Kapitel 17

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Linda

Als pünktlich um halb sieben mein Wecker klingelte, fand ich mich immer noch in Lukes Armen vor.

"Guten Morgen", raunte er mit kehliger Stimme und lächelte mich an.

"Morgen", erwiderte ich. Ich rieb mir die Augen und streckte dann meine Beine von mir.

"Gehen wir runter?", fragte der Blauäugige und löste seine Arme von mir.

"Geh schon mal vor", murmelte ich und beobachtete ihn, wie er aufstand und sich sein T-Shirt überstreifte. Wortlos verließ er mein Zimmer und schloss hinter sich die Tür.

Leise seufzte ich. Was hab ich da gestern nur gemacht? Ich fühle mich langsam aber sicher wie eine der unzähligen Blondinen an unserer Schule, die jeden Tag einen neuen Stecher haben. Erst Michael und jetzt Luke. Was kommt als nächstes? Calum? Bei dem Gedanken daran schüttelte ich mich. Ich muss auf jeden Fall mit Luke reden.

Gemächlich stand ich auf und musterte mein Gesicht im Spiegel. Zerzauste Haare, verschmierte Schminke. Eigentlich könnte mich meine Familie auch an einen Bauern verkaufen, denn so wie ich aussehe, würde nie ein einziger Vogel das Feld betreten, wenn ich da wäre. Es wunderte mich ja schon, das Luke nicht fluchtartig mein Zimmer verlassen hat.

"Guten Morgen", murmelte ich, als ich die Küche betrat. Ashton und Luke saßen sich gegenüber am Küchentisch. Luke aß in aller Ruhe seine Cornflakes, während mein Bruder gedankenverloren an seiner heiligen 'Super Star' Tasse nippte.

"Hey, meine Süße", antwortete mir meine Mutter freudestrahlend. Sie trug eine weit geschnittene Blue Jeans und eine schlichte, schwarze Bluse.

"Fährst du gleich zur Arbeit?", fragte ich sie und nahm neben Ashton platz.

Als Antwort nickte meine Mutter mir zu und steckte Toast in den Toaster.

"Kannst du mich dann mit zur Schule nehmen?" Der Hoffnungsschimmer in meiner Stimme war wohl kaum zu überhören, denn zusammen mit meinem Bruder und Luke zu fahren hielt ich im Moment nicht aus.

"Ich kann dich doch fahren", bot Ash mir an.

"Nein danke, dann lauf ich lieber", grummelte ich und stand auf, um mir ein Glas Milch zu holen.

"Das sind bestimmt 8 Kilometer."

"Jeder Gang macht schlank." Ich setzte mich wieder hin, Luke sah mich bei meiner Aussage mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich zuckte mit den Schultern und trank von meiner Milch.

"Willst du was essen, Schätzchen?", fragte meine Mutter, als sie Ashton zwei Scheiben Toast vor die Nase stellte.

"Nein Mom."

Luke spannte seinen Kiefer an, seine Kieferpartie kam markant zum Vorschein.

"Was steht heute an?", fragte ich in die Runde.

"Michael, Calum, Luke und ich gehen heute zum Strand. Willst du mitkommen?" Mein Bruder biss genüsslich von seinem Nutella Toast ab, mein Magen fing an zu schmerzen, als ich ihm dabei zu sah.

"Mh, ich weiß nicht", sagte ich leise und betrachte meine Finger. Es ging nicht darum, dass ich alleine was mit den Idioten unternahm, sondern darum, dass wir schwimmen gehen wollten. Und das bereitet mir Kopfzerbrechen.

Als ich meinen Blick wieder hob, sah Luke mich eindringlich an. Seine Augen funkelten, sein Blick war einfühlsam aber auch etwas warnend.

"Ich überlegs mir", kam ich zu meinem Entschluss. "Kann ich dann Nelly mitbringen?"

Bei der Erwähnung von Nellys Namen verschluckte mein Bruder sich.

"K-Klar", krächzte er und trank einen Schluck Kaffee. Junge, junge den hat es ja erwischt.

"Gut", ich trank mein Glas leer und erhob mich. Ich verließ die Küche und ging die Treppe hinauf.

Im Bad stellte ich mich rasch unter die Dusche, da es schon auf sieben Uhr zuging. Außerdem war der Zustand meiner Haare nicht der Öffentlichkeit zu zumuten, weshalb ich sie wusch.

Mit nassen Haaren und einem Handtuch um meinen Körper gewickelt verließ ich das steril weiße Bad, meine nassen Füße hinterließen Spuren auf dem Läufer, der auf den kalten Fliesen lag. Zum Glück war meine Mutter schon weg, wenn sie das gesehen hätte, könnte ich mich auf eine Standpauke gefasst machen.

Ich stieß die Tür zu meinem Zimmer auf, leise summte ich Style von Taylor Swift, ein absoluter Ohrwurm-Anwärter. Luke saß auf meinem Bett und starrte Löcher in die Luft.

"Was machst du denn hier?" Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich griff an den Rand meines Handtuches, um sicher zugehen, das es nicht runter rutschte.

Der Blondschopf zuckte mit den Schultern und starrte mich an.

"Könntest du....könntest du dich bitte umdrehen oder so? Wie du siehst, trage ich nämlich nur ein Handtuch", sagte ich nervös.

Luke grinste nur verstohlen und musterte mich von Kopf bis Fuß.

"Also, mir gefällt's." Er lehnte sich zurück und leckte sich über die Lippen.

Genervt verdrehte ich die Augen und trat von einem Fuß auf den anderen.

"Luke, bitte", krächzte ich ungeduldig, da ich auf die Art Spiele jetzt keine Lust hatte.

"Na gut", gab er sich geschlagen. Er stand auf und kam auf mich zu. "Was war das vorhin?"

"Was meinst du?"

"Warum wolltest du nichts essen?" Er hob eine Augenbraue hoch.

"Weil ich, logischer Weise, keinen Hunger hatte?"

Jetzt war er es, der die Augen verdrehte.

"Ich habe jetzt auch keine Lust, mit dir mein Essverhalten zu besprechen", gab ich patzig von mir.

"Ich mach mir doch nur Sorgen", seufzte er und kam einen Schritt auf mich zu.

"Was du nicht sagst."

"Wirklich, Linda. Mein Kommentar am Wochenende war wirklich nicht gerade nett. Ich hab das aber nicht so gemeint, versprochen. Du weißt doch, unsere ständige Streiterei ist nicht ernst gemeint."

"Wirklich? Ich hab alles ernst gemeint." Luke lachte süffisant auf. Auch ich konnte mir ein Lächeln abringen. "Würdest du dann jetzt endlich gehen, ich muss mich anziehen."

"Nur unter einer Bedingung. Du kommst mit, heute Nachmittag."

Ich seufzte. Eigentlich könnte ich Luke jetzt einfach aus meinem Zimmer werfen, anstatt mit ihm diese lächerliche Diskussion zu führen.

"Wenn du mich dann endlich in Ruhe lässt."

"In Ruhe lassen werde ich dich sowieso nicht." Das klang nach einem Versprechen.

Er lehnte sich vor und küsste mich auf die Stirn.

"Ihh", fauchte ich. Luke grinste mich nur blöd an und ging dann die Treppen runter. Genervt schlug ich die Tür hinter ihm zu und machte mich fertig für die Schule.

to the moon and back || mgc Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt