Kapitel 8

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POV Tara Walker

Rückblick

Ich habe gerade mein gesamtes Gepäck auf mein Bett in der WG abgestellt, als ich das Vibrieren meines Handys in der Hosentasche spüre. Bestimmt ist es Allison, daher schaue ich auch nicht auf das Display, sondern gehe direkt dran. »Hey All. Ich bin gerade angekommen.« Ein kurzes Schweigen und dann ein leises Kichern und mir wird bewusst, dass es doch nicht Allison ist. »Guten Tag Tara. Emilia hier. Ich hoffe, du bist nicht allzu enttäuscht.« Wieder kichert Emilia und auch ich muss lachen. »Hallo Emilia. Du könntest mich nie enttäuschen. Was gibt es denn?« Ein erneutes Kichern und dann ein tiefes Durchatmen, bevor Emilia mir erneut antwortet. »Du sollst bitte so bald wie möglich in das Büro der Direktorin kommen. Sie möchte etwas mit dir besprechen.« Ich verspreche Emilia, dass ich mich sofort auf den Weg machen werde und gleich da bin. Gesagt, getan. Ich klopfe an die Tür zum Sekretariat und betrete das kleine Büro von Emilia. Sie hat es geschafft diesen tristen Raum mit Liebe zu gestalten. Egal wo man hinschaut, überall stehen kleine und große Pflanzen. Bei mir würde sogar Bambus sterben, dabei ist Bambus mitunter die widerstandsfähigste Pflanze überhaupt.

»Hallo Emilia. Wie geht es dir? Hast du die Ferien genießen können?« Ich lehne mich an den Tresen, spiele mit den Blättern einer kleinen Pflanze und lächel Emilia an. Sie ist wirklich ein Engel auf Erden. Sie ist immer für andere da, kümmert sich um alle möglichen Dinge und verlangt nicht mal Gegenleistungen. »Grüß dich Tara. Mir geht es gut. Und ja, ich konnte die Ferien genießen. Ich war mit meinem Mann und meiner Tochter in Irland. Es war wundervoll. Wie waren deine Ferien?« Ich nehme die Tasse Kaffee, die Emilia mir reicht und bedanke mich. »Meine Ferien waren in Ordnung. Wir haben den größten Teil in London bei meiner Familie verbracht. War nicht immer friedlich, aber welche Familie ist das schon. Weißt du denn was die Direktorin von mir möchte?« Emilia schüttelt den Kopf, aber zeigt mit der Hand bereits zur Tür meiner Chefin. »Nein das weiß ich nicht. Aber du findest es sicherlich heraus. Du kannst direkt rein gehen.« Noch einmal bedanke ich mich bei ihr, drehe mich um und mit der Kaffeetasse in der einen Hand, klopfe ich mit der anderen Hand an der Tür der Direktorin und nach einem grummelndem Herein betrete ich das Büro.

»Guten Morgen.« Ich trete an den imposanten Schreibtisch heran und beobachte meine Chefin, die sich über unzählige Unterlagen beugt und irgendetwas nieder schreibt. Während ich darauf warte, dass sie ihr Wort endlich an mich richtet, lasse ich meinen Blick durch das Büro gleiten. Im Gegensatz zu Emilias Büro ist dieses weniger einladend. Die Möbel sind dunkel, ebenso die Regale an den Wänden. Der Teppich, der hier ausgelegt ist, ist so dick dass man darin versinkt. Vor dem großen ebenfalls dunkel gehaltenen Schreibtisch stehen zwei Sessel, von denen ich weiß dass sie furchtbar unbequem sind.

»Nun setz dich doch endlich. Du machst mich wahnsinnig, wenn du einfach so herumstehst.« Die Stimme meiner Chefin reißt mich aus meinen Überlegungen und ich zucke heftig zusammen. Zum Glück ist meine Kaffeetasse fast leer. Nicht auszudenken was los wäre, wenn ich was verschüttet hätte. Ich lasse mich also auf einen der Sessel nieder und komme nicht umhin das Gesicht zu verziehen, als mein Hintern die harte Sitzfläche berührt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich der Direktorin dabei zugesehen habe, wie sie ein Schriftstück nach dem anderen unterschrieben hat, lehnt sie sich in ihrem Sessel zurück und nimmt ihre Brille ab.

»Guten Morgen. Ich möchte etwas mit dir besprechen, deshalb habe ich dich herrufen lassen. Wir bekommen in diesem Schuljahr eine neue Schülerin. Sie heißt Jamie Wright und kommt von einer öffentlichen Schule in London. Und sie wird in deine Wohngemeinschaft einziehen. Ich halte dich am geeignetsten, daher wirst du ein Auge auf sie haben. Wenn ich ihre Akte richtig deuten kann, dann hat diese junge Dame so einiges auf dem Kerbholz. Und ich möchte, dass du ihr die Flausen austreibst.«

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