Die Träume

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Fast Atemlos und mit Furchtverzerrtem Gesicht kam das Paar die Türe herein- die Frau trug ein Kleinkind auf ihrem Arm, eingekleidet in einem roten Body.

„Wir müssen sie verstecken!" rief die Frau fast hysterisch, als der Mann mit kurzem Blick durch das Zimmer einen Wäschekorb nahm und ihn in einen Wandschrank stellte.

„Leg sie hier rein!"

Kurz zögernd legte die Frau das Kind in den Korb.

Sie nahm eine dünne Decke von dem Bett und kniete sich zum Baby nieder.

„ Es tut mir so leid, mein Schatz. So leid. Ich liebe dich, Micaela." Ich spürte die Angst, ich sah es in ihren Gesichtern, ich roch es, ich spürte es.

Auch der dunkelhaarige Mann kniete sich hin.

„Ich will dass du weißt, dass wir dich lieben. Für immer."
Dann legte er die Decke über den Korb und schloss die Schranktüre.

Mit dem lauten und intensiven Läuten des Weckers öffnete ich langsam die Augen.

Schnell streckte ich den Arm aus und schaltete den Wecker aus.

Ich schnaufte und drehte mich nochmal um.

Micaela.

Das Baby hieß also Micaela. Seit Monaten träumte ich nur bis zu dem wehleidigen Moment, in welchem die Mutter ihr Baby zu verstecken versuchte. Ich zermarterte mir meinen Kopf, von wem ich da träumte- war es einfach ein Film, den ich vor Ewigkeiten geschaut und nie richtig verdaut hatte? Doch schon während dem träumen hatte ich dieses unbeschreibliche Gefühl... diese Mischung aus Geborgenheit und Angst.

Doch nun setzten sich langsam die Puzzelteile meiner Träume zusammen.

Ich seufzte und setzte mich auf.

Micaela.

Ich fuhr mir über die Haare und band mir einen hohen Pferdeschwanz, dann stand ich auf und ließ den Rollladen hoch.

Sofort wurde mein großes Zimmer erhellt, langsam arbeitete sich die Helligkeit an der Wand empor zur Decke, beleuchtete die Kleidung am Boden, die ich gestern aus Müdigkeit durch meinen Pyjama wechselte und einfach liegen ließ.

„April!" hörte ich meine Mutter vom Treppenaufgang rufen.

Ich rollte die Augen. Keine Minute zu lange trödeln, ich könnte ja den Bus verpassen.

Und schon war meine Laune im Keller. Es wurde Zeit, endlich die Probezeit zu überstehen und auszuziehen.

Ich stapfte die Treppe runter und setzte mich gegenüber von meinem Vater, welcher eigentlich schon in Rente war, aus Liebe zu mir jedoch jeden Morgen aufstand, um mit mir zu frühstücken.

„Guten Morgen, Darling."
Ich schaute ihn an und lächelte. „Morgen, Dad."
Gedankenverloren schmierte ich mein Toast.

Soweit hatte ich noch nie geträumt.

Wieso versteckten sie das Baby? Von wem werden sie verfolgt? Und wer ist Micaela?

Ihre Angst hatte ich noch nie so stark gespürt... das Zittern ihrer Stimmen, der Schweiß ihrer Stirne, der heiße Atem der Erschöpfung. Ich konnte sie fast riechen. Als stände ich direkt neben ihnen.

Mir huschte ein eiskalter Schauer über den Rücken.

„Ist dir kalt?" hörte ich meinen Vater fragen und schnell schüttelte ich den Kopf.

„Nein, geht schon."
Wieso träumte ich nie bis zum Schluss? Diese Ungewissheit machte mich langsam fertig. Ich hatte immer das Gefühl, ich würde etwas verpassen.

Seit Wochen schon konnte ich es kaum erwarten, früh ins Bett zu gehen, nur um diesen verdammten Alptraum zu beenden.

Micaela.

„Alles okay, Kleines? Du siehst besorgt aus."

Ich nickte. „Hab nur keinen Hunger. Ich mach mich mal fertig."
Ich stand auf und lief zurück in mein Zimmer, in dem ich mich umzog und dann stellte ich mich im Bad vor den Spiegel.

Als ich mich betrachtete, stieß ich einen Seufzer aus.

Durch diese Geschichte fand ich nachts keine Ruhe mehr. Ich schlief zwar, erholte mich jedoch kein bisschen. Eher laugte es mich aus.

Schnell puderte ich mein Gesicht und tuschte meine Wimpern.

Ich schaute auf meine Lidschattenpalette und wählte einen goldenen Lidstrich, der mich gleich strahlend wach aussehen ließ.

Ich kämmte meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und trug mir mein Lieblingsparfüm auf.

Rasch packte ich meine Tasche und steckte mein Handy ein.

Gemütlich schlenderte ich die Treppe runter.

„Bis heute Abend!" Rief ich und war dann auch schon aus der Türe.

LuziferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt