Ich hatte dich gesehen. Obwohl ich dich darum gebeten hatte, nicht nach Duskwood zu gehen, warst du trotzdem da gewesen. Wer hätte sonst die junge Frau sein sollen, die alles, was auf der Lichtung geschah, aus sicherer Entfernung beobachtet hatte?
Ich hatte deinen Blick auf mir gespürt. Hatte gesehen, wie die Erleichterung dein Gesicht erhellte. Obgleich es auf der Lichtung hektisch zugegangen war und dich niemand bemerkt hatte, warst du das Einzige gewesen, an was ich die ganze Zeit hatte denken können.
Du warst trotzdem gekommen. Weißt du, wie sehr du mich dadurch verwirrt hattest? In dem Moment hatte ich nicht gewusst, ob ich nun wütend auf dich sein sollte oder nicht, denn da war noch dieses andere Gefühl gewesen, welches mich durchflutet hatte...
Es war echt verrückt, welche Gefühle du in mir hervorgerufen hattest. Und welche Gefühle du auch noch jetzt in mir hervorrufen könntest, wenn ich sie mir erlauben würde.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, hatte ich schon gewusst, dass du am Ende das tun würdest, was du für richtig hielst. Denn du warst kein Mensch, der sich etwas vorschreiben ließ. In der Hinsicht hatten wir etwas gemeinsam.
Wie hätte ich dir also böse sein sollen, wenn ich genau dasselbe getan hatte, indem ich an deiner Stelle zu der Mine gegangen war und ebenfalls meinen Schutz für dich aufgegeben hatte?
Auf der Lichtung warst du mir so nah und gleichzeitig doch so fern gewesen. Uns hatten nur wenige Meter getrennt und dennoch hatte ich die Distanz zwischen uns nicht überwinden können. Weil es für uns beide so besser war.
Auch noch jetzt, wo es mir endlich gelungen war, erfolgreich unterzutauchen und das FBI im Wissen gelassen zu haben, dass ich tot sei, musste ich noch daran zurückdenken und öffnete sogar manchmal unseren Chat.
Ständig tippte ich dann eine Nachricht an dich ein, löschte sie wieder, tippte erneut... Letzten Endes wusste ich, dass ich zu feige war, mich meinen Gefühlen dir gegenüber zu stellen. Nun, nachdem wir Hannah gefunden hatten und unsere Zusammenarbeit geendet hatte.
Hätte mir jemand vor zwei Monaten gesagt, dass ich jemals so empfinden würde, hätte ich denjenigen für verrückt gehalten. Aber du hast mir bewiesen, dass es noch Leute dort draußen gab, denen man vertrauen konnte und welche einen nicht einfach nur aufgrund der Vergangenheit verurteilten. Menschen, die einen hinnahmen, ohne etwas an der Person verändern zu wollen.
Und auch die anderen schätzten dich genau deshalb sehr. Es ist zwar schon eine Weile seit deinem Besuch in Duskwood vergangen, aber ich wusste, dass du einen bleibenden Eindruck hinterlassen hattest.
Ich bin froh, dass es jedem gut ging und die Gruppe langsam wieder zusammenwächst, obwohl noch ein weiter Weg vor allen liegt. Schwer vorzustellen, wie sehr die Nachricht über Richys Verrat jeden von ihnen erschüttert haben musste.
Aber falls du denkst, dass ich es bereuen würde, Richy aus der Mine gerettet zu haben, dann liegst du falsch damit, denn ich hatte den Anruf zwischen euch beiden mitgehört und konnte genauso wenig wie du tatenlos zusehen. Er war nach all dem immer noch ein Teil der Gruppe, ein Freund von dir.
Vor allem bin ich aber Lilly und dir sehr dankbar dafür, dass ihr meinen Wunsch respektiert und niemandem verraten habt, dass ich Hannahs und Lillys Halbbruder bin.
Ja, ich habe dich tatsächlich nie aus den Augen gelassen.
Zum Glück waren wir in der Lage gewesen, unsere Reise erfolgreich zu beenden. Aber selbst wenn es nicht so gewesen wäre, wäre ich für die Erfahrung mit dir unendlich dankbar gewesen.
Es tut mir leid, dass ich nun, obwohl ich dir versichert hatte, dass ich nach all dem nicht einfach verschwinden würde, genau das getan hatte, und ich hoffe, du wirst es mir eines Tages verzeihen können.
Jedoch konnte ich, als ich dir die Nachricht geschrieben hatte, auch noch nicht ahnen, dass das FBI bei der Mine auftauchen würde.
