Kapitel 11

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Endlich Wochenende. Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen und bin froh, dass endlich Freitag ist. Ich komme gerade von einer Doppelstunde Englisch bei Miss Julien und diese Frau ist wirklich der Teufel. Sie hat natürlich von meinem Verhalten am Montag bei Miss Walker gehört und mir zusätzlich zu meinem Strafaufsatz einen weiteren Aufsatz aufs Auge gedrückt. Natürlich habe ich mir das mich gefallen lassen, ist doch klar. Und Miss Julien ist auch auf meine Beschwerde eingegangen. Nun ja, ich darf zusätzlich zum Aufsatz eine Woche nachsitzen. Blöde Schnepfe.

Generell war die restliche Woche nervenaufreibend. Ich habe das Gefühl, dass ich mich wieder in die Jamie ändere, die ich war bevor ich hier auf das Internat musste. An meiner alten Schule habe ich mir nie was von den Lehrern sagen lassen. Ich habe mich mit jedem einzelnen angelegt. Wie auch diese Woche. Allen voran mit Miss Walker. Missmutig habe ich ihr irgendwann im Kunstunterricht meinen Aufsatz hingelegt und sie schaut mich nur regungslos an und bedankt sich nicht mal. Ich könnte wetten, sie liest ihn nicht mal. Da hätte ich mir die Mühe bestimmt auch sparen können.

Außerdem habe ich im Sportunterricht das Geräteturnen verweigert. Habe einfach behauptet, dass ich meine Tage hätte. Miss Walker war natürlich nicht begeistert, aber ich habe mich partout ich überreden lassen. Zu sehr ist die Erinnerung an die letzte Sportstunde noch in meinem Kopf präsent gewesen.

Nun ja, jetzt ist jedenfalls Freitag. In London würden wir jetzt Pläne schmieden und überlegen, welche Clubs wir unsicher machen könnten, aber hier gibt es ja nicht mal ein Pub oder so. Es ist wirklich eine Einöde und ich komme um vor Langeweile. Die anderen Mädels sind über das Wochenende in die nächst größere Stadt gefahren und obwohl ich volljährig bin, möchte der Drache eine Erlaubnis meiner Eltern haben, die sie natürlich nicht raus gerückt haben. Man kann sich also vorstellen, wie wütend ich deswegen auf sie bin. Die Mädchen sind nicht da und ich bin, mal wieder, allein mit Miss Walker in der WG.

Ich setze mich auf und greife zum Handy um Oliver eine Nachricht zu schicken.

Ich: Hey Olli, bitte sag mir das du das Wochenende im Internat bist. Denn wenn ich nicht, suche ich mir den höchsten Turm von diesem Kasten und stürze mich hinab.

Oliver: Jams, ich gehör nur dir. Was möchtest du unternehmen? Sollen wir die hiesigen Clubs unsicher machen? Oder wollen wir zum Bungee Jumping? Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, Baby. ;)

Lachend schüttel ich leicht den Kopf und bin wirklich erleichtert, dass wenigstens Oliver dafür sorgen kann dass ich nicht vor lauter Langeweile umkomme.

Ich: Wie wäre es, wenn wir beide erst einmal einen aufregenden und abenteuerlichen Spaziergang machen. Frische Luft und ein blauer Himmel ist gut fürs Gemüt hab ich mal gehört.

Oliver: Das klingt gut. Wir treffen uns gleich in der Lobby. Vergiss deinen Spazierstock nicht. :)

Ich lege mein Handy aufs Bett, gehe zum Kleiderschrank und schnappe mir Jeans und einen grauen Rollkragenpullover. In Rekordzeit bin ich umgezogen und die Uniform landet zumindest für dieses Wochenende in der hintersten Ecke meines Zimmer. Noch die Mütze auf und meine geliebte Lederjacke an und ich bin bereit.

Ich betrete den Flur und bin ganz erleichtert, dass Miss Walker nirgends zu sehen ist und verlasse dann die WG. Kaum in der Lobby angekommen, sehe ich Oliver oben an der Treppe stehen. Bevor er allerdings einen Fuß auf die erste Stufe setzt, funkelt er mich grinsend an, geht zum Geländer und schwingt seinen Hintern drauf. Er wird doch wohl nicht? Aber doch, er macht es. Er rutscht von ganz oben in einer Mordsgeschwindigkeit nach unten und kommt sicher auf zwei Beinen bei mir an. Anerkennend applaudiere ich und möchte gerade etwas sagen, als wir die Schritte von sich nähernden High Heels hören. Oliver blickt über meine Schulter und sein Grinsen erstarrt in der nächsten Sekunde. Irgendwie habe ich die Befürchtung, dass es der Drache ist, der da hinter mir steht, also sammel ich all meinen Mut zusammen und drehe mich um. Aber nichts da, es ist nicht die Direktorin. Nein, es ist natürlich Miss Walker und ehe ich mich davon abhalten kann, habe ich schon die Augen verdreht.

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