14. Ein Fehler...?

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-𝒛𝒘𝒆𝒊 𝑻𝒂𝒈𝒆 𝒔𝒑𝒂̈𝒕𝒆𝒓:

Langsam öffnete ich die Augen und sah mich in der schwarzen Dunkelheit um. Irgendwas stimmte nicht.
Normalerweise wachte ich nicht auf, ohne etwas gehört zu haben oder einfach schlecht zu schlafen. Besonders nicht mitten in der Nacht.
Und da fiel mir auf...
Sharan war weg.

Verwirrt setzte ich mich auf und sah mich nochmal um.
Trotz der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass er wirklich nicht hier war.
In den letzten zwei Tagen ist sein Fieber wieder deutlich gesunken und seine Verletzung heilte ohne Probleme.
Deshalb ging er des öfteren unter meiner Aufsicht aus dem Haus, aber jetzt... wieso sollte er mitten in der Nacht einfach weggehen?
Hatte er etwas Dummes im Sinn? Oder es vielleicht schon getan?

Dieser Gedanke jagte mir einen Schauer über den Rücken und ich stand vom Boden auf.
Er konnte doch nicht einfach so verschwinden...
"Sharan?" fragte ich leise, in der Hoffnung, dass er doch nur in einem Nebenraum war.
Keine Antwort. Aber...
Ich hörte Holz knacken.
Etwas Schweres schien, das Holz vor einer der Schiebetüren, auf meiner Terrasse zu verbiegen.

Leise schlich ich zu einer dieser Schiebetüren und hielt mein Ohr daran, bis ich etwas leises, kaum wahrnehmbares hörte.
Ein leises Knurren, gefolgt von etwas Felligem, das gegen die Schiebetür rieb.
Sofort schossen mir die Pfotenabdrücke im Wald in den Kopf und ich riss ohne weitere Überlegungen die Schiebetür zur Seite.
Und vor mir stand... Sharan.

"Was...? Sharan?" murmelte ich, von den Geräuschen zuvor komplett verwirrt.
Ich hätte schwören können...

"Hallo, Rikou. Warum bist du wach?" fragte er und kam zu mir, ins Haus. Ich schloss die Schiebetür hinter ihm und da stieg mir ein intensiver Geruch nach Wald und... Blut in die Nase.
Kopfschüttelnd folgte ich ihm, zurück zu den beiden Futondecken, die dicht nebeneinander auf dem Boden lagen und ignorierte meine Wahnvorstellungen.
Ich hatte mir das Knurren sicher eingebildet.

"Wo warst du überhaupt, Sharan?"
Darauf drehte er sich zu mir um und ich kam näher. Er sah zu mir runter und seine goldenen Augen wirkten weich und unschuldig.
"Das wirst du morgen sehen." meinte er und nahm ganz plötzlich meine Hand.
Ohne Worte drehte er sich um und zog mich hinter sich her, zu seiner Futondecke.
Er setzte sich darauf und zog mich neben sich.

Also setzte ich mich neben ihn, wobei mein Blick auf die Wunde an seiner Seite fiel.
Mittlerweile hatte er keinen Verband mehr, da das Loch in seinem Fleisch nurnoch ziemlich klein war.
"Warum siehst du mich so an?" riss seine Stimme mich aus den Gedanken und ich fand mich in seinen goldenen Tigeraugen wieder.
"Ich wollte sehen, wie sich deine Verletzung macht." antwortete ich und da setzte er sich noch etwas näher zu mir.
"Was machst du da?" fragte ich belustigt und lächelte ihn an, als er seine Hand auf meinen Schenkel legte.
Sofort schoss eine angenehme Wärme durch meinen Körper und ich blieb ruhig sitzen, ohne mich zu bewegen.
Langsam kam er mir näher und ich ertappte mich dabei, ihm entgegenzukommen.
Ich spürte seine zweite, raue Hand an meiner Wange und im nächsten Moment auch seine Lippen auf meinen.

-𝒂𝒎 𝒏𝒂̈𝒄𝒉𝒔𝒕𝒆𝒏 𝑴𝒐𝒓𝒈𝒆𝒏:

Sanfte Berührungen weckten mich und ich spürte eine große Hand, die über meinen Kopf streichelte.
Als ich mich umsah, fand ich mich in Sharans Futonbett, auf dem Boden wieder. Und er saß neben mir.
"Hm... guten Morgen." murmelte ich verschlafen und setzte mich auf.
In dem Moment, in dem ich in sein Gesicht blickte, fielen mir die Ereignisse der gestrigen Nacht wieder ein und ich strich unbewusst über meine Lippen.
War das ein Traum?
Hatte ich es nur geträumt?
Hatten wir uns wirklich geküsst?

"Was ist los?" fragte Sharan und legte seine Hand an meine Wange, bevor er mit dem Daumen über meine Lippen strich.
Ich sah zu ihm und meine Hand fuhr über seine, bis zu seinem Arm.
"Hab ich mir das eingebildet?" murmelte ich, gerade heraus und Sharan schien sofort zu wissen, was ich meinte.
"Weißt du es nichtmehr?" "I-ich weiß nicht, ob es ein Traum war..."
So unsicher war ich schon eine Ewigkeit nichtmehr.
"Willst du es wiederholen? Dann kannst du dir sicher sein."

Als er das sagte, lehnte er sich über mich und ich schloss automatisch die Augen. Schon spürte ich seine Lippen auf meinen und in diesem Moment war ich mir sicher, mir in der Nacht nichts eingebildet zu haben.
Sharans warme Hände zogen mich zu sich und ich öffnete den Mund, worauf wir in einen Zungenkuss übergingen.

Ich ließ mich von dem Gefühl mitreißen und legte meine Arme um seinen Nacken.
Ein tiefes, zufriedenes Grummeln ging von ihm aus und sein Griff um meine Hüfte wurde etwas fester.
Und im selben Moment hörten wir eine Stimme, außerhalb einer der Schiebetüren.

Sofort fuhr ich zurück und sah mich erschrocken nach dem Geräusch um. Die Tür schob sich zur Seite und Kayra stand vor uns.
Ich stand schnell auf, mit einem Seitenblick auf Sharan, der sich verwirrt über die Lippen strich.
Er schien, nicht zu verstehen, wieso ich unseren Kuss abgebrochen hatte.
"Mein Herr, in der Dorfmitte liegt ein Haufen von... Jagdbeute." meinte da Kayra und ich sah sie verständnislos an. "Aber heute ist doch der Tag der Jagd? Wieso sollte...?"
Wie konnte das denn sein?
Das hörte sich etwas unrealistisch an...

Seufzend meinte ich, sie sollte mir den Haufen zeigen und folgte ihr.
Hinter ihr spürte ich Sharan, der mir dicht auf den Fersen hinterher ging und hoffte, dass er jetzt nicht wütend werden würde.
Ich hatte den dunklen Verdacht, einen Fehler gemacht zu haben.

𝒏𝒂𝒎𝒆𝒍𝒆𝒔𝒔 𝑩𝒆𝒂𝒔𝒕 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt