stupid boy [Timothée Chalamet]

kapitel 4

Kapitel 4

T I M O T H É E

Hey, hier ist Timothée :) Brian und ich haben uns nochmal unterhalten und würden dich gerne morgen Abend zum Essen einladen; Tisch ist reserviert. Als kleines Dankeschön für das Shooting. Sag mir gerne Bescheid, ob du Zeit hast. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen!

'Hey, hier ist Timothée'.

Wie blöd konnte man eigentlich sein? Dass ich es war, der ihr die Nachricht schrieb, erkannte sie doch schon an meinem Benutzernamen. Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn, doch ich hatte den Text schon abgeschickt. Unangenehm. Zurückrufen wollte ich die Nachricht nicht, denn das würde es nur noch peinlicher machen. Ich wartete einige Minuten vor dem Handydisplay darauf, dass Julie die Nachricht las, doch nichts dergleichen geschah. Wahrscheinlich war der Chat in den Nachrichtenanfragen gelandet. Hoffentlich sah sie ihn dann überhaupt. Viele Menschen schauten nie in ihre Anfragen, weil dort meistens nur die Gruppenchats der Bots landeten, die sowieso schon zur genüge auf Instagram herumgeisterten und total nervten. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht einer dieser Menschen war und den Ordner regelmäßig checkte, sonst bekäme ich wohl nie eine Antwort.

Brian und ich hatten die Idee zusammen gehabt und doch war ich mir nicht sicher, ob Julie die Einladung annehmen würde. Immerhin kannte ich sie nicht. Vielleicht kam es ja auch komisch rüber, dass wir sie plötzlich zum Essen einluden. War das zu viel des Guten? Schon seit dem Zeitpunkt, als wir ausgemacht hatten, dass ich ihr die Nachricht schicken würde, hatte ich darüber nachgedacht, ob es normal war, so etwas zu tun. Bisher hatten wir das nie gemacht. Andererseits waren wir bisher aber auch noch nie in einer solchen Situation gewesen und sie hatte uns damit wirklich das Leben gerettet. Die Fotos waren superwichtig für uns und es glich quasi einer Katastrophe, dass unser eigentlicher Fotograf an diesem Tag ausgefallen war.

Ich öffnete die Mail, die Julie uns vor ein paar Tagen mit den bearbeiteten Fotos geschickt hatte, und sah sie mir noch einmal an.

Shit.

Diese Frau hatte wirklich Talent.

Ich hatte mich in ihrem Studio wohlgefühlt. Sie kannte mich nicht. Zumindest erschien es mir so, als ich den Termin bei ihr hatte. Zwar wirkte sie nervös, aber das hatte genauso gut auch davon kommen können, dass vor ihrer Tür eine Horde Paparazzi wütete. Oder es lag daran, dass sie noch nie eine berühmte Person vor der Linse gehabt hatte, aber eigentlich war ich doch ein ganz normaler Mensch. Wie alle anderen auch, nur, dass mich eben ein paar mehr Leute kannten.

»Timmy? Es geht los?« Brian hatte die Tür zu meiner Garderobe geöffnet und ich blickte von meinem Handy auf und wurde aus meinen Gedanken gerissen. Schnell ließ ich es in meiner Tasche verschwinden und folgte meinem Agenten durch den Backstagebereich. Heute war Promo-Tag für den neuen Film und das bedeutete Interviews, Interviews, Interviews und noch mehr Interviews.

Immer wieder checkte ich in den kurzen Pausen dazwischen mein Instagram und wartete auf eine Nachricht von Julie. Bisher hatte sie nicht geantwortet und ich nahm an, dass sie – entgegen meiner Vermutung – doch einer dieser Menschen war, die nie die Nachrichtenanfragen auf Instagram anschauten.

Ich schüttelte den Kopf und legte das Smartphone weg. Ich sollte meine Zeit nicht damit verbringen, darauf zu warten, dass sie mir schrieb. Allgemein sollte ich nicht so viel über sie nachdenken. Das führte nur dazu, dass ich vielleicht mehr in ihr sah, als ich wollte. Sie war einfach attraktiv. Mehr nicht. Ich hatte keine Zeit für Dating. In einem Job wie meinem hatte das quasi niemand. Man war tagelang unterwegs und eigentlich nie zu Hause. Fuck, ich sah ja noch nicht einmal meine eigene Mutter regelmäßig. Es brachte sowieso nichts, Aufwand und Arbeit in etwas zu stecken, das dann aus diesen Gründen nicht funktionierte. So war ich einfach.