Und jetzt fühle ich mich einfach noch nicht bereit dazu, dir unter die Augen zu treten. Nicht, nachdem ich dich so verletzt hatte. Wer weiß, vielleicht hast du mich aber auch schon vergessen. Nach all der Zeit wäre es jedenfalls nicht überraschend, wenn das, was sich zwischen uns entwickelt hatte, nur noch in meinem Kopf existieren würde.
Davon abgesehen, dass es aktuell noch immer viel zu gefährlich wäre.
Vermutlich hasst du mich dafür. Oder noch schlimmer: du würdest Verständnis für meine Entscheidung zeigen. Aber dieses Verständnis hätte ich nicht verdient. Du bist ein zu gutherziger Mensch und ich habe Angst, dass das einige ausnutzen könnten.
Du bist diejenige, die meinem Leben einen neuen Sinn gegeben hat, und ich bin froh, dass du in mein Leben getreten bist. Dank dir habe ich meine vorherigen Prinzipien verworfen und mich nach so langer Zeit endlich wieder lebendig gefühlt.
Ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden und dann vielleicht auch eine Chance bekommen. Wenn der richtige Zeitpunkt eben gekommen ist. Und ich bin mir sicher, dass er kommen wird. Vielleicht sogar früher als ich erwartet hätte. Falls du mich dann noch zurückhaben möchtest.
Du bist mein Hoffnungsschimmer, MC. Der Hoffnungsschimmer, wegen dem es sich in der Mine gelohnt hatte, um das Überleben zu kämpfen, und für den ich jederzeit wieder kämpfen würde.
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Die Geschehnisse aus Duskwood liegen bereits einige Wochen zurück.
Thomas hatte nun sein Misstrauen gegenüber Hannahs Treue komplett abgelegt und sie waren so glücklich wie noch nie zuvor.
Hannah wechselte ihren Therapeuten, wodurch sie endlich Fortschritte in ihrer Therapie machte.
Richy hatte seinen Freunden die Wahrheit erzählt und war nun in psychischer Behandlung; Jessy unterstützte ihn dabei so gut es ging.
Lilly und Dan sind ein Paar geworden, nachdem Dan erkannt hatte, dass er schon seit geraumer Zeit mehr Gefühle für Lilly als für Jessy hegte.
Cleo und Phil sprachen sich endlich aus, weswegen es nun eindeutig weniger Streitereien zwischen den beiden gab.
Phils Festnahme hatte sein Geschäft nur ein wenig beeinflusst, sodass die Aurora an den Wochenenden wieder gut gefüllt war.
Richys Verrat machte jedem schwer zu schaffen, aber die Freundschaft der Clique war stärker, obgleich es bei einigen wie Cleo, Thomas, Lilly und Hannah verständlicherweise etwas länger dauerte, bis sie ihm wieder vertrauten.
MC hat ihre entfernten Familienangehörigen kontaktiert und sucht nach Antworten in der Vergangenheit, um sich selbst zu finden.
Was danach mit der Clique geschah, bekam MC gar nicht mehr mit. Seitdem sie aus Duskwood zurückgekehrt war, hat sie kein Lebenszeichen mehr von ihren Freunden erhalten.
Und Jake... Er hat wohl seinen eigenen Weg eingeschlagen, denn MC hat seit der letzten Nachricht, die Jake aus der Mine geschickt hatte, nichts mehr von ihm gehört. Nach dem Auftauchen des FBIs war aber auch nichts anderes zu erwarten, obwohl es MC dennoch kränkte.
Doch weshalb sollten sich auch alle anderen wie Jessy, Dan und Cleo nicht mehr bei MC melden?
Eigenartigerweise scheint keine der alten Nummern der Clique aus Duskwood zu existieren... Was hat das zu bedeuten?
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𝖣𝗎𝗌𝗄𝗐𝗈𝗈𝖽 - 𝖦𝗅𝗂𝗆𝗆𝖾𝗋 𝖮𝖿 𝖧𝗈𝗉𝖾
Fanfiction⚠︎ Achtung!!! Spoiler zu Episode 10 enthalten!!! ⚠︎ »𝐄𝐯𝐞𝐫𝐲𝐭𝐡𝐢𝐧𝐠 𝐢𝐬 𝐠𝐨𝐢𝐧𝐠 𝐭𝐨 𝐛𝐞 𝐟𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐞𝐧𝐝. 𝐈𝐟 𝐢𝐭'𝐬 𝐧𝐨𝐭 𝐟𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐭'𝐬 𝐧𝐨𝐭 𝐭𝐡𝐞 𝐞𝐧𝐝.« Als UNBEKANNT MC das Angebot machte, Hannah und Richy gegen...