Emi POV
Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen. Endlich war ich wieder zu Hause. Zwar war es nur eine Woche, die ich in der Psychiatrie verbracht habe, aber mein Lieblingsort ist es definitiv nicht. Trotzdem bin ich dankbar, dass es so einen Ort gab, damit Menschen wie mir geholfen werden konnte.
Mir ging es schon deutlich besser und ich hatte nicht mehr wirklich konkrete Suizidgedanken, allerdings wurde ich auch Medikamentös komplett neu eingestellt, und deswegen ein wenig neben der Spur.Meine Brüder waren mir zum Glück nicht böse, dass ich heimlich die Medikamente abgesetzt habe. Als ich ihnen erklärt habe wieso, konnten sie es, glaube ich, verstehen. Trotzdem behandelten sich mich jetzt noch mehr wie ein rohes Ei. Ich möchte mich nicht darüber beschweren, denn in dieser einen Woche habe ich genügend Menschen kennengelernt, wo die Eltern einfach gar kein Verständnis hatten oder keine Unterstützung waren. Und das kann ich von meinen Brüdern definitiv nicht behaupten, da nehme ich lieber in Kauf, dass sie zu nervig sind.
An meinem Therapieplan hat sich nichts wirklich verändert, außer das ich jetzt noch einmal die Woche zur Ergogruppentherapie musste. Aufgrund des Suizidversuch bin ich in der Warteliste nach oben gerutscht und habe endlich einen Platz bekommen. Wuhu, da kommt Freude auf. Nicht. Aber wenn es helfen soll....
Für die ganze Nächste Woche war ich noch krankgeschrieben. Das nervte mich ebenfalls, ich war gerade mal zwei komplette Woche in der Schule und schwups lande ich wieder in der Klinik und bin Krankgeschrieben. Zum Glück hatten meine Lehrer mir alles hochgeladen auf mein Schülerprofil, sodass ich ganz einfach die Aufgaben nach holen konnte. Dafür habe ich dann nächste Woche genügend Zeit. Allerdings musste ich mit zu Jake und Lukas auf die Arbeit, da beide sich kein Frei nehmen können. Das ich alleine zu Hause bleibe, wurde von allen Menschen inklusive mir abgelehnt. Davor hatte ich erstens viel zu viel Angst und zweitens konnte ich mir selber nicht trauen. Hört sich vielleicht blöd an, ist aber die Wahrheit.
Was in den letzten zwei, drei Wochen passiert ist, ist nur verschleiert in meinen Gedanken. Ich habe nicht als Emi gehandelt, sondern als die kranke Emi. Die Ärzte in der Klinik meinten, dass es komplett normal wäre, dass man in deprissiven Episoden nicht mehr man selbst ist und sich im Nachhinein nicht mehr wirklich daran erinnert, was passiert ist.
„Brauchst du Hilfe?" kam Ryan in mein Zimmer rein. Ich schüttele mit dem Kopf, ich glaube auspacken bekomme ich noch gerade selbst hin. Mein Bruder ließ sich auf mein Bett fallen und schaute mir beim auspacken zu.
„Die Jungs haben direkt am Montag nach dir gefragt und haben sich voll Sorgen gemacht, als ich ihnen erzählt habe, dass du krank bist. Darian wollte mir natürlich nicht glauben, ich habe ihm aber nichts gesagt. Vielleicht solltest du den Jungs irgendwann mal erzählen, dass du krank bist. Es muss ja nicht morgen sein oder detailliert aber wenn nochmal irgendwas passiert, können sie dir besser helfen. Denk mal drüber nach Emchen. Sie haben durch wirklich sehr lieb und freuen sich voll, dass du endlich wieder mehr bei uns bist." er zwinkerte mir zu und verließ dann mein Zimmer.
Er hatte ja irgendwie recht. Wenn ich Diabetes oder eine andere physische Krankheit hätte, würde ich es ihnen wahrscheinlich auch nicht verheimlichen. Ich schäme mich nicht, dass ich psychisch krank bin aber ich schäme mich für die Vergewaltigung.
Ach das Leben ist doch blöd. Frustriert setze ich mich auf mein Bett. Würde das jetzt immer so gehen? Ich bin stabiler, mir geht es besser und dann schwups lange ich in der Klinik und alles geht von vorne los? Es ist wie bei Monopoly: Gehe über Los aber ziehe keine 200€ ein. Das ist doch einfach als scheiße.
„Worüber zerbrichst du dir schon wieder den Kopf?" unterbricht Jake meine negativen Gedanken. Er ist an meiner Tür gelehnt und schaut mich sorgenvoll an. Ist heute eigentlich Tag der offenen Tür?
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fighting for trust
Художественная прозаBand 2 der Trust-Reihe Emiliana ist frisch aus der Klinik entlassen, jetzt kann also alles wieder gut werden. Oder nicht? Doch da scheint sie sich zu täuschen, jeden Tag hat sie mit ihrem Trauma und Krankheiten zu kämpfen. Zum Glück unterstützen ih...