~Kapitel 12~

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Damien
Ich habe Ania ins Bett gebracht nachdem sie noch mehr getrunken hat. Sie wollte eigentlich zurück nach Polen, aber das wird heute nichts mehr.

Es muss hart für sie sein. Sie konnte sich jahrelang an nichts mehr erinnern und auf einmal kommt alles zurück. Ich sitze immer noch in meinem Büro obwohl ich auch schlafen sollte.

Sie erfährt viel zu viel auf einmal. Ihr Körper verkraftet es nicht. Mir ist heute aufgefallen das sie dünner geworden ist. Sollte ich sie darauf ansprechen? Mein Handy klingelt. Wer ruft mich um diese Zeit noch an?

Adam.

„Was ist?" frage ich genervt am Telefon. Ich habe jetzt echt keine Lust auf ein Gespräch mit ihm. „Adrian hat mir erzählt was passiert ist. Wie geht es ihr?" fragt er besorgt. Ich atme tief ein. „Sie hat fast eine ganze Flasche Schnaps getrunken, alleine" , „Fuck. Ich hasse meine Eltern dafür" sagt er und ich höre einen Knall.

„Was war das?" frage ich. „Mein Ordner ist mir runtergefallen" sagt er. Ich höre an seiner Stimme wie besorgt er um Ania ist. Sie ist ja auch seine Zwillingsschwester. Beide waren unzertrennlich und jetzt sind sie so verschieden. Ich verabschiede mich von Adam und lege auf.

„Damien?" fragt eine verschlafene Stimme an der Tür. Ich blicke hoch. Ania. Warum schläft sie nicht? „Warum bist du wach? Du solltest schlafen" sage ich. Sie kommt auf mich zugelaufen.

       Ania
Ich setzte mich auf Damiens Schoß und fange an zu weinen. Es ist mir alles zu viel. Was soll ich denn noch erfahren? Damien hält mich fest in seinen Armen.

"Meine Eltern hassen dich nicht" dieser Satz geht mir ständig durch den Kopf. Stimmt es wirklich? Ich wüsste es so gerne.

„Willst du immer noch nach Polen fliegen?" fragt Damien mich. Eigentlich hat sich alles geklärt. Damiens Vater war ein guter Freund meiner Familie. Dadurch sind wir zusammen aufgewachsen. Zumindest bis zu meinem Unfall.

„Ja" sage ich und schaue ihn an. Ich muss Adam sehen. Ich brauche ihn. Ich muss ihm wieder Näher kommen. Er ist doch mein Zwillingsbruder. Mein Bester Freund. Der der mich versteht egal in welcher Lage ich bin. Damien nickt. Er hat starke Augenringe.

„Du solltest schlafen gehen" sage ich zu ihm und gebe einen Kuss auf seine Wange. Ich stehe von ihm auf. „Los komm!" sage ich zu ihm, weil er immer noch sitzt. Ich nehme seine Hand und versuche ihn hoch zuziehen. Er ist zu schwer für mich.

Er fängt an zu schmunzeln. „Na, hast du keine Kraft?" fragt er mich lachend. Ich schlage leicht auf seine Brust. Er fängt noch lauter an zu lachen. Er steht auf und hebt mich hoch. Ich schlinge meine Beine um seine Hüfte. „Ania ich liebe dich!" sagt er und ich lächle. „Ich liebe dich auch" sage ich und küsse ihn.

Er erwidert den Kuss sofort. „Lass uns schlafen gehen" sage ich und her trägt mich die Treppe hoch. Er ist so müde. Das merke ich ihm an. Seine Augen werden immer kleiner und seine Augenringe dicker. Er schläft sowieso nie so richtig. Ich weiß nicht woran es liegt. Ich muss es aber herausfinden.

Damien lässt mich im Schlafzimmer runter und küsst mich nochmal. Ich gehe zum Bett und er ins Bad. Er will nochmal duschen. Ich bin noch nicht ganz nüchtern, aber zumindest kann ich klar denken. Ich möchte länger in Polen bleiben. Es ist meine Heimat. Und ich würde auch gerne wieder dort hin ziehen.

Damien kommt mit einem Handtuch um seine Hüfte geschwungen ins Schlafzimmer. Ich liebe seinen Körper. Ich vergöttere ihn. Er trainiert hart. Er ist ins Ankleidezimmer gegangen und kommt nur mit einer Boxershorts wieder ins Zimmer. „Guck nicht so" sagt er amüsiert. Ich werfe ein Kissen nach ihm welches er fängt. Natürlich fängt er es.

Er kommt auf mich zu. Er grinst kurz und schmeißt sich dann auf mich. Er fängt an mich zu kitzeln. Ich fange an zu lachen wie ein Kind. „Damien hör auf" schreie ich lachend. Er fängt auch an zu lachen. Sein lachen ist so süß. Ich liebe es. Ich wünschte er würde öfter lachen.

Er hört auf und legt sich neben mich. Ich setzte mich sofort auf ihn und nehme mir ein Kissen was ich auf seinen Kopf schlage. Er nimmt sich auch ein Kissen und schlägt es mir auch auf den Kopf. Wir fangen an zu kämpfen.

„Beschwer dich aber nicht wenn es dir wehtut" sagt er lachend. „Vielleicht tut dir ja auch was weh" sage ich und schlage nochmal zu. Diesmal etwas fester. „Warte ab" sagt er. Ich stehe schnell auf und renne aus dem Zimmer.

Ich höre seine Schritte hinter mir. Ich liebe es das ich bei ihm kindisch sein kann. „Ania" ruft er mit einem leichten lachen. Ich habe mich in der Kammer versteckt. Zum Glück ist hier Licht an. Ich habe Angst vor der Dunkelheit in einem kleinen Raum. Es kommt aus meiner Kindheit.

Damiens Schritte werden lauter. Ich hätte mich woanders verstecken sollen. Er geht an der Kammer vorbei. Ist wohl doch ein gutes Versteck. Ich stehe langsam auf. Plötzlich geht das Licht aus. Ich schreie auf. Diese Angst.

Diese gottverdammte Angst.

Die Tür zur Kammer geht sofort auf. Ich sitze zusammengerollt auf dem Boden. Tränen verlassen meine Augen. „Alles gut ich bin da" sagt Damien und nimmt mich in den Arm.

Ich beruhige mich ein wenig. Damien hilft mir auf und wir gehen aus der Kammer. Wir haben einen Stromausfall. „Boss unsere Leitung ist Ausgefallen" sagt Tomasz. Man könnte sagen er ist ein Teil der Familie. Er ist glaub ich sogar mit Damien verwandt. Ich weiß es nicht.

„Schaltet die Notfall Leitung ein" befielt Damien kalt. Sobald er mit anderen redet ist er emotionslos. Typisch Mafia Boss. Ich gehe ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Damiens Männer schauen auf dem ganzen Grundstück ob es nicht doch jemand war. Damien steht auf der Terrasse.

„Es ist niemand hier. Die Sicherung ist durchgebrannt" sagt er und kommt zu mir. Er schaut mich besorgt an und ich weiß auch warum. „Willst du mir erzählen warum du Angst hattest?" fragt er vorsichtig. Ich nicke leicht. Ich atme tief ein bevor ich anfange zu reden.

Rückblick
Meine Mutter hat einen neuen Liebhaber. Er wohnt praktisch schon bei uns. Ich hasse ihn. Wenn er da ist schlafe ich meistens woanders. Oft bei einem Freund. Naja vielleicht ein wenig mehr als nur ein Freund. Heute muss ich zu Hause schlafen. Seine Eltern sind zu besuch. Er wohnt in einem Wohnheim für Jugendliche. Ich wollte mich dort auch anmelden, aber meine Mutter hat es mir verboten. Ich stehe vor der Wohnungstür und atme nochmal tief ein bevor ich aufschließe. Ich trete in die Wohnung ein und rieche den Gestank von Alkohol. Ich will hier weg. „Ania" lallt Pablo vor sich hin. Er ist Mal wieder betrunken. Na toll.Ich gehe an ihm vorbei ohne ein Wort zu sagen. Ich halte soviel Abstand wie es geht. Ich schaue kurz in die Küche und ins Wohnzimmer. Meine Mutter scheint nicht hier zu sein. Ich gehe schnell in das Zimmer von Amelia und mir. Sie sitzt auf ihrem Bett. Und Aarón. Er ist ihr Freund. Sie ist schwanger von ihm. Meine Mutter findet es total toll. Ich muss unbedingt ausziehen. Sobald das Kind da ist ist weniger Platz hier. Wir haben eine drei Zimmer Wohnung. Sie ist zu klein. Die Räume sind nicht gerade groß. Ich schmeiße meine Sachen auf mein Bett und gehe wieder aus dem Zimmer. Ich will meine Schwester nicht dabei beobachten wie sie mit Aarón rummacht. Ich gehe lieber ins Wohnzimmer wo ich meine Ruhe habe.Ich setzte mich auf die Couch und schalte den Fernseher an. Wir haben nicht viele Sender, weil meine Mutter die Rechnungen nicht bezahlen kann. Ich habe mittlerweile zwei Mini Jobs nur um mir etwas kaufen zu können. Nebenbei mache ich meine Ausbildung. Es ist viel zu viel.

Mittlerweile ist es spät abends. Eigentlich sollten schon alle schlafen. Ich betrete leise die Wohnung. Ich ziehe meine Schuhe aus und hänge meine Jacke an. Ich schaue in mein Zimmer. Amelia schläft. Ich laufe weiter zur Küche. Ich brauche unbedingt etwas zu trinken. Ich mache den Kühlschrank auf doch dort ist kaum etwas drin. Ich gehe zur Kammer und öffne die Tür. Das Licht funktioniert nicht mehr, weil das Kabel durchgebrannt ist. Ich nehme mein Handylicht und leuchte auf die Getränke. „Da bist du ja endlich" erklingt die Stimme von Pablo. Fuck. Ich drehe mich schnell um. Er stinkt nach Alkohol und das Kokain klebt an seiner Nase. Es ist so ekelhaft. Er greift nach meinem Arm und drückt mich gegen die Wand. Ich kann mich nicht wehren. Seine Hände wandern zu meiner Taille und seine Lippen berühren meinen Hals. „HILFE!" schreie ich. Seine rechte Hand wandert zu meiner Mitte. „AMELIA. MAMA. HILFE" ich schreie so laut ich kann. „Keiner wird dir helfen Süße" flüstert er in mein Ohr. „Du Bastard" schreit Amelia und schlägt mit einer Flasche auf seinen Kopf. Das Glas zuspringt und er fällt zu Boden. Ich schreie laut auf...
                               Rückblick Ende

Nobody knows me betterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt