Täglich grüßt das Murmeltier

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Fast Atemlos kam ein paar die Türe herein- die Frau trug ein Kleinkind auf ihrem Arm.

„Wir müssen sie verstecken!" rief die Frau fast hysterisch, als der Mann einen Wäschekorb nahm und ihn in einen Wandschrank stellte.

„Leg sie hier rein!"

Kurz zögernd legte die Frau das Kind in den Korb.

Sie nahm eine dünne Decke von dem Bett und kniete sich zum Baby nieder.

„ Es tut mir so leid, mein Schatz. So leid. Ich liebe dich, Micaela." Ich spürte ihre Angst, ich sah es in ihren Gesichtern, ich roch es, ich spürte es.

Auch der dunkelhaarige Mann kniete sich hin.

„Ich will, dass du weißt dass wir dich lieben. Für immer."

Dann legte er die Decke über den Korb und schloss die Schranktüre.

Dann war es kurz still, bis die Tür mit gewaltigem Schwung gegen die Wand flog und ein Loch im Putz hinterließ.

„Nein!" dieser Markerschütternde Schrei kam eindeutig von der Frau, dann hörte ich ein Klatschen, als würde jemand geschlagen werden.

Und dann wandte der Mann sein Gesicht zu mir und schaute mit großen Augen in meine Richtung.

Dann schien der Film langsam zu verblassen....

Mit einem Schrei fuhr ich auf und saß stocksteif im Bett.

Diese Träume werden immer realer.

Diese Augen... kamen mir so bekannt vor, und während ich überlegte, lief es mir eiskalt den Rücken runter.

Ich hörte den Schrei, der durch meinen Kopf hallte und langsam leiser wurde.

Schwer atmend schmiss ich die Decke zurück.

Jesus, war ich nassgeschwitzt.

Ich stand auf und lief in mein eigenes Bad.

Meine Eltern und ich wohnten in einem Mietshaus, welches ab meinem zwanzigsten Lebensjahr aufgeteilt wurde. Ich hatte eine eigene Etage mit Küche und Bad, doch ich aß sowieso die meiste Zeit bei meinen Eltern.

Ich starrte in den Spiegel und ließ mir kaltes Wasser über meine Handgelenke laufen.

Lange starrte ich mich an, dann lief ich zurück und kroch in mein Bett.

Ich schnappte mir mein Handy und scrollte mich durch Facebook, Twitter und Instagram, und als es dort nichts neues gab, legte ich es für fünf Minuten weg, nur es dann wieder von vorne zu beginnen.

Um halb vier am morgens legte ich mein Handy dann weg und schaffte es, nochmal einzuschlafen- der Schrei schien immer wieder durch meinen Kopf zu hallen- vielleicht ein Hilfeschrei, doch sie waren gefangen in meinem Kopf und ich konnte nicht helfen....

Als mein Wecker klingelte, streckte ich mich ausgiebig.

Ich stand auf und zog mich an; dem Wetter nach zu urteilen wird das bestimmt ein sonniger Tag. Die Sonne schien und es waren keine Wolken sichtbar.

Also zog ich mir meine schwarze Destroyed Jeans an und einen übergroßen, grünen Pulli.

Ich kämmte meine Haare über die Schultern und legte mir meine Ringe an.

Dann stellte ich mich ins Bad und versuchte, mir die Müdigkeit aus meinem Gesicht zu schminken.

Und bekam es auch ganz gut hin.

„April?"

Ich hörte die Schritte meiner Mutter, die durch mein Zimmer huschten.

„Im Bad!"

Und da erschien auch schon ihr hübsches Gesicht.

„Willst du denn nichts essen?"

Ich lächelte sie an.

Ich hatte zwar keine Gemeinsamkeiten mit ihr, doch ich hoffte wirklich, ich würde so hübsch werden wie sie: Mit ihren langen, roten Haaren, ihren braunen Augen und dem markanten Gesicht. Ihre Lippen dünn, aber schön geschwungen, immer lachend.

„Ähm, nein. Ich nehme mir was mit."
Sie nickte und hielt mir eine Tüte hin, überrascht schaute ich sie an.

„Dachte ich mir schon, also: einen Cupcake und ein Sandwich."

Ich lachte auf. „Du bist die Beste!"

Ich nahm mir die Tüte, dann zog ich mir meine braunen Chucks an.

Meine Mom musterte mich mit stolzem Gesicht.

„Was?" fragte ich und grinste.

Sie grinste zurück. „Du bist so hübsch."

Ich legte den Kopf schief. „Sagst du!"

Sie lachte und kam auf mich zu, schlang ihre Arme um mich und drückte mich an sich.

Ich trug zwar keine hohen Schuhe, war trotzdem ein gutes Stück größer als sie.

„Ich habe dich lieb, Mommy."

Sie atmete meinen Duft ein. „Ich dich auch, Schatz."

Wir lösten uns voneinander. „Ich muss jetzt leider gehen."

Meine Mutter nickte. „Pass auf dich auf, Darling."

Wieder nickte ich, dann rannte ich aus der Türe.


LuziferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt