüber nachdenken, wie sie nun weitermachen sollte.

A fallen angel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt