Kapitel 4: Abendessen

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Als es endlich Zeit zum Abendessen war, folgte Saskia Sina in die Cafeteria und setzte sich mit ihr auf einen ziemlich abgelegenen Tisch.
Das änderte nichts daran, dass alle sie anstarrten, und Saskia fragte sich, ob es an ihrem ziemlich Aufsehen erregendem Kleid lag, doch bald fragten sie ein paar Leute, ob sie sich zu ihnen setzen durften, worauf es an ihrem Tisch reichlich voller wurde, bis Sina meinte, sie sollten sich erst einmal etwas zum Essen holen.

Saskia ging im Kopf noch einmal die Regeln ihrer Eltern durch und entschied sich dann für einen ganz gewöhnlichen Apfel. Als sie mit ihrem Tablet zu ihrem Tisch zurückkehrte, starrten alle auf den Apfel.

,,Was ist?",
fragte Saskia und betrachtete besorgt den Apfel. War er vergiftet oder was?
,,Du kannst mir doch nicht sagen, dass ihr sowas zuhause isst", fragte ein Junge namens Luca und deutete auf den kleinen Apfel.

Als sie nickte, murmelte jemand:
,,Kein Wunder, dass du so dürr bist",
und Saskia tat einfach so, als hätte sie den Kommentar überhört und biss herzhaft in ihren Apfel.

Nach einer Weile fragte Sina:
,,Sag mal tut das nicht weh, so verkrampft wie du dasitzt?", und gestikulierte auf ihren geraden Rücken.
Ein wenig verdutzt antwortete Saskia:
,,Naja, meine Eltern haben mich und meinen Bruder streng erzogen, damit wir kein Hohlkreuz bekommen"
Dass schien wohl das Stichwort für alle außer Sina gewesen sein, sie nach ihrem Bruder auszufragen.

Mit jeder Frage wurde ihre Miene finsterer und es war, als würde Saskias Herz der nächste Stich versetzt worden sei.
Denn ihr wurde damit klar, dass alle Leute nur wegen ihrem Bruder mit ihr am Tisch saßen. Warscheinlich wünschten sie sich sogar, dass ihr Bruder hiersitzen würde, statt dem kleinen, armseligen Mädchen, dass immer im Schatten ihres berühmten Bruders stehen würde.

Der Apfel schmeckte auf einmal sauer.
Saskia platzte der Kragen.
Wieso konnten die Leute sie nicht einfach in Ruhe lassen und nicht noch mehr Salz in die Wunde streuen?
Saskia hatte bemerkt, dass auch die Lehrer sie beobachteten, aber es war ihr egal.
Sie musste hier raus.

Ohne ein Wort zu sagen, stand sie auf, schob ihr Tablet von sich und ging.

In ihrem Zimmer angelangt, wollte Saskia ihrer Wut einfach nur freien Lauf lassen.
Sie kickte ihre Stöckelschuhe so weit durchs Zimmer, wie sie konnte und begann, auf ihr Kissen einzudreschen, bis die Federn flogen.
Als sie sich langsam beruhigte, beschloss sie das einzig sinnvolle zu tun, was ihr noch blieb: Schlafen.

Also machte sie sich wie üblich bettfertig und verkroch sich in ihrem Bett.
Sie blieb allerdings noch lange schlaflos, und selbst als Sina dazugekommen war und sich in ihr Bett geschlichen hatte, schlief sie noch nicht.
Erst viel, viel später fand sie in einen unruhigen Schlaf.

Perfekt- eine Woodwalker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt