Kapitel 24

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Linda

Als es morgens an der Tür klingelte, wälzte ich mich im Bett hin und her. Draußen ging gerade die Sonne auf, der Wecker zeigte genau Punkt sieben Uhr. Da niemand die Tür öffnete, quälte ich mich aus dem Bett.

"Steht bloß nicht auf!", grummelte ich, als ich den Flur lang schlich. Meine Mutter trug wahrscheinlich ihre Ohrstöpsel, da mein Vater der absolute König im schnarchen war. Und Ashton konnte man vielleicht aufwecken, wenn man sein Schlagzeug direkt neben seinem Bett spielen würde, sonst rührt sich bei ihm nichts.

Ich fuhr mir noch schnell durch die Haare, bevor ich die Tür öffnete. Ein riesiger Blumenstrauß erstreckte sich vor mir.

Ein schmächtiger junger Mann lugte von seinem Klemmbrett hoch.

"Eine Lieferung für Linda Irwin." Er lächelte freundlich.

"Ja, das bin ich", antwortete ich etwas zerstreut.

Er streckte mir sein Klemmbrett und einen Kugelschreiber entgegen, der wahrscheinlich schon bessere Tage gesehen hat. Ich schrieb unordentlich mein Kürzel auf's Papier und bekam dann den Strauß in die Hand gedrückt, der aus unzähligen verschiedenen Blumen bestand.

"Wiedersehen", murmelte ich und schloss die Tür.

Den mächtigen Strauß brachte ich in die Küche, wo ich ihn in eine hohe Vase steckte und auf den Holztisch stellte.

An einer roten Rose hing ein kleines Kärtchen.

Zwar kein gefährlicher Drogendeal um dich zu beeindrucken, ich hoffe er gefällt dir trotzdem. Es tut mir schrecklich leid.

Pumuckl

Ich verdrehte die Augen. Am liebsten hätte ich das Teil gleich in den Hexler geworfen, der draußen im Schuppen stand, doch dafür waren mir die Blumen zu schön.

Verschlafen trottete ich zurück in mein Zimmer, das Date gestern ging einfach viel zu lange.

•••

"Linda Schatz, du hast Besuch", weckte mich die Stimme meiner Mutter.

"Was?", murmelte ich verschlafen und sah auf, als sich meine Tür schloss. Ich erkannte Michaels roten Schopf.

Schnell versteckte ich mich unter der Decke. Meine Haare sahen aus wie ein Vogelnest und wahrscheinlich hatten meine Augenringe schon Augenringe.

"Was willst du hier?", fragte ich mürrisch und zog die Decke weiter über meinen Kopf.

"Ich weiß, dass du mich nicht sehen willst, aber"

"Genau Michael. Es ist früh am Morgen, ich liege in meinem Bett und seh aus wie 'ne Vogelscheuche. Warum lässt dich meine Mum überhaupt rein? Ich hätte auch nackt sein können", murrte ich.

"B-bist du nackt?", stammelte er.

Ich stöhnte genervt.

"Nein."

Michael setzte sich zu mir auf's Bett. Geh weg.

"Du hast mir ja geraten, meiner Angebeteten ein Lied zu singen", begann er. "Naja, nun bin ich hier und hab' meine Gitarre mitgenommen."

Ich lugte aus einer freien Stelle heraus. Michael hatte seine Gitarre auf dem Schoß und fing an zu spielen.

"I think you're pretty, without any make-up on

I think you're funny, when you tell the punchline wrong

I knew you got me, when you let your walls come down, down

to the moon and back || mgc Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt