Kapitel 13

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Am nächsten Morgen stehe ich komplett übermüdet auf dem mit Kies bedeckten Parkplatz des Internats und warte ungeduldig auf Tara. Ob sie wirklich die Direktorin dazu überreden kann mich in die Stadt zu lassen? Es ist ja auch kein Geheimnis, dass sie nicht unbedingt mein größter Fan ist. Herzhaft gähnend reibe ich meine müden Augen, denn die Vorstellung mit Tara mehrere Stunden alleine zu sein hat mich wirklich um meinen Schlaf gebracht. Erneut nippe ich an meinem Energydsrink und tippe weiterhin mit meinem Fuß auf den Boden. »Wo bleibt sie denn?« flüster ich nervös vor mich hin, aber kurz darauf erfassen meine Augen die schönste Frau, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Tara kommt freudestrahlend auf mich zu und klimpert mit ihrem Autoschlüssel. Das Zeichen dafür, dass die Direktorin ihr Okay gegeben hat?

»Können wir los fahren?« grinst Tara und öffnet lachend ihr Auto, damit wir einsteigen können. »Ich kann nicht fassen, dass der Drache..äh..ich meine Miss Tolliver ihr Einverständnis gegeben hat. Was musstest du dafür tun?« Während Tara den Schlüssel ins Zündschloss steckt, wird ihr Gesicht plötzlich sehr ernst. Tief durchatmend lehnt sie sich in den Sitz zurück und blickt mich aus unergründlichen Augen an. »Ich musste ihr meine Seele verkaufen und versprechen, dass ich mein erstes Kind nach ihr benenne.« Entsetzt starre ich meine Lehrerin an, unfähig das eben gehörte zu verarbeiten, da breitet sich urplötzlich ein enormes Strahlen auf Taras Gesicht aus und ein schallendes Lachen bricht aus ihrem wunderschönen Mund. Und erst da wird mir bewusst, dass Tara mich verschaukelt hat. Ich versuche sofort ein böses Gesicht aufzusetzen, doch ihrem herzlichen Lachen kann ich absolut nicht widerstehen, daher falle ich einfach mit ein.

»Da hast du mich aber erwischt. Das war fies.« Lachend knuffe ich Tara gegen die Schulter, die noch immer kichernd den Motor startet und langsam den Parkplatz der Schule verlässt. »Ich weiß gar nicht was ihr immer habt. Die Direktorin ist gar nicht so schlimm. Man kann jedenfalls mit ihr reden. Und da ihr der Winterball sehr wichtig ist, ist es ihr natürlich ein Anliegen, dass auch du im hübschen Kleid daran teilnimmst.« Ich zucke mit meinen Schultern und versuche mir die Direktorin in nett vorzustellen, nur das funktioniert nicht so gut. Ich glaube, wir kommen da auf keinen grünen Zweig mehr.

»Also! Wie hast du dir dein Kleid vorgestellt? Cindarella vor oder nach Mitternacht?«  Grinsend schaut Tara mich aus den Augenwinkeln an. Sie hat wohl heute morgen einen Clown gefrühstückt oder was? »Oh haha. Du bist ja heute soooo witzig. Was hab ich verbrochen, dass du mich heute ständig verschaukelst?« Schmollend schiebe ich meine Unterlippe hervor und blicke demonstrativ aus der Windschutzscheibe, doch ich im Augenwinkel sehen, wie Tara sich ein erneutes Grinsen nicht verkneifen kann. »Ach Darling. Ich meine das doch nicht böse. Ich bin einfach glücklich, dass wir heute quasi den ganzen Tag alleine sind und das möchte ich einfach genießen. Also mach es dir bequem, wir haben eine lange Fahrt vor uns.« Nun bin ich verwirrt, denn die Fahrt in die nächste Stadt dauert mit dem Auto etwas mehr als eine halbe Stunde.
»Lange Fahrt? Was habe ich jetzt wieder verpasst?« Fragend schaue ich Tara an, die sich schon wieder ein Grinsen nicht verkneifen kann. Tut ihr denn nicht langsam der Kiefer weh? »Wir können gerne in die nächste Stadt fahren, wenn du lieber ein Kleid im Matrosenstil haben möchtest oder mit Anker drauf. Oder aber wir fahren nach Bristol und gehen dort in einen Laden, der wunderschöne Ballkleider verkauft. Die Entscheidung liegt ganz bei dir Darling.« Tara nimmt meine Hand und verschränkt ihre Finger mit meinen und ich kann nichts dagegen tun, als mein Herzschlag sich urplötzlich erhöht. »Dann mal los!«

Zwei Stunden später sind wir in Bristol angekommen. Tara hat mich kurz vorher geweckt, da ich aufgrund meines nächtlichen Schlafmangels bereits nach wenigen Minuten eingeschlafen bin. »Wollen wir zuerst nach dem Kleid schauen oder lieber erstmal was essen gehen?« Nach kurzem Überlegen entscheide ich mich für das Essen, da auch mein Magen sich lautstark zu Wort meldet. Wir stellen Taras Auto auf einen Parkplatz ab und laufen dann gemütlich in die Innenstadt. Liebend gern würde ich ihre Hand nehmen und auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, kann es dennoch sein, dass uns vielleicht jemand sehen kann der uns kennt. Das möchte ich nicht riskieren.

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