Die erste Zeugin

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Spät abends kamen wir dann nach Hause und ich machte mich sofort fertig für mein Bettchen, das ich schon rufen hören konnte. Gerade ließ ich mich in mein weiches Bett fallen, als mein Handy losklingelte. Schnell ging ich ran- Jake. „Hey Jake" meldete ich mich und er raunte ein „Hallo, Prinzessin." Und sofort wurde mir angenehm warm und ich wünschte mich neben ihn. „Ähm, ja, was gibt es?" fragte ich nach kurzem Schweigen, und auch er schien geträumt zu haben. „Ich... ich wollte dir nur sagen, dass unser Artikel ab morgen die nächste Woche in der Zeitung in England und Irland zu sehen sein wird." Ich verzog die Augen zu spalten, und als ich bemerkte, dass Jake mich nicht sehen konnte, sagte ich was ich dachte. „Noch was?" Ich hörte ihn kurz Schlucken. „Nein, das war's." Wieder verzog ich die Augen, aber dann war es mir egal. Ich war müde und wollte schlafen, also nickte ich. „Bis morgen, Jake" sagte ich und legte auf. Wahrscheinlich wollte er mich wegen vorhin fragen- besser, wir vergessen das einfach. Das was ich am besten konnte. Gesprächen aus dem Weg gehen und vergessen. Ich legte mich wieder hin, mein Handy wie oft in letzter Zeit schön neben mir.







Ich kam am nächsten Morgen früher in die Redaktion um als Entschuldigung für gestern ein paar Sachen ohne Jake zu erledigen- da saß er schon am PC. „Was machst du denn hier?" fragte ich, als ich mich hinter seinen PC gestellt hatte. Kurz erhaschte ich einen Blick auf den Bildschirm, bevor Jake ihn geschockt wechselte- und ich sah meinen Namen. „Was machst du da? Hast du mich etwa gegoogelt?" meinte ich mit einem Grinsen, doch Jake senkte den Blick und öffnete die Seite wieder, die er weggeklickt hatte. Ich las weiter. „Meine Geburtsurkunde? Was soll das?" Jake stand auf und stellte sich vor mich hin, seine Kiefermuskeln angespannt, er sah mit traurigem Blick auf mich hinunter. Er öffnete den Mund, bekam jedoch keinen Ton heraus. „Jake? Was ist los?" Ich wurde nervös und verschränkte die Arme vor der Brust. Er strich sich durch die Haare, dann kaute er kurz auf seiner Backe rum. „Sei nicht böse, bitte!" Ich war total verwirrt und runzelte fragend die Augenbrauen. „Was ist hier los, zum Teufel?" Er schaute mich an. „Eigentlich habe ich nur geschaut... ob du, Na ja... Ich habe deine Ex-Freunde gesucht." Mir fiel die Kinnlade runter. „Du hast WAS?" Er knackte mit den Fingern, dann schüttelte ich den Kopf. „Und wieso hast du die auf meiner Geburtsurkunde gesucht?" fragte ich sarkastisch. Er atmete tief aus. „Ich habe deinen Namen durch dieses neue System laufen lassen- und hab ziemlich komische Sachen rausgefunden." Ich hob wieder die Augenbrauen. „Du hast komische Sachen herausgefunden?" Er deutete auf das Datum, als meine Geburtsurkunde ausgestellt wurde. Sie wurde ganze 15 Monate nach meiner Geburt ausgestellt. Ich lief näher zum Monitor und betrachtete die Urkunde. „Komisch" murmelte ich, dann setzte Jake sich wieder hin. „Fand ich auch, also hab ich weiter gesucht. Man findet mit diesem System ALLES." Er tippte etwas ein, doch ich schaute gar nicht hin. Ganze 15 Monate? Vielleicht hatten sie meine Geburtsurkunde ja verloren oder sie musste aus irgendeinem Grund neu gedruckt werden.... „ich habe die ersten 15 Monate deines Lebens gesucht und rausgefunden, dass es über dich nichts, aber wirklich NICHTS gibt. Kein gekauftes Baby Bett, keine Kindergruppen Aufzeichnungen, nichts. Doch nach der Ausstellung konnte ich feststellen, dass deine Eltern Kinderwägen und Windeln gekauft hatten." Ich schüttelte den Kopf und schaute Jake an. „Wie hast du das rausgefunden? Und was willst du damit sagen?" Er tippte wieder etwas ein und es erschienen verschiedene Nummern. „ich habe die Kreditkartenabrechnungen deiner Eltern bis zum Jahr 1995, also ein Jahr vor deiner Geburt, zurück verfolgt, und da waren gekaufte Töpfe, Tische und Vorhänge, aber keine Babyartikel." Ich atmete tief aus. „Vielleicht haben sie alles bar bezahlt?" Jake legte den Kopf schief. „Ich denke kaum, dass jemand Babymöbel bar bezahlt, und sowieso, irgendwann hätten sie etwas mit Karte bezahlt." Ich atmete aus. „Ist doch jetzt völlig egal! Wir suchen den Mörder des Mädchens, richtig?" Jake schaute mich lange mit seinen blauen Augen an, dann nickte er. „Tut mir leid." Dann klingelte mein Handy. „Edwards?" meldete ich mich, da die Nummer Unbekannt war. „Hallo, hier ist Melanie Web, und ich hätte da vielleicht ein paar Informationen zu ihrem Artikel über den Mord von 1995." Ich riss meine Augen auf und stellte auf Lautsprecher. „Das ist ja prima!" Ich holte einen Stift und einen Block heraus und legte mein Handy auf den Tisch. „Also das Mädchen... Sara Lisa... sie wohnte bei mir in der Straße... und...." Ich nahm das Handy und hielt es mir wieder ans Ohr. „ich denke, ich und mein Kollege besuchen sie, dann sprechen wir persönlich. Wie finden sie das?" Die Frau lachte kurz auf, dann atmete sie aus. „Okay." Sie gab mir ihre Adresse durch und ich legte auf. Sie lebte in Brighton, das waren knapp zwei Stunden von hier. „Ich kann es nicht glauben, wir haben eine Zeugin." Jake stand auf. „Mach mal Halblang" lachte er, „Wir wissen nicht, was sie zu sagen hat." Ich nahm meine Jacke. „Komm, wir fahren hin!"

LuziferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt