Wir kamen an den Schalter, als uns auch schon Grace entgegen kam. Ihre Haare fielen ihr in langen Wellen über die Brust, ihr langes Sommerkleid schmeichelte ihrem Körper.
Unglaublich, diese Frau. „Also, meine süßen." Sie lief gerade an uns vorbei in den Raum, in dem wir uns letztens schon getroffen hatten. Jake schloss die Türe. Grace drückte mir einen Ordner in die Hand. „Das ist alles, was ich finden konnte." Ich schlug die Akte auf. Es war ein Blatt, auf dem stand, dass die DNS mit 60 Prozent Wahrscheinlichkeit zu einem der sogenannten Branson-Brüder gehört. „Ich konnte rein nichts über ihr Leben finden, was vielleicht auch besser ist. Die sind wegen zweifachen Mordes an Mädchen im System, mussten aber wegen mangelnden Beweisen wieder frei gelassen werden." „An Mädchen? Also sind sie ihrem Typ treu geblieben." Ich lächelte Grace an und ich bedankte mich. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, sie nicht zu mögen, es war schlicht und ergreifend nicht möglich. Man musste sie einfach mögen. „Danke für alles, Grace." „Ach, und Jake- Sie haben ein prima System, zu dem nur der wirklich hohe Zugriff hat. Damit findest du alles raus." Sie schauten sich an und es war, als würden sie über Gedanken miteinander kommunizieren. Wieder lächelte ich sie an und dann liefen wir zurück zum Auto. „Jetzt müssen wir nur noch Beweise suchen, dass sie die beiden Mädchen auch getötet haben." Jake nickte. „Lass uns nochmal ins Büro fahren, ich habe eine Idee." Dort angekommen setzte er sich sofort an seinen PC und tippte wie wild auf die Tastatur, die Bilder auf dem Bildschirm wechselten schneller als ich blinzeln konnte. „Was machst du?" fragte ich lachend und ohne mich anzuschauen lächelte er. „Ich hacke mich in ein System, in dem ich viel über die Männer rausfinden sollte- zumindest meinte das Grace." Ich nickte. „Okay, mach das." Dann klingelte mein Handy. „Ja?" meldete ich mich und meine Mutter grüßte mich. „Wir wollten heute etwas schicker Essen gehen, und da dein Vater dich schon lange nicht mehr gesehen hat, dachte er vielleicht, du würdest mitkommen?" Ungewollt atmete ich laut aus und meine Mutter fuhr fort. „Du musst nicht, es war nur ein Vorschlag." „Nein, nein, Mom. Es ist nur, wir haben viel zu tun." Das schlechte Gewissen überkam mich sofort. „Aber ich fahre in ein paar Minuten los. Bis gleich." Ich legte auf und Jake schaute mir ins Gesicht. „Ist etwas passiert?" Ich schüttelte den Kopf. „Ne, ich muss nur mit ihnen essen gehen." Ich nahm meine Jacke. „Tut mir so leid, Jake! Aber ich knn ihnen nicht Absagen. Mann, ich bin eine schlechte Kollegin!" Er stand auf und nahm meine Hand. „Ach was! Du bist die beste Partnerin, die man sich wünschen kann." Ich lächelte, dann beugte ich mich vor und küsste ihn wieder auf die Backe- oder es sollte eigentlich die Backe werden, es wurde aber mehr sein Mundwinkel. „Danke" hauchte ich, dann lief ich schnell aus dem Gebäude.
Im Bus angekommen, verhüllte ich erst mal mein Gesicht in meinen Händen. „Was zur Hölle hast du getan, April Edwards?" Ich atmete schwer aus und ein und versuchte mein Zittern unter Kontrolle zu halten. Es kam einfach, mein Kopf beugte sich von selbst vor, versuchte ich mich zu verteidigen, was natürlich totaler Schwachsinn war. Vielleicht dachte er jetzt, ich wollte ihn mit Absicht auf den Mund küssen? Peinlich berührt schüttelte ich den Kopf und schloss die Augen.
„Scheiße, scheiße, scheiße" murmelte ich immer wieder und malte mir aus, was Jake gedacht haben könnte. Ich kann mich doch nie wieder bei ihm blicken lassen! In Gedanken und immer noch sauer auf mich, wäre ich beinahe am Haus vorbeigelaufen. Ich lief die Treppen hoch und begrüßte meine Eltern. „Warum bist du so rot, April?" fragte meine Mutter, doch ich wusste beim besten Willen nichts zu erwidern. „Die Heizung im Bus war an, ist ziemlich kalt draußen." Ich drehte mich um. „Ich mache mich kurz frisch!" Ich schlüpfte in ein schwarzes Shirt, graue Hosenträger von Top Shop und schwarze Schuhe. Dann fuhren wir auch schon los, es war schwer, meine Schlechte Laune zu verstecken.
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Luzifer
Mystery / ThrillerAls April sich im Rahmen ihrer Ausbildung zur Journalistin durch Cold Cases wühlt, stößt sie auf einen interessanten Fall. Sie nimmt ihn sich an und gleitet immer tiefer hinein- bis sie Dinge herausfindet, die sie Persönlich betreffen und tief in ei...