Chapter 2

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- Hyunjin -

Es war kurz vor acht Uhr abends, als ich bei Jisung und Minho zum geplanten Treffen ankam. Mein Kopf dröhnte noch immer etwas, aber die Chance, wieder in der einzigen Runde zu sein, in der ich nicht auf mein Aussehen reduziert werden würde, wollte ich nicht bereuen.

„Ich dachte, Jeongin wäre spät dran, aber du übertriffst alles.“ Jisung öffnete mir die Tür, schaute mich anfangs verwirrt an, zog mich dann aber in eine Umarmung. „Wo ist Jeongin?“, fragte ich, als mich im Wohnzimmer die anderen, aber nicht er begrüßten. Ich schaute unauffällig in den Flur zurück, aber die Badezimmertür war offen. „Er ist schon gegangen, um etwas Schlaf nachzuholen.“ Dass ausgerechnet Changbin das sagte, ließ mich innerlich zusammenzucken. Er hatte mit Schlafstörungen zu kämpfen und auch heute noch Phasen, in denen er keinen anständigen Schlaf fand.

Ich nickte und ließ mich neben Seungmin auf dem Sofa nieder. Wir waren beste Freunde, entfernten uns mit dem Alter aber immer weiter voneinander. „Wie geht es Yujun?“, fragte ich ihn. Er verdrehte die Augen. „Die Frage habe ich schon vor Stunden beantwortet.“

Ich biss mir auf die Zunge, um mich von einem Satz abzuhalten, der alles verschlimmern würde, und stand lediglich auf, um irgendetwas zu tun, damit ich mich dann zu Felix setzen konnte, um weniger auffällig Abstand zu nehmen. Ich war mir sicher, dass es allen aufgefallen war. Niemand thematisierte es. Seit Jahren war mein Verhalten ein Thema, das ohne mich besprochen wurde. Sie wussten nur nicht, dass ich es wusste.

Felix ließ sich auf ein Gespräch ein, auch wenn er viel zu dumme Fragen stellte, dafür dass er eigentlich etwas anderes wissen wollte. Niemand fragte mehr, wie es mir ging. Als ich vor einigen Monaten deswegen an die Decke gegangen war, schien das zu einem verbotenen Thema geworden zu sein. Generell kam es mir so vor, als würde man mich mit Samthandschuhen anfassen. Als wäre ich eine Bombe, die jederzeit in die Luft gehen könnte. Und wahrscheinlich war ich auch genau das. Meine Impulsivität hatte mir schon genug genommen, ich hatte Angst, deswegen alles zu verlieren.

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Am Montag kam ich etwas zu spät zum Fotoshooting. Meine Managerin sah mich mit wütenden Augen an. „Hyunjin", zischte sie, während sie mit schnellen Schritten neben mir herging. „Die Models warten schon seit einer Stunde auf dich, wo zur Hölle warst du diesmal?"

Ich wusste, dass sie es mir nicht abnehmen würde, wenn ich sagte, dass ich zu Hause gewesen wäre. Aber diesmal stimmte es tatsächlich. „Keine Ahnung, irgendwo in Itaewon“, log ich, um keine unnötige Diskussion aufkochen zu lassen. Sie schnalzte abfällig mit der Zunge. „Männer wie du ekeln mich an. Du kannst froh sein, dass ich dich kennengelernt habe, bevor ich wusste, wie wenig Wertschätzung du für Frauen übrig hast. Jetzt mach deine Arbeit, bevor ich dir in den Arsch trete.“

Ich ließ mich von ihr in die große Halle stoßen, in der das Team der Firma schon auf mich wartete. „Mr. Hwang, schön, Sie zu sehen.“ Der Leiter des Marketing-Teams von Fila lächelte mich an. Ich war mir ziemlich sicher, dass er sich nicht freute und ich wieder einmal meinen ersten Eindruck verkackt hatte.

„Ich steckte im Stau, tut mir leid.“ Auch hier verließ lediglich eine Lüge meine Lippen, aber er schien sie zu glauben. Zumindest wollte er das. „Brauchen Sie noch einen Moment, oder können wir beginnen?“

„Ich wäre soweit, starten wir.“ Ich zog meine Jacke aus und bemerkte die Blicke auf mir. In den Medien wurde ich Shooting Prince genannt: Ein Mann, so schön, dass er doch eigentlich vor die Kamera gehörte. Und nicht dahinter.

Deswegen starrten mich die Menschen besonders an, sie wollten das hübsche Gesicht aus den Medien sehen. Ich war wahrscheinlich mehr für mein Aussehen bekannt als für meine Fotos – zumindest außerhalb der Szene.

Ex // HyuninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